Bein hat Sieg auf dem Fuß – doch das Spitzenspiel endet ohne „Lucky Punch“

Nullnummer zwischen Halstenbek-Rellingen und Paloma

08. Oktober 2017, 18:16 Uhr

Volle Konzentration auf den Ball: Palomas Max Krause (li.) im Zweikampf mit HR-Spieler Raffael Kamalow. Foto: KBS-Picture

Es ist dieses typische Fazit, das es oft nach Punkteteilungen gibt: Hauptsache nicht verloren. Das galt heute Nachmittag auch für die SV Halstenbek-Rellingen und den USC Paloma, die sich auf dem Jacob-Thode-Platz im Spitzenspiel der Landesliga Hammonia mit einem Remis voneinander trennten. Beiden Teams gelang kein Tor, wobei die Chancen da waren. So aber mussten beide Coaches mit einer Nullnummer Vorlieb nehmen. „Ich kann mit dem 0:0 wunderbar leben“, konstatierte HR-Übungsleiter Heiko Barthel, während das bei seinem Widerpart nicht ganz so euphorisch klang. „Das 0:0 geht am Ende in Ordnung“, sagte Steffen Harms – und man musste kein Prophet sein, dass Palomas Trainer in diesem Moment einer Szene aus der 92. Minute hinterher trauerte...

In jenem Augenblick befand sich der USC noch einmal im Angriff und Tom Bein wurde im Strafraum angespielt. Der Stürmer – erst nach 60 Minuten in die Partie gekommen – hatte freie Bahn und quasi den Sieg auf dem Fuß. Sein Schuss aber fand nicht den Weg ins Netz. „Ich hab den schon drin gesehen“, gestand der Schütze nur wenige Minuten nach dem Schlusspfiff und machte keinen Hehl daraus, dass er vom Ausgang des Matches nicht unbedingt begeistert war. „Wenn man als Verfolger beim Ersten spielt, dann will man gewinnen. Wir haben hohe Ziele, wollen am Ende der Saison oben stehen. Derzeit stehen wir nicht da, also sind wir unzufrieden“, sagte Bein und resümierte: „Es war ein umkämpftes Spiel mit vielen langen Bällen. Für uns war es auf dem Rasen schwierig, weil wir zuhause sonst auf Kunstrasen spielen. Jeder hatte damit gerechnet, dass das Spiel ausfällt.“

Bein: „Ich habe den schon drin gesehen“

Abgeschirmt: Samir Kabashi (li.) behauptet den Ball gegen Palomas Rodrigo Lemos-Lala

Tat es aber nicht. „Ich glaube wir haben es richtig gemacht, dass wir heute gespielt haben. Mir ist das gestern ein bisschen schwer gefallen, aber heute morgen um 9.30 Uhr hab' ich gedacht: Wir kreiden mal und spielen bei dem schönen Wetter Fußball“, berichtete HR-Präsident Hans Jürgen Stammer nach dem gestrigen Regentag. Für schön befand Halstenbeks Trainer Heiko Barthel auch die Anfangsphase des Spiels – auch wenn sie ohne nennenswerte Möglichkeiten für seine Elf blieb. „In den ersten zehn Minuten haben wir das richtig gut gemacht. Danach waren wir aus unerklärlichen Gründen auf einmal passiv, haben Bälle verloren und keine mehr festgemacht.“ Er habe, so Barthel den Eindruck gehabt, „dass die Jungs wollten, es aber auf dem Platz nicht liefern konnten. Wir waren von den Gedanken her offenbar nicht frisch. Paloma hat uns zwar nicht an die Wand gespielt, aber acht oder neun Ecken herausgeholt. Da kann immer mal was passieren.“

Und so ging Durchgang eins, was Spielanteile, Ballbesitz und Chancen anging, tatsächlich an die Gäste. Jedoch ohne, dass diese daraus Zählbares gewinnen konnten. Nach knapp einer Viertelstunde bediente Peter Iwosa mit einem öffnenden Pass rechts Denny Schiemann, doch dessen Schuss ging vorbei. Die nächste Gelegenheit für die „Tauben“ hatte Youcef Madadi, als sein Schuss nach einem Doppelpass mit David Both durch die HR-Defensive zur Ecke abgewehrt wurde (25.). Francisco Javier Bacabo Ebongo ließ dann in der 41. Minute im Strafraum zunächst zwar zwei Gegenspieler aussteigen, war anschließend allerdings im Duell mit einem dritten HR-Akteur im Zweikampf nicht widerstandsfähig genug und ging zu Boden, Für einen Elfmeter allerdings reichte dieser Körperkontakt keinesfalls. Und HR? Die Hausherren kamen eigentlich nur zwei Mal vor den USC-Kasten. Erst landete Frederic Ernsts Flanke auf der Latte (38.), dann bediente Marcel Jobmann aus der Zentrale den rechts mitgelaufenen Emre Yalya, doch der ließ sich von Palomas Maxym Marx abdrängen (41.).

Barthel: „Die Jungs wollten, konnten aber in der ersten Hälfte nicht liefern“

Luftkampf: Torsten Hartung (li.) im Kofdballduell mit HR-Offensivkraft Marcel Jobmann. Foto: KBS-Picture

„Wir hatten uns die erste Halbzeit ganz anders vorgestellt“, musste Heiko Barthel aus Sicht der Gastgeber zugeben, während Steffen Harms konstatierte: „Zu Beginn hat man gemerkt, wie viel in diesem Spiel drin steckt. Wir haben vorher zwar versucht, den Jungs den Druck zu nehmen, aber gerade in den ersten zehn Minuten hat man gesehen, dass da viel Respekt vor der Nummer drin war.“ Erst danach habe sein Team „das Spiel gut in den Griff bekommen. Wir hatten mehr Ballbesitz und haben die Spielkontrolle auf unsere Seite gezogen. Von daher sind wir mit der ersten Halbzeit ziemlich zufrieden“, so der USC-Übungsleiter. Logisch also, dass HR nach der Pause etwas ändern wollte und würde. Und so kam es dann auch. „In der zweiten Hälfte dreht sich das Spiel. Wir waren aus unserer Ordnung raus und HR kam mit mächtig viel Energie“, analysierte Harms nach der Begegnung, in der nach dem Seitenwechsel zunächst Marcel Jobmann mit einem zugegeben allerdings auch nicht harten Schuss an USC-Keeper Sebastian Voß scheiterte (52.).

Danach war der Schlussmann der Palomaten auch beim Versuch von Ümit Karakaya auf dem Posten (65.). Auf der anderen Seite steckte Bein dann nach 73 absolvierten Minuten im HR-Strafraum schön auf Ebongo durch, der jedoch das Pech hatte, dass ihm „Goalie“ Patrick Jobmann die Kugel vom Fuß pflückte. Die Hausherren dagegen hatten in der 79. Minute eine weitere Gelegenheit, ihrerseits in Führung zu gehen. Kapitän Alexander Krohn trat von der rechten Seite einen Freistoß in den Strafraum des USC, wo hinten am zweiten Pfosten Yannick Sottorf lauerte, den die Paloma-Abwehr in diesem Moment etwas zu allein gelassen hatte. Sottorf stieg zum Kopfball durch, erwischte das Leder aber nicht ideal. Das Ende vom Lied: Das Spielgerät flog links am Gehäuse vorbei und die Chance auf den „Lucky Punch“ war genau so vorüber wie in der zweiten Minute der „Overtime“ bei Tom Bein vor dem anderen Tor.

Harms: „Wir waren aus unserer Ordnung raus und HR kam mit mächtig viel Energie“

Chance vertan: HR-Keeper Patrick Jobmann (re.) wirft sich Palomas Denny Schiemann in den Weg. Foto: KBS-Picture

„Der entscheidende Faktor in der zweiten Halbzeit war, dass Marcel Jobmann nach der Pause endlich im Spiel war“, begründete Heiko Barthel die Steigerung im Auftreten seiner Mannschaft nach Wiederbeginn. „Er hat die Bälle gut festgemacht, so dass wir die Möglichkeit hatten, durch zweite Bälle oder über außen zu kommen. Wir haben uns so zwei oder drei gute Chancen erarbeiten können. Die von Yannick Sottorf war dabei vielleicht die zwingendste“, bilanzierte der HR-Übungsleiter, und zog für sich abschließend das Fazit: „Wenn man die beiden Halbzeiten zusammen betrachtet, dann ist das Ergebnis okay. In der ersten Hälfte ging das bei uns in die Richtung, dass wir bemüht waren. In der zweiten war das gut von unserer Seite her.“

Auch sein Gegenüber hatte Marcel Jobmann als Grund ausgemacht, warum es bei HR nach dem Seitenwechsel besser lief. „Er hat seine körperliche Präsenz eingebracht und das Spiel verändert“, sagte Steffen Harms. Seine Elf habe im zweiten Durchgang „nicht immer perfekt verteidigt. Die zweite Halbzeit geht an HR. Wir sind erst zum Ende hin noch einmal aufgekommen“, befand der „Tauben“-Trainer, dessen Elf erst an den beiden letzten Hinrunden-Spieltagen mit Niendorf III und Inter Hamburg weitere Gegner von ganz oben hat. „In der Rückserie wird das lustig“, gab sich derweil USC-Stürmer Tom Bein schon mal angriffslustig mit Blick auf diese beiden Begegnungen, die dann 2018 das Saisonfinale einläuten und am Ende vielleicht über Wohl und Wehe im Aufstiegsrennen der Landesliga Hammonia entscheiden könnnten...

Jan Knötzsch 

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