Hansa 11 nach Sieg gegen Lurup Tabellenführer
Späte Tore lassen Feldstraßen-Kicker jubeln
Cristobal Ospina Garces (li.) macht fünf Minuten vor Schluss das 2:1 - trotzdem wird es für wenige Augenblicke nochmal spannend. Foto: Klaas Dierks
Es wurde in mehr als in nur einer Hinsicht ein enges Spiel, denn es gibt wohl kaum einen schmaleren und kürzeren Platz in der Bezirksliga, als den im Schatten des Feldstraßen-Bunkers. Diesen Heimvorteil wissen die in weiß spielenden Platzherrn zu nutzen. Sie lassen Lurup das Spiel machen, warten auf die Abspielfehler des Gastes und kontern mit schnellem Umschaltspiel. So haben die Luruper in den ersten zwanzig Minuten gefühlte 70 Prozent Ballbesitz, den entscheidenden Ball in die Spitze weiß die vielbeinige und hart zupackende Abwehr der Hansa jedoch zu unterbinden. Dann erfolgt der entscheidende Ballverlust der in schwarz spielenden Luruper. Ein präziser Pass in die Schnittstelle zwischen den beiden Innenverteidigern, die sich nicht einig sind, erreicht den kompakt gebauten Hakan Bayraktar. Der wirft alles in die Waagschale und bezwingt Torwart Ernst im Eins-gegen-Eins (21. Minute).
Auch nach der Führung hat Lurup mehr vom Spiel, richtige Chancen zum Ausgleich ergeben sich jedoch lange nicht. Entweder geht der Ball nach spätestens drei, vier Stationen verloren, oder die herausgespielten Vorteile werden nicht schnell genug genutzt. Für einen ausgespielten Hansa-Spieler springt auf dem engen Platz schnell ein anderer an seiner Stelle ein, der den Ball blockt oder den Passweg verstellt.
Zwei Standardsituationen kurz vor dem Halbzeit-Pfiff sorgen daher für die größte Gefahr vor dem Hansa-Tor. In der 44. Minute wird eine Ecke von der Verteidigung gerade noch entschärft, in der 45. Minute bekommt Lurups Thorben Dahlgrün den Ball genau auf den Kopf, sein Versuch streicht hauchzart am langen Pfosten vorbei. Das ist sie gewesen, die Chance zum Ausgleich. So geht es mit einer knappen Führung für Hansa in die Pause. Nach der Pause das gleiche Spiel. Lurup mit mehr Ballbesitz, aber ohne zwingende Chancen. Trotzdem ist der Ausgleich jeder Zeit möglich, das Spiel weiter offen.
Umso imponierender die folgende Szene. Ein Entlastungsangriff führt den SC Hansa 1911 vor das Gästetor. Nach einer Flanke steigen mehrere Spieler beider Teams zum Kopfball hoch, der ins Toraus geht. Der Schiedsrichter pfeift zur Ecke, der Assistent mischt sich nicht ein. Heftige Proteste der Luruper, die nicht nur in dieser Szene mit den Entscheidungen des Schiedsrichtergespanns nicht immer einverstanden sind. Da wendet sich Hansas Thomas David Pawlytta an den Referee und gibt zu, als letzter Spieler am Ball gewesen zu sein. Es gibt Abstoß und ein großes Lob von dieser Seite fürs Fairplay.
In der Folge kommt Lurup immer wieder vor das Tor der Heimmannschaft, aber Ecken und Freistöße führen zu keiner zählbaren Resultatsveränderung. Der SC Hansa 1911 ist immer dann gefährlich, wenn es gelingt über das Umschaltspiel ihre hungrigen Spitzen zu erreichen. Neben Bayraktar versucht nun auch der in der 64. Minute eingewechselte Cristobal Ospina Garces sein Glück, bis zur 85. Minute vergeblich. Dann bekommt er den Ball im rechten Luruper Halbfeld und setzt sich energisch gegen seinen Luruper Gegenspieler durch. Auch ein Innenverteidiger kann nicht mehr entscheidend stören. In fast zentraler Position aus elf Metern schiebt Garces flach an Keeper Ernst vorbei zum vorentscheidenden 2:0 ein. Großer Jubel an der Feldstraße.
Aber Lurup steckt nicht auf, entblößt die Abwehr und versucht weiter Druck aufzubauen. Die Hansa-Abwehr steht jedoch weiter sicher. Nur noch wenige Minuten sind zu spielen, als Hansa in Lurups Hälfte ein Freistoß zugesprochen wird. Schnell ausgeführt. Zu schnell für Lurups Hintermannschaft, so scheint es. Noch unsortiert ermöglicht die Abwehr dem Gastgeber ungehindert aufs Tor zu schießen. Der Ball klatscht an den rechten Pfosten. Der Abpraller wird von einem Hansa-Spieler gestoppt. Er schießt. Linker Pfosten. Wieder gelangt der Abpraller zu einem "Hanseaten". Der setzt den Ball knapp am linken Knick vorbei. Durchschnaufen bei Lurup und letzte Kraftreserven mobilisieren. Eine finale Ecke für Lurup. Roberto Estevez Rodriguez bringt die Kugel von links etwas überraschend halb hoch an den kurzen Pfosten. Da steht Haji Jamal, der den Ball im Hochspringen passieren lässt. Ob er es ist, der dem Ball die entscheidende Richtungsänderung gibt, oder ob es dem ursprünglichen Effet zu verdanken ist: der Ball überschreitet in einer leichten Kurve die Torlinie. Der Schiedsrichter zögert, der Linienrichter nicht. Er signalisiert: Anschlusstreffer Lurup in der 90. Minute. Das macht die Nachspielzeit noch einmal spannend. Garces dringt in den Sechzehner ein. Zwei Luruper versuchen ihn zu stoppen. Da hebt er ab und will einen Strafstoß. Stattdessen gibt´s Gelb vom Unparteiischen wegen einer Schwalbe. So eine unfaire Aktion hat Garces eigentlich nicht nötig. Das zeigt er eine Minute später. Lurup will den Ausgleich, aber Hansa macht alles klar.
Wieder ist es Cristobal Ospina Garces, der sich im Luruper Halbfeld gegen seinen direkten Gegenspieler stark durchsetzt und Richtung Tor stürmt. Hier legt er, bedrängt vom zurück geeilten Haji Jamal, kurz vor der Strafraumgrenze quer zum links völlig freistehenden Florian Kuhnert, der Ernst aus sechs Metern keine Chance lässt und zum 3:1 vollendet. Abpfiff. Sieg-Jubel.
Der SC Hansa 1911 ist bis mindestens Sonntagnachmittag Tabellenführer. Der SV Lurup kann im Spiel gegen HEBC II nächste Woche dafür sorgen, dass die Lücke zu den Spitzenmannschaften nicht größer wird.
Klaas Dierks