Sulejmani macht Bo(o)ck: Veli + Vince = Victory!

Teutonen-Triumph gegen Türkiye nach starker zweiter Hälfte

01. Oktober 2017, 19:48 Uhr

Komm' her und lass' dich umarmen: Veli Sulejmani feiert mit Stefan Winkel (Nummer 21), links eilt Gerrit Pressel zum Jubeln heran. Foto: KBS-Picture

Die Gefühlsregungen hätten nach dem Schlusspfiff unterschiedlicher nicht sein können: Mit 5:0 hatte der FC Teutonia 05 soeben den FC Türkiye quasi „abgeschossen“, als Gästecoach Dennis Kreutzer gestand: „Bisher waren wir auswärts ungeschlagen. Das ist eine bittere Pille für uns.“ Sein Gegenüber war da schon weitaus positiver gestimmt. „Ich gehe heute sehr, sehr glücklich nach Hause“, erklärte Teutonen-Trainer Sören Titze, der in der Pause „an drei, vier Stellschrauben gedreht“ hatte und im zweiten Durchgang dann das berühmte glückliche Händchen bewies, was die Einwechselung besonders eines Spielers anging.

Als Veli Sulejmani in der 62. Minute das Feld betrat, war der Auftrag für den Offensivmann der Hausherren klar. „Der Trainer hatte mit mir abgesprochen, dass er mich für unser ODDSET-Pokalspiel gegen BU am Dienstag schont. Nach 60 Minuten würde Türkiye dann kaputter und dann hat er gesagt, es sei besser, wenn ich die letzten 30 Minuten spiele, Gas gebe und die Punkte nach Hause hole“, erklärte Sulejmani nach dem Spiel einen, wenn nicht gar den entscheidenden Grund für den Teutonen-Triumph. Denn der Neuzugang, der vor der Saison vom Oberliga-Aufsteiger und Neu-Ligakonkurrent Hamburger SV III an die „Kreuze“ wechselte, tat genau das: Er schaltete von jetzt auf gleich in den „Power-Modus“ – und das gab der Mannschaft von Sören Titze noch einmal einen Schub.

Kreutzer: „Das 5:0 als Endergebnis ist ein bisschen heftig, wenn man den Spielverlauf sieht“

Mit vollem Einsatz: Türkiyes Sascha de la Cuesta (li.) grätscht gegen Vincent Boock. Foto: KBS-Picture

Aber der Reihe nach: Halbzeit eins erlebte einen FC Teutonia 05, der „von einem mutig spielenden FC Türkiye“, wie Titze es nannte, „vor Probleme gestellt wurde. Türkiye hatte mehr Ballbesitz als wir. Wir haben im Zentrum im Mittelfeld keinen Zugriff bekommen. Unser Gegner hat das bis zum Sechzehner immer wieder gut gemacht, aber der letzte konzentrierte Ball als Belohnung fehlte. Das war gut für uns. Wir selbst hatten Chancen aus Zufällen und aus Standards – bis auf einen Angriff.“ Die auf beiden Seiten vergebenen Möglichkeiten sind schnell abgehandelt: Jaques Rodrigues de Oliveira scheiterte an Tükiye-Torwart Yannick Jonas (16.), direkt danach verstolperte Aytac Erman. Anschließend klärte Jonas gegen Felix Dieterich, der es von links aus spitzem Winkel probierte (28.). Und dann landete der Ball im Tor: Auf der Uhr lief die 34 Minute, als Gerrit Pressels Hereingabe am zweiten Pfosten auf dem Kopf von Onur Saglam landete, dessen Versuch Keeper Jonas mit eine Reflex noch zunichte machen konnte. Gegen den nachfolgenden Schuss von Danijel Suntic hatte der Schlussmann dann jedoch kein Mittel mehr.

„Wir waren bis zur Halbzeit sehr mutig. Unser Plan, offensiv, hoch und mutig zu spielen, ist aufgegangen. Nur das Tor hat gefehlt“, analysierte Türkiyes Trainer Dennis Kreutzer die ersten 45 Minuten, „für die zweite Hälfte haben wir uns dann viel vorgenommen. Bis zur 70. Minute war die Partie offen, wir waren dem 1:1 näher als Teutonia dem zweiten Treffer. Leider haben wir keinen unserer Hundertprozenter genutzt.“ Recht hatte er. Die Gäste waren lange tatsächlich am Drücker. „Wenn wir diese Phase nicht überstehen, kann bei einem 1:1 danach auch ganz anders laufen“, befand auch Sören Titze „aber uns sind gute Ballgewinne gelungen und wir haben uns Chancen kreiert.“ Die Liste derer, die vergeben wurden, war dennoch nicht ohne – auf beiden Seiten: Serhat Yapici (53.) und Tolga Tüter (66.) verpassten für Türkiye einen Treffer, Dieterich (48.), Aytac Erman (50., 64.) und der eingewechselte Stefan Winkel (55., Freistoß ans Lattenkreuz) vergaben für Teutonia. Doch es war ja noch lange nicht Schluss – und so kam das, was Dnnis Kreutzer später so zusammenfasste: „Wenn du deine Dinger nicht machst, wirst du bestraft.“

Titze: „Es hat Spaß gemacht, zu sehen, wie sich die Jungs gegenseitig die Tore gegönnt haben“

Gleich gibt's Elfmeter: Mert Kepceoglu (li.) bringt im Strafraum Teutonias Stefan Winkel zu Fall. Foto: KBS-Picture

Damit herein ins muntere Geschehen der letzten rund 20 Minuten: Winkel startete rechts durch, spielte dann in den Rücke der Abwehr auf Sulejmani, dessen Schuss abgefälscht wurde und sich zum 2:0 ins Netz senkte (69.). Dann passte Erman keine zehn Minuten später wieder nach rechts, diesmal war dort Sulejmani der Abnehmer. Teutonias Nummer 25 lief ein paar Schritte, spielte ins Zentrum auf Vincent Boock und der schob aus Nahdistanz zum 3:0 ein (78.). Fünf Minuten später lief die Kombination genau anders herum: Sulejmani passte zu Boock, der wieder zu Sulejmani, der sich die Kugel erlief – 4:0 (83.). Es folgte der fünfte Streich: Erman legte im Strafraum von rechts nach links auf Winkel ab und der vollendete mühelos (88.). Dass Winkel in der 78. Minute einen an ihm selbst verschuldeten Foulelfmeter weit über das Tor schoss, war da schon längst nicht mehr wichtig, sondern nur noch eine Randnotiz.

„Wir sind in der zweiten Hälfte mutiger und griffiger geworden. In der ersten Hälfte war derjenige, der bei uns den Ball hatte, der Ärmste, weil es keine Anspielstationen gab. Vor der zweitenHalbzeit kann ich nur den Hut ziehen“, resümierte Sören Titze im Anschluss an das Spiel. „Nach dem 2:0 hat sich ausgezahlt, dass wir einen Kader mit Qualität haben, in dem wir Spieler bringen können, die frisch sind und Gas geben. Das macht den Tabellenplatz aus, auf dem wir uns befinden. Wir haben eine richtig gute Mannschaft. Es hat Spaß gemacht, zu sehen, wie sich die Jungs gegenseitig die Tore gegönnt haben“, sagte Titze, während Dennis Kreutzer befand: „Das 5:0 als Endergebnis ist ein bisschen heftig, wenn man den Spielverlauf sieht. Das sind Minimum drei Tore zu viel. Dass eine Mannschaft nach dem 0:2 und den vergebenen eigenen Chancen anfängt, nachzudenken, ist normal. Der einzige Vorwurf, den ich meiner Mannschaft machen kann, ist der, dass wir nach dem 0:2 die Ordnung verlieren, obwohl noch 20 Minuten zu spielen waren.“

De la Cuesta: „Ich hätte gerne mal die Gesichter bei Teutonia 05 gesehen, wenn wir ausgleichen“

Kleiner Dribbler ganz groß: Teutonias Veli Sulejmani nimmt es gegen Bilyal Mustafov (re.) und Türkiyes rechten Außenverteidiger. Foto: KBS-Picture

Ähnlich hatte auch Sascha de la Cuesta das Ganze gesehen. „Beim 0:1 klären wir den zweiten Ball nicht. Nach der Pause kommen wir gut raus und haben Chancen zum 1:1. Eine davon muss drin sein. Dann läuft das Spiel anders. Ich hätte gerne mal die Gesichter bei Teutonia 05 gesehen, wenn wir ausgleichen“, erklärte der Türkiye-Mittelfeldspieler, „das 5:0 für Teutonia ist aus meiner Sicht klar zu hoch, Das Spiel hätte auch 5:3 ausgehen können.“ Allerdings, so „Dela“, müsse man sagen, dass „Teutonia einen Super-Fußball spielt. Vielleicht sind wir hinten ein bisschen zu naiv gewesen. Im Großen und Ganzen haben wir uns abschießen lassen. Die Moral hat gefehlt, es läuft nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben. Wir haben in der Defensive das Spiel verloren, weil wir nicht 100-prozentig bei der Sache waren. Vor allem in der zweiten Hälfte war Teutonia stark und hatte da mit Sulejmani einen Super-Fußballer, der gut gefüttert wurde und seine Mitspieler gefüttert hat.“

Der Hochgelobte selbst hatte nach eigenem Empfinden eine „erste Halbzeit gesehen, in der wir katastrophal waren. Da hatten wir besonders im Zentrum viele Lücken. Die zweite Halbzeit war besser, aber auch nicht viel besser“, so Sulejmani, „Türkiye hat uns viele Lücken gelassen, die wir clever ausgenutzt haben. So wie zum Beispiel beim 3:0, als ich mehr Ausdauer als mein Gegenspieler habe, weil der schon erschöpft war, den Ball scharf reinlege und Vincent Boock das Tor macht. Fußball geht so einfach, vieles liegt am Kopf. Unser Sieg ist verdient und fällt meiner Meinung nach auch nicht zu hoch aus.“ Dass er nicht von Anfang an auflaufen durfte, sei für ihn nicht schlimm gewesen, so der Doppel-Torschütze und Einmal-Vorbereiter abschließend: „Ich bin ein Mannschaftsspieler und kein Egoist, Du musst dein Ego auch mal zur Seite stecken und sagen: 'Ja, das machen wir so'.“

Jan Knötzsch

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