Braun-Weißes „Sixpack“: Ein „Titan“ im Tor und gnadenlose Effizienz!

Falke bekommt ein halbes Dutzend eingeschenkt

21. Oktober 2017, 18:05 Uhr

Die Gäste feierten ein halbes Dutzend Tore, drei wichtige Punkte - und den Führungstreffer etwas provokativ vor dem Falke-Anhang. Foto: Klaas Dierks

Unter besonderen Vorkehrungen stand das Spiel des HFC Falke gegen den FC St. Pauli III. Im Vorfeld mussten Sicherheitsmaßnahmen getroffen werden, die den Ausschreitungen im letzten Aufeinandertreffen geschuldet waren. Aber um es vorweg zu nehmen: Diesmal blieb es weitestgehend ruhig. Vereinzelt flogen Bierbecher, nach dem Führungstreffer für die Kiezkicker in Richtung der Spieler, die vor den Fans des HFC Falke jubelten. Ansonsten bekamen die Zuschauer viele Tore zu sehen, die allerdings sehr einseitig verteilt waren. Und so urteilte HFC-Coach Hellmann auch: „Das haben wir uns irgendwie anders vorgestellt!“ Währenddessen jubelte Gäste-Trainer Eric Staats, der selbst auflief: „Das sind drei richtig schöne Punkte! Damit bleiben wir oben dran und das ist unser Hauptziel, den Abstand nach unten weiter zu vergrößern.“

Doch die erste Halbzeit dominierte Falke, zumindest chancentechnisch gesehen - die Tore aber erzielten die Braun-Weißen. Doch der Reihe nach: Nach drei Minuten vergab Colin Heath die erste Möglichkeit des Spiels, als Keven Herrmann ihm den Ball zuflankte. „Die Effizienz war natürlich der riesige Unterschied“, befand Hellmann nach der Partie. Denn mit der ersten Gelegenheit für die Gäste erzielte Dennis Gerdes den Führungstreffer. Tobias Röhnelt spielte den Ball in die Mitte, wo der Torschütze keine Probleme mehr hatte, den Ball über die Linie zu befördern. Der anschließende ausgiebige Torjubel vor den Heimfans zählte dann eher zur Kategorie: völlig unnötig.

Foto: Klaas Dierks

In der Folge kam Falke aber immer wieder gefährlich vor das Gehäuse der Gäste, ohne jedoch Profit daraus zu schlagen. Heath (14.) und Dennis Grienig (14., 19.) scheiterten entweder am eigenen Unvermögen oder an Gäste-Torwart Joscha Tiedje. Dann kam wieder die Staats-Elf zu Gelegenheiten und nutzte diese eiskalt aus. Erst scheiterte der Spielertrainer höchstselbst noch am gut reagierenden Anton Ritter (25.), doch nicht einmal zehn Minuten später lag der Ball wieder im Netz. Mit dem zweiten wirklich gefährlichen Angriff erhöhten die Gäste den Spielstand noch vor der Halbzeit. Nach einem Fehler in den eigenen HFC-Reihen schnappte sich Martin Rütz das Spielgerät und steckte auf Raphael Wolf durch, der auf 2:0 erhöhte – Torwart Ritter rutschte die Kugel noch durch die Beine (33.)! Falke war um eine Antwort bemüht, doch auch Yannick Bräuer konnte den starken Tiedje nicht überwinden (38.).

Die größte aller Möglichkeiten hatte kurz vor der Halbzeit jedoch Christopher Dobirr, der es aber nicht schaffte, Tiedje vom Elfmeterpunkt zu bezwingen (44.)! „Das war ein brutales Spiel, das muss man so sagen. Ich glaube, wenn man das Chancenverhältnis im ersten Durchgang so sieht, dann sind diese klar auf unserer Seite - wir machen aber kein Tor. Da passt es auch dazu, dass du noch einen Elfmeter verschießt“, fasste Hellmann ernüchternd zusammen.

Die Fans des HFC Falke mit einer Botschaft an die Fans des FC St. Pauli III. Foto: Sager

Zu Beginn der zweiten Halbzeit hielten die Fans der Hausherren ein Plakat mit einer Botschaft für die mitgereisten St. Pauli-Fans in die Höhe. Darauf zu lesen war: „Eure Gewalt ist nur ein stummer Schrei nach Liebe.“ Fußballerisch gesehen konnte wieder Falke die ersten Akzente setzen. Grienig ging über rechts runter bis zur Grundlinie. Seine Flanke wurde aber von Janne Bredberg geklärt (50.). Die Gäste machten es auf der Gegenseite besser. Wieder vertändelte Falke den Ball im Mittelfeld, woraufhin Wolf zu Röhnelt passte, der vor Ritter cool blieb und sicher einschob (53.)! Von diesem Schock erholten sich die "Hellmänner" aber schnell und konnten durch Steven Schönfeld, der zur zweiten Halbzeit eingewechselt wurde, verkürzen. Herrmann marschierte über die rechte Seite durch und zog in Richtung Tor, Tiedje kam aus seinem Kasten, doch Herrmann legte den Ball quer, sodass Schönfeld ins leere Tor einschieben konnte (56.)!

„Auf das 1:3 haben wir dann aber gut reagiert. Das spiegelt dann auch die Leistung wider“, sagte Gäste-Co-Trainer Riccy Ansorge nach dem Spiel. Denn kurz nachdem Falke verkürzen konnte, stellten die Kiezkicker den alten Abstand wieder her. Nach einem Abschlag von Tiedje fühlte sich kein Spieler der Heimmannschaft angesprochen, entschlossen gegen anzuarbeiten und Röhnelt durfte gänzlich unbedrängt, an Ritter vorbei, einschießen (58.). Das ging viel zu einfach! Nur sechs Minuten später war der eingewechselte Philip Koch auf der rechten Seite schneller als sein Gegenspieler und konnte den Ball in die Mitte bringen. Dort lauerte Rütz, der völlig freistehend aus kurzer Distanz vollstreckte. Zehn Minuten vor Schluss hatte Grienig noch einmal eine Möglichkeit auf Ergebniskosmetik, doch sein Schuss aus gut 22 Metern flog links am Gehäuse vorbei (80.).

St. Pauli III-Fänger Tiedje schien unüberwindbar. Foto: Klaas Dierks

Den Schlusspunkt setzte Wolf, der damit sein Doppelpack schnürte. „Fußballerisch war es ein sehr ansehnliches Tor“, ließ selbst der Stadionsprecher verlauten. Röhnelt steckte auf Wolf durch, der dann die Zeit und die Coolness besaß, Falke-Torwart Ritter auszuspielen, um das Leder dann über die Linie zu befördern (87.). „Wir haben uns in der Pause nochmal eingeschworen und gesagt: Noch einmal verteidigen sie nicht so viel weg. Wir wollten die Chancen erzwingen und nochmal das Comeback schaffen - aber dann werfen uns individuelle Fehler wieder zurück. Und dann hat jeder nur noch ein Stück weit für sich selbst gespielt. Das funktioniert dann nicht! Es ist ganz bitter, wenn du hier mit 1:6 untergehst. Wir hatten zu wenig Ballbesitz und haben zu häufig die Bälle weggeschenkt. Das hat letzte Woche wesentlich besser geklappt. Es ist dann schon überraschend, dass wir es nicht schaffen, von der einen zur anderen Woche rüber zu retten“, fasste Hellmann zusammen und nahm seine Mannen auch in die Pflicht. 

Währenddessen holte sich St. Pauli III-Torhüter Tiedje nach dem Spiel noch ein Sonderlob von der Mannschaft und dem Trainerteam ab. „Überragend im Spiel auf der Linie, da hat er uns dann auch in mehreren Situationen gerettet. Heute hat er sich selbst übertroffen! Auch in der zweiten Halbzeit, wo er direkt vor den Heim-Fans war - da so cool zu bleiben und sich nicht darauf einzulassen, dafür gebührt ihm höchster Respekt. Auch von uns als Trainer“, so Ansorge. „Die Mannschaft weiß aber, wenn wir das Umsetzen was wir wollen, dann sind wir schwer zu schlagen. Ich glaube, wir haben das, was wir uns taktisch vorgenommen haben, auch in die Tat umgesetzt. Wir haben Falke kommen lassen, selbst im richtigen Moment in die Räume gespielt und unsere Chancen effizient genutzt“, fasste ein hochzufriedener St. Pauli III-Trainer nach dem Spiel zusammen.

Autor: Kevin Sager

Fotogalerie