„Wenn wir ein paar Prozent nachlassen, kann es auch schnell ganz anders laufen“

Martin Sobczyk über die derzeitige Entwicklung des FC Süderelbe

27. September 2017, 16:32 Uhr

Aus der Sicht von Martin Sobczyk war der Aufwärtstrend des FC Süderelbe vor der Saison so nicht zu erwarten. Foto: KBS

Wer derzeit einen Blick auf die aktuelle Oberliga-Tabelle wirft, der findet dort den FC Süderelbe als Siebten des Klassements wieder. Eine Platzierung, mit der so nicht unbedingt zu rechnen war, verlor der Club doch vor dem Beginn der Spielzeit erneut diverse Leistungsträger, was Coach Markus Walek dazu verleitete, in Sachen Saisonziel den Klassenerhalt auszugeben. „Es wird wieder ein schwieriges Jahr für uns“, so der Übungsleiter vor Beginn der Serie. Warum es derzeit nun doch besser als erwartet für den FCS läuft und wie die Mannen vom Kiesbarg die Situation betrachten, darüber hat die FussiFreunde-Redaktion mit Martin Sobczyk gesprochen.

Er kann sich an die ersten Tage und Wochen noch gut erinnern. „In der Anfangsphase der Vorbereitung war es noch nicht so klar absehbar, dass es für uns gut laufen könnte“, gibt „Sobby“, wie Sobczyk auf den Plätzen im Hamburger Amateurfußball seit jeher gerufen wird, unumwunden zu. „Da haben wir gegen unterklassige Gegner Ergebnisse erzielt, die tatsächlich erschreckend waren“, ergänzt der 30-jährige Innenverteidiger, hat aber auch eine Erklärung parat, warum die „Kiesbarg-Kicker“ in der Phase vor dem Pflichtspiel-Start ins Spieljahr 2017/2018 erst einmal nicht so richtig in Tritt kamen: „Das war den vielen Verletzungen und Urlaubern geschuldet. Ich glaub', wir haben allein drei Spieler mit einem Kreuzbandriss“, so Sobczyk.

„Niklas Golke ist eine Vollgranate und auch Simon Keisef ist schon sehr weit“

Der Abwehrspieler lobt nicht nur die gestandenen Akteure, sondern auch die Jungspunde im Kader außerordentlich. Foto: FCS

Wenn es so etwas wie einen Wendepunkt zum Guten gibt, dann ist der zeitlich am Ende der Vorbereitung zu verorten, befindet Sobczyk: „Wir haben noch einmal gute Leute dazubekommen. Das war ein wichtiger Faktor. Und der Trainer hat uns nach und nach sein System immer mehr eingeimpft.“ Es lohnt also ein Blick auf die Akteure, die der FCS kurz vorm Start noch an Bord holte. Da wäre in allererster Linie natürlich Ian-Prescott Claus, der nach einem Regionalliga-Abstecher zum Lüneburger SK wieder in die Hansestadt zurückkehrte und über Tarik Cosgun, der einst in Dassendorf mit Claus zusammen kickte und vor der laufenden Spielzeit seine Zusage zu einem Wechsel zum FCS gab, an den Kiesbarg gelockt werden konnte.

„Natürlich bringen die beiden in der Offensive nochmal eine ganze Menge Erfahrung mit und haben ein Standing“, konstatiert Sobczyk, „aber es sind nicht nur Tarik und Ian. Auch die jungen Spieler sind wichtig. Ich habe ja nun auch schon zehn Oberliga-Jahre hinter mir, sodass ich sagen kann: Unsere jungen Spieler sind weiter als die jungen Spieler es bei anderen Vereinen waren oder sind.“ Niklas Golke zum Beispiel, der aus der A-Jugend des FC St. Pauli kam, ist laut Sobczyk „eine Vollgranate. Und auch Simon Keisef (der Bruder von Ernesto Keisef, der einst beim FCS spielte und danach beim FC St. Pauli II aktiv war, Anm. d. Red.) ist schon sehr weit.“

„Wir haben auch Dämpfer erlitten und können das einschätzen“

Sobczyk weiß, dass es noch Stellschrauben gibt, an denen Team und Trainer drehen müssen, um sich zu verbessern. Foto: KBS-Picture

Ein weiterer Aspekt für den Aufschwung: „Die taktische Ausrichtung bei uns ist wichtig. Wir müssen in der Defensive kompakt stehen, das hat uns der Trainer immer wieder eingebleut. Markus Walek hat der Mannschaft seine Art und Weise, die er spielen lässt, vorgegeben“, verdeutlicht „Sobby“ und erklärt mit Blick auf den Coach und seine Arbeit: „Wir machen nach den Spielen jedes Mal 30 Minuten Videoanalyse, wo wir dann sehen, was wir noch verbessern müssen.“ Eine dieser Sachen, die besser laufen könnte oder sollte: „Unser Manko ist es, bei Kontern mit den schnellen Spielern unsere Torchancen zu verwerten, weil wir sie nicht gut genug ausspielen. So mussten wir zuletzt im Spiel gegen Buchholz (1:0 für Süderelbe, Anm. d. Red.) zum Beispiel lange zittern“, verdeutlicht Sobczyk, der als ältester Akteur im Kader natürlich eine Rolle als Führungsspieler einnimmt.

„Wir haben mit Vedat Düzgüner einen Kapitän, der viel macht. Aber ich spreche auch oft mit den Jungs. Das gilt auch für Markus Walek, den ich noch aus der Schulzeit kenne. Wir waren in Parallelklassen. Mit ihm tausche ich mich intensiv aus“, so „Sobby“, der trotz des guten Startes dazu mahnt, auf dem Boden zu bleiben. „Wir haben als Mannschaft gut gearbeitet und freuen uns natürlich, dass wir so weit oben stehen. Es ist schön, dass wir uns bereits jetzt so ein Polster erspielt haben. Als wir zwischenzeitlich mal Vierter waren, war das schon eine Überraschung“, bilanziert der 30-Jährige, „mit ein bisschen mehr Glück könnten wir jetzt auch noch weiter oben stehen. Aber wir haben auch Dämpfer erlitten und können das einschätzen. Wir wissen: Wenn wir ein paar Prozent nachlassen, kann es auch schnell ganz anders laufen.“

Jan Knötzsch