Eimsbütteler Überflieger erreichen „erstes Etappenziel“

Woltemath: „Die Entwicklung des Teams macht mich stolz"

07. Oktober 2017, 01:12 Uhr

Einer der Eimsbütteler Überflieger ist Markus Appiagyei (li.) - Torschütze zum 1:0. Foto: Mathias Merk

Zum Topspiel in der Bezirksliga Nord standen sich am Lokstedter Steindamm der Eimsbütteler TV und der TSV Sasel II gegenüber. Dabei ging es für den ETV um sechs Punkte, „was in dem Fall keine Floskel ist“, stellte Coach Thorsten Beyer klar, denn es stand fest: Mit einem Sieg könnten er und sein Team sich von Sasel II mit genau solch einem Abstand etwas absetzen. Auf der Gegenseite wollte man natürlich erreichen, punktemäßig in der Tabelle mit dem Primus gleichzuziehen. Auch wenn es nicht viele gefährliche Torraumszenen und zwischenzeitlich eine relativ klare Führung gab, wurde es zum Ende hin trotzdem nochmal spannend. Für ihre Leistung ernteten nach der Begegnung aber beide Teams ordentlich Lob der Übungsleiter.

Wenig Torchancen aber viel Kampf um den Ball. Am Ende behauptete sich der ETV. Foto: Mathias Merk

„Wenn wir gewinnen, haben wir einen tatsächlichen Vorsprung von sechs Punkten, verlieren wir aber, sind wir mit Sasel II auf null“, betonte Eimsbüttels Trainer Thorsten Beyer auf dem „Loki“. Deshalb war es klar, dass beide Teams ihr Bestes versuchen würden, um das Maximum herauszuholen. „Auch wenn wir noch vor anderthalb Jahren in der Kreisliga gekickt haben und es weiterhin lediglich unser Ziel ist, unseren sechsten Platz aus der Vorsaison zu bestätigen, reisen wir nirgends an, nur um den Gegner zu ärgern. So demütig sind wir dann doch nicht“, erklärte Sasels Coach Tom Woltemath, der zunächst jedoch mit ansehen musste, das der ETV Feldvorteile besaß und vom Anpfiff weg die dominierende Mannschaft war. Die Gäste hingegen brauchten eine gute Viertelstunde, bis sie ebenfalls ins Spiel fanden und erste offensive Vorstöße bis in den gegnerischen Sechszehner brachten. Dort wurden sie allerdings immer wieder von einer sehr gut funktionierenden Defensive der „Loki“-Kicker gestoppt. Beyer: „Das ist der Mannschaftsteil, der bei uns besonders gut funktioniert.“ 

Doch auch für die Beyer-Elf gab es in der ersten Halbzeit nicht wirklich viele gefährliche Torraumszenen. Die einzig nennenswerte Gelegenheit bis zum Pausenpfiff gehörte Markus Appiagyei in der 18. Minute, als er von Konrad Ladendorf in Szene gesetzt wurde, es aber nicht schaffte, aus bester Postion den Führungstreffer zu erzielen, was eigentlich ein Leichtes im Vergleich zu dem gewesen wäre, was ihm 20 Zeigerumdrehungen später dann doch noch gelang, als Sasels Stephan Weckwert im Aufbauspiel die Kugel vertändelte und Appiagyei gedankenschnell reagierte, indem er anlief und aus 24 Metern so wuchtig mit dem Vollspann abzog, dass der Ball wie ein Strich durch den Sechzehner flog und im linken Torknick zum 1:0 einschlug (38.). Torwart Jendrik Winkel kam zwar mit seinen Fingerspitzen noch an das Spielgerät, konnte aber mit einer Parade den Einschlag nicht mehr verhindern – unhaltbar!

Beyer: „Es kommt in der Saison mal vor, dass Nerven strapaziert werden"

A-Jugend Spieler Flynn Semmerling (re.) half das erste Mal bei den Herren aus und erzielte das wichtige 2:0 nach Zuspiel von Jon Pauli (li.). Foto: Mathias Merk

Eine ähnliche Szene hatte in der 60. Minute Sasels Kevin Cyglicki. Das allerdings aus 35 Metern, als er mit rechts einen beachtlichen Schuss auspackte und der Ball wie ein Strahl mit viel Power nur hauchdünn am rechten Winkel vorbei rauschte. Schlussmann Nick Motzke wäre in dem Moment absolut chancenlos gewesen und der ETV hätte den Ausgleich hinnehmen müssen. Doch zählt im Fußball am Ende kein „hätte, wäre, wenn“, sondern ausschließlich die eingefahrenen Punkte, wofür das Runde am besten ins Eckige befördert werden sollte. Und genau das machte der ETV besser, indem er nur wenige Momente später erneut traf und die Führung erhöhte (64.). Dieses Mal war dafür ein Offensivmann zuständig, der das erste Mal für die Liga-Mannschaft des ETV auflaufen durfte, da er sonst noch für die A-Jugend sein Bestes gibt. 


Gemeint ist Flynn Semmerling, der in dieser Top-Begegnung aufgrund der verletzungsbedingten Stürmernot über die komplette Spielzeit aushelfen durfte und es mit dem wichtigen Treffer zum 2:0 dankte, nachdem der junge Akteur ein Zuspiel in die Gasse von Jon Pauli mit einem leichten Lupfer über den heran eilenden Saseler Torwart verwertete. „Flynn war anfangs noch etwas nervös, was aber normal ist, wenn man sein erstes Spiel im Herrenbereich bestreitet und vorher nur eine Trainingseinheit mit dem Team hatte. Dass er ein guter Spieler ist und tolle Qualitäten besitzt, hat man dann ja aber noch sehen können. Ich freue mich für ihn, dass er sich mit einem Treffer belohnen konnte“, lobte Beyer seinen „Gast-Schützling“, der sogar beinahe zum Doppeltorschützen geworden wäre, hätte er den Ball nur nicht an den rechten Pfosten geschossen. „Wäre dabei das 3:0 für uns gefallen, hätten wir mehr Ruhe gehabt, aber so kommt es eben in einer Saison ein paar Mal vor, dass die Nerven des Trainerteams strapaziert werden“, trauerte Beyer dieser vergebenen Chance nach.

Woltemath: „Ich bin mit der Leistung der Jungs sehr zufrieden"

Die Trainer Tom Woltemath (Sasel II, vorne) und Thorsten Beyer (ETV) waren nach dem Spiel voll des Lobes für ihre Teams. Foto: Mathias Merk

Stattdessen erzielte die Auswärtsmannschaft postwendend quasi aus dem Nichts den Anschlusstreffer, als vom ETV ein ruhender Ball von Cardoso schlecht verteidigt wurde und Fabian Bings 13 Meter vor dem Tor aus der Drehung heraus abzog, sodass niemand mehr etwas daran ändern konnte, dass der Vorsprung der Gastgeber auf 2:1 schrumpfte (75.), was den ETV aber nicht merklich aus der Bahn warf. Denn die Truppe vom Lokstedter Steindamm versuchte auch danach weiterhin das Spiel zu dominieren, was ihr zunächst gelang. Je näher aber der Abpfiff rückte, umso mehr investierten die aufopferungsvollen Gäste von Coach Woltemath, was dazu führte, dass Sasel den ETV immer weiter in die eigene Hälfte presste und in der Nachspielzeit nach einer Ecke sogar noch den Ausgleich hätte erzielen können. Am Ende blieb es aber bei dem knappen Ergebnis, womit sich die Eimsbütteler an der Tabellenspitze nun etwas absetzen konnten. Eben mit den besagten sechs Punkten Vorsprung.

Was die Zweitvertretung des TSV anging, sah man berechtigter Weise allerdings keinen Grund, um Trübsal zu blasen, was man den Worten von Coach Woltemath entnehmen konnte: „Klar verlieren wir auch mal ein Spiel und wir werden auch noch weitere Spiele verlieren. Für mich ist dabei aber wichtig, wie die Mannschaft auftritt. Das Team entwickelt sich stetig weiter und das zu sehen, macht mich stolz. Ich bin mit der Leistung der Jungs heute sehr zufrieden, weil sie viel Leidenschaft und Kampfgeist gezeigt haben.“ Genau diese Worte unterstützte auch ETV-Trainer Thorsten Beyer: „Sie haben sich heute mit 110 Prozent gegen uns gestemmt und das sehr gut gemacht. Ich habe sie letzte Woche gegen Wellingsbüttel gesehen und bin beeindruckt, dass sich das Team nochmal um 150 Prozent steigern konnte.“ Aber auch seine eigene Mannschaft ließ Beyer verbal hochleben: „Es muss wirklich mal ein Lob dafür ausgesprochen werden, dass bei uns ein so toller Zusammenhalt und eine echt prima Stimmung in der Truppe herrscht. Das macht Spaß. Mit dem komfortablen Vorsprung haben wir nun unser erstes Etappenziel erreichen können. Nur darauf ausruhen kann sich keiner, denn das was wir jetzt alles erreichen können, müssen wir dann im April oder Mai nicht mehr unter Krampf erzwingen. Es gilt jetzt die nächsten Schritte zu gehen.“

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Autor: Mathias Merk