Aus 0:1 mach' 2:1: „Dasse“ zeigt Klasse

TuS triumphiert gegen starke Wedeler knapp

20. August 2017, 22:01 Uhr

Die Hände zum Himmel: Der Dassendorfer Samuel Louca bejubelt seinen Treffer zum 2:1. Foto: KBS-Picture

„Save the best for last“ heißt es ja immer wieder mal gerne. Zu Deutsch ganz frei übersetzt: das Beste zum Schluss. Nun: Die Begegnung zwischen dem Wedeler TSV und der TuS Dassendorf war zwar wahrlich kein Leckerbissen in Sachen Fußballkunst, aber die Sache mit dem Besten am Ende – die stimmt. Denn: Nach dem 2:1-Erfolg im Elbestadion sind die „Wendelwegler“ nun wieder das Beste, was die Oberliga zu bieten hat. Zumindest im tabellarischen Sinne: Die drei Punkte, die die TuS Dassendorf in Wedel einfuhr, sorgen für eine weiße Weste von zwölf Zählern aus vier Spielen und bescheren der Mannschaft von Peter Martens und Thomas Hoffmann erst einmal den Spitzenplatz der Oberliga. 

Selbst Peter Hartien musste in diesem Moment seinen Respekt zollen. „Das“, sagte der Mann, der jahrelang beim TSV Wandsetal in verschiedenen Funktionen tätig war, seit gefühlten Ewigkeiten auf Hamburgs Amateur-Fußballplätzen unterwegs ist und heute aushilfsweise als Stadionsprecher in Wedel fungierte, und nickte dabei anerkennend, „war richtig klasse gespielt.“ Kaum hatte Hartien dies ausgesprochen, griff er zum Mikrofon und kam seiner Pflicht nach: den Torschützen durchsagen, der den Ball soeben über die Linie befördert hatte.

Martens: „In der zweiten Hälfte habe ich endlich großartige Angriffe gesehen“

Gut abgeschirmt: Dassendorfs Amando Aust (vo.) sichert den Ball gegen Wedels Theodoros Ganitis. Foto: KBS-Picture

Es war Samuel Luca, der in jener 67. Minute des Kräftemessens zwischen dem Wedeler TSV und der TuS Dasendorf getroffen hatte. Der Ex-Süderelber war das letzte Glied einer Angriffs-Stafette, in der die Gäste beinahe „One-Touch-Fußball“ gespielt hatten. Von hinten heraus wurde die Kugel blitzschnell nach vorne kombiniert, dann spielten Louca und Teamkollege Sven Möller den letzten entscheidenden Doppelpass – und schon lag das Leder nach Loucas Abschluss hinter Wedels Keeper Stefan Steen in den Maschen. Die TuS führte mit 2:1 – und hatte soeben das Spiel gedreht. Und Loucas Treffer sollte letztlich auch der sein, der der Elf vom Wendelweg den „Dreier“ und den Wedelern die erste Heimniederlage seit dem 4. Dezember 2016 bescherte. Gegner damals war übrigens kein geringer als... – richtig: die TuS Dassendorf.

„Ich hab' das Tor ja nicht alleine gemacht“, gab sich der Schütze des 2:1 bescheiden, als es darum ging, dass er den Dassendorfern im vierten Spiel den vierten Sieg ermöglichte und dafür sorgte, dass die Weste der „Wendelwegler“ weiterhin weiß bleibt. „Der Angriff beginnt beim Torwart, geht dann über den Innenverteidiger immer mit einem Kontakt weiter nach vorne. Das waren am Ende vier, fünf Stationen und ich sorge nur für den Abschluss. Ich freue mich darüber, dass wir das Spiel noch gedreht haben“, konstatierte Samuel Louca. Und Jörn Großkopf, der Übungsleiter der Hausherren erkannte mit Blick auf den am Ende entscheidenden Angriff vor den 120 Zuschauern neidlos an: „Dieses zweite Tor kann man gar nicht verteidigen. Das war hervorragend gespielt.“ Hervorragend gespielt – dieses Lob durfte man zurecht auch dem Auftritt der Wedeler zuschreiben.

Louca: „Wedel war die bisher stärkste Mannschaft gegen die wir gespielt haben“

Feiern mit Bodenhaftung: Samuel Louca lässt sich zu seinem Treffer beglückwünschen. Foto: KBS-Picture

Fand auch Samuel Louca. „Wedel hat richtig gut gespielt, teilweise die erste Halbzeit dominiert. Sie hatten meiner Meinung nach auch die besseren Torchancen. Das war die beste Mannschaft, gegen wie wir bisher gespielt haben. So ein Sieg gibt uns Selbstvertrauen und macht es schwerer für die anderen“, resümierte der 23-Jährige und lag damit auf einer Wellenlänge mit der Analyse von Jörn Großkopf. „Ich kann der Mannschaft null Vorwürfe machen, Wir waren keinen Deut schlechter als Dassendorf. Wir haben ordentlich gegengehalten und die haben zwei Mal aufs Tor geschossen und haben eine Kopfballchance, die sie nutzen müssen. Ansonsten waren wir nur in deren Hälfte. Es schafft nicht jeder, den Gegner so zu beschäftigen. Von daher bin ich mit meiner Mannschaft hochzufrieden“, gab der Wedel-Coach zu Protokoll.

Und so ganz falsch lagen weder Louca noch Großkopf mit ihren Worten. Im Gegenteil: Der WTSV machte seine Sache gut – und Dassendorf das Leben schwer, indem man zumeist mit langen Bällen nach vorne agierte, um so dem Pressing der Gäste zu entkommen. Ein nicht unbedingt ansehnliches, aber probates Mittel. „Unser Mittelfeld hatte nach der ersten Halbzeit schon einen steifen Nacken vom Blick nach oben, weil die Bälle nur über die Jungs hinweggeflogen sind“, beschied Peter Martens und musste anerkennen, dass das TuS-Spiel zu statisch wirkte: „Wir sind nicht ins Pressing gekommen, die haben nur Bälle über 80 Meter gespielt. Die Standards von Wedel waren gefährlich. Es ist richtig, dass Wedel in der ersten Halbzeit ein Übergewicht hatte. Wir haben uns deren Spiel angepasst und auch lange und hohe Bälle gespielt. Dabei sind wir besser, wenn der Ball am Boden ist.“

Großkopf: „Das zweite Tor kann man gar nicht verteidigen“

Da war Wedels Welt noch in Ordnung: Tim Vollmer freut sich über das 1:0. Foto: KBS-Picture

Doch genug der Worte. Auf dem Platz sah das Ganze so aus: TuS-Schlussmann Christian Gruhne musste nach zwölf Minuten einen Schuss von Fernando Roesler entschärfen, acht Minuten später vergab dann Tim Jeske nach Roeslers Hereingabe im Anschluss an einen Ball, den Ali Moslehe ihm zugespielt hatte. Dassendorf kam durch Louca, der nach einem halbhohen Zuspiel von Marcel von Walsleben-Schied auf den zweiten Pfosten an Steen scheiterte, zu seiner ersten Gelegenheit (25.). Wedel ließ sich davon nicht beeindrucken und traf zehn Minuten später durch Tim Vollmers Kopfball im Anschluss an einen Freistoß von Sonay Hayran nur die Latte (35.). Doch Vollmer durfte sich vor der Pause noch ein weiteres Mal versuchen. Wieder flog ein Hayran-Freistoß aufs Tor, wieder war Vollmer der Abnehmer. Sein erster Versuch wurde geblockt, doch der zweite saß und Wedel führte vier Minuten vor dem Seitenwechsel mit 1:0.

Im zweiten Durchgang scheiterte zunächst von Walsleben-Schied per Kopf an Steen und Sekunden später konnte Maximilian Dittrich den abgewehrten Ball nicht im Netz unterbringen (52.), doch vier Minuten später schlug der Meister zu: Auch Pascal Nägele brauchte nach der Flanke von Rinik Carlos zwei Versuche, doch nachdem Steen im ersten Vergleich Sieger blieb, hatte der Dassendorfer im zweiten Anlauf das bessere Ende für sich und glich zum 1:1 aus. Was folgte, war ein von Amando Aust abgeblockter Flankenversuch von Theodoros Ganitis, der sonst wohl den gut postierten Jeske gefunden hätte, Loucas Siegtreffer und die Erkenntnis von Wedels Trainer Jörn Großkopf, dass seiner Elf „an Leidenschaft und Einsatz nichts gefehlt hat.“ Einziger kleiner Kritikpunkt des Coaches: „Beim 1:1 schlafen wir rechts defensiv.“

Martens: „Bei einem 0:1 und noch 45 Minuten Spielzeit gerate ich nicht ins Zittern“

In den Weg gestellt: Pascal Nägele (re.) gegen den Wedeler Fernando Roesler. Foto: KBS-Picture

Ansonsten aber, so Großkopf „haben wir das Spiel gemacht, nachdem wir in den ersten zehn Minuten etwas zu viel Ehrfurcht hatten und Dassendorf den Ball laufen lassen konnte. Unser 1:0 zur Pause war verdient. Auch in der zweiten Hälfte haben wir gegen eine Mannschaft, die Ambitionen ohne Ende hat und zum fünften Mal Meister werde will, Druck gemacht. Dassendorf hat auf jeder Position unglaubliche Möglichkeiten, aber wenn man sie so bekämpft wie wir das gemacht haben, dann kann man die auch mal ärgern. Am Ende hat es mit einem Sieg leider nichts sein sollen...“ Sein Gegenüber erklärte derweil, dass er „nicht ins Zittern gerät, wenn wir 0:1 hinten liegen und noch 45 Minuten Spielzeit vor uns haben.“

Ihm sei, so Peter Martens, klar gewesen dass „das ein dickes und super schweres Spiel wird. Wir hatten die Partie 20, 25 Minuten im Griff, haben aber unsere Chancen nicht genutzt. Danach war Wedel stärker.“ Nach der Pause, so bilanzierte Dassendorfs Übungsleiter „haben wir endlich wieder den Ball auf dem Boden gehalten und mehr Fußball gespielt. Wir sind eine spielstarke Mannschaft, das müssen wir nutzen. Das haben wir in der ersten Hälfte nicht gemacht, sondern leider ähnlich wie Wedel mit langen Bällen agiert. In der zweiten Halbzeit habe ich dann endlich auch wieder großartige Angriffe von uns gesehen.“ Und der entscheidende davon nötigte nicht nur Martens sondern eben auch Peter Hartien Anerkennung ab. Obwohl letzterer doch viel lieber einen Wedeler Erfolg gesehen hätte...

Jan Knötzsch 

Mehr zum Thema

Wettbewerbe