Dersims Déjà-vu: Am Ende jubelt wieder Altona

Landesligist verliert erneut im Elfmeterschießen gegen den AFC

03. Oktober 2017, 19:54 Uhr

Der Favorit strauchelte, fiel aber nicht: Max Stolzenburg (vo.) und der AFC setzten sich gegen Dersim und Prince Dzigbede durch. Foto: Heiden

Es hat nicht sein sollen – und das schon zum zweiten Mal: Nach der 5:6-Niederlage im Elfmeterschießen im Viertelfinale des Pokalwettbewerbs des vergangenen Jahres unterlag Dersimspor diesmal im Viertrunden-Match des ODDSET-Pokals gegen Altona 93 erneut im Elfmeterschießen. Letztlich behielt der Regionalligist auf dem Kunstrasen an der Baererstraße vor mehr als 300 Zuschauern mit 4:2 die Oberhand. „Dass wir uns nicht mit Ruhm bekleckert haben, hat jeder gesehen“, gab AFC-Mittelfelfspieler Nick Brisevac nach dem letzten Elfmeter zu, während Sven Siebert beschied: „Wir brauchen einfach mal mehr Glück.“

Kaum hatte der Trainer des Hansa-Landesligisten dies ausgesprochen, da eilte Berkan Algan an ihm vorbei. Der Coach der Altonaer hielt kurz inne und reichte Siebert die Hand. „Viel Glück im nächsten Jahr in der Oberliga“, sagte „Berki“ dann in Richtung des Dersim-Coaches, „ihr schafft das. Dieses Mal sind ja ein paar starke Mannschaften bei euch in der Liga raus.“ Raus war das passende Stichwort: Fast wäre auch der AFC raus gewesen. Raus aus dem ODDSET-Pokalwettbewerb der laufenden Spielzeit. Doch wie schon im vergangenen Jahr hatte die Equipe von der Griegstraße im Elfmeterschießen das bessere Ende für sich. Mark Hinze war es, der den letztlich entscheidenden Elfer verwandeln konnte. Zuvor hatten Brisevac, Jan-Ove Edeling und Samuel Hosseini für den AFC getroffen, Roberto D'Urso und Lamin Jawla waren die Schützen, die für Dersim verwandelten. Prince Boateng Styhn scheiterte derweil für die Hausherren an Altonas Keeper Tjark Grundmann, Christopher Mahrt traf den Pfosten. Für die Gäste vergab nur Niklas Holz, der Dersim-„Goalie“ Tom Pöhls nicht bezwingen konnte.

Brisevac: „Mund abputzen und das Weiterkommen einfach mitnehmen“

Altona-Trainer Berkan Algan konnte trotz des Weiterkommens mit dem Auftritt seiner Schützlinge nicht zufrieden sein. Foto: Heiden

Ehe es zum Duell „Mann gegen Mann“ vom Punkt aus kam, hatten es beide Mannschaften in den 90 regulären und in den 30 zusätzlichen Minuten der Verlängerung nicht geschafft, das runde Leder auch nur ein einziges Mal im Tor unterzubringen. Direkt zu Beginn der ersten Hälfte hatte Edison Sa Borges Dju die erste Gelegenheit für Dersim (7.) und schaffte es auch nach 29 Minuten mit einem Rechtsschuss nicht, Grundmann zu überwinden. Der AFC blieb derweil in den ersten 45 Minuten den Nachweis seiner (Regionalliga-)Klasse fast gänzlich schuldig. Die Elf von der Griegstraße, in der Algan im Vergleich zur 0:3-Heimniederlage gegen Hildesheim in der Liga Pablo Kunter, Finn Lukas Rettstadt, Dennis Thiessen und Keeper Josh du Preez draußen ließ und dafür Edeling, Björn Dohrn, Ulas Dogan und Grundmann brachte, tauchte nur ein Mal gefährlich vorm Kasten auf: als ein Pass für Dohrn zu lang geriet und Dersims Schlussman Pöhls locker klären konnte (14.).

Nach dem Seitenwechsel musste sich Pöhls in der 54. Minute bei einem Brisevac-Freistoß mächtig strecken, vier Zeigerumdrehungen später zielte Dogan dann mit rechts vorbei (58.). Dersim hatte danach eine Doppelchance, als der Ball zunächst nach einem Freistoß von Umut Ylidiz vom Rücken von Styhn übers Tor flog (66.) und zwei Minuten später Sa Borges Dju nur einen Schritt zu spät kam. Zehn Minuten vor dem Ende hätte beinahe Prince Dzigbede mit einem Schuss, der nur knapp am langen Pfosten vorbei strich, das 1:0 für die Hausherren erzielt, die drei Minuten vor dem Ende erneut Pech hatten, als Christopher Mahrt aus spitzem Winkel seinen Meister in Grundmann fand. Noch in der gleichen Minute zielte Edeling für den AFC frei übers Tor, anschließend konnte Abdessamad Erbibi für Dersim zur Ecke klären, als Holz nach einem Brisevac-Freistoß den Abschluss suchte. Der Eckstoß beschwor dann die größte AFC-Chance herauf: Holz traf nach Brisevac' Hereingabe die Latte.

Siebert: „Wir müssen uns zuhause vor keinem verstecken, aber auch mal ein Tor machen“

Lamin Jawla (li, hier gegen Abdullah Yilmaz) und die Hausherren hatten im SPiel ein Chancenplus, aber im Elfmeterschießen kein Glück. Foto: Heiden

So ging es dann in die „Overtime“, in der Max Stolzenburg nach 94 Minuten eine Hereingabe von Jakob Sachs verpasste, Sachs nach Edelings Zuspiel von rechts in die Mitte über das Tor schoss (108.) und Sa Borges Dju nach einem Pass von Erbibi zunächst seinen Gegenspieler „auswackelte“, um im Abschluss dann letztlich aber doch nicht an Grundmann vorbeizukommen. Der Rest ist bekannt – und verleitete Nick Brisevac dazu, zu analysieren: „Das war ein typisches Pokalspiel. Wir haben Schwein gehabt und sind eine Runde weitergekommen.“ Letztlich gelte für den AFC nach dem durchwachsenen Auftritt „Mund abputzen und das Weiterkommen einfach mitnehmen“, so Brisevac, der feststellte: „Ich bin überhaupt nicht zufrieden. Es kann nicht unser Anspruch sein, wie wir hier aufgetreten sind. Ich glaube in 120 Minuten hatten wir zwei richtige Torchancen aus dem Spiel – da müssen wir uns auf jeden Fall deutlich verbessern.“

Sven Siebert fand derweil trotz der Niederlage keine schlechten Worte. „Wir haben in meinen Augen ein richtig starkes Spiel abgeliefert. So ein Pokalspiel ist für eine Mannschaft immer ein Highlight, wenn du die unterklassige von beiden bist“, erklärte Siebert, „ich kann nur betonen, dass wir uns hier zuhause vor keinem Gegner zu verstecken brauchen. Aber wir müssen aus drei oder vier Chancen auch mal ein Tor machen. Die Jungs haben jedoch richtig gut gearbeitet. Das hat man daran gesehen, dass sie nach dem Spiel mausetot waren.“ Auf der Leistung aber, das befand nicht nur Dersims Antreiber Lamin Jawla („Wir haben super 120 Minuten abgeliefert. Beim Elfmeterschießen hat Altona halt ein, zwei Spezialisten“), kann man in den kommenden Wochen aufbauen.

„Wir haben einen tollen Monat vor uns. Nach dem Pokalspiel wartet in der Liga jetzt Meiendorf. Motivieren brauche ich die Jungs nicht. Da sind wir auf der richtigen Höhe“, so Siebert. Gepasst habe es zuletzt an anderer Stelle nicht. „Bei uns war seit Saisonbeginn immer mal ein bisschen Unruhe. Es war so, dass wir nicht perfekt arbeiten konnten. Wir mussten in der Mannschaft ein bisschen maßregeln und haben den Kader verkleinert“, erläuterte Siebert. Nach FussiFreunde-Informationen hat sich Dersim von Abwehrspieler Samed Topuzovic getrennt. „Jetzt hoffen wir, dass Ruhe rein kommt und wir ins Laufen kommen“, sagte Siebert. Altonas große Hoffnung formulierte derweil ein Dersim-Akteur: Lamin Jawla. „Die kennen jetzt unsere Spielweise, Ich glaube, die würden sich uns nicht noch ein Mal als Los wünschen“, so der Dersim-„Zehner“. Dessen Liga-Manager Serdar Gümus hingegen würde „gerne nächstes Jahr nochmal Altona haben. Aber dann gewinnen wir...“

Jan Knötzsch 

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