Lecker, emotional und turbulent: Nrecaj sorgt für Happyend!
Fünf Tore und jede Menge Ärger - Sousa sieht Rot
Die Faust geballt: Enrik Nrecaj (li.) bei seiner Auswechlsung kurz nach dem Siegtreffer. Foto: Kormanjos
Gerade hatten die Mannen vom Deich den glücklichen 2:2-Ausgleich erzielt und prompt „die Möglichkeit, das 3:2 zu machen, können diese aber nicht zu unserem Vorteil nutzen“, wie Torsten Henke anschließend meinte, und schon lief man in einen folgenschweren Konter. Nach einem eigenen Eckball rollte der blitzschnelle Saseler Gegenzug über den kurz zuvor eingewechselten Bünyamin Balat, der auf dem rechten Flügel Enrik Nrecaj in Szene setzte. Dieser machte sich noch in der eigenen Hälfte auf den langen Weg in Richtung Neuengammer Tor. Als Nrecaj im gegnerischen Strafraum angekommen war, schaute er einmal hoch und jagte den Ball dann aus zwölf Metern halbrechter Position flach ins lange Eck. Gianluca Babuschkin war geschlagen – 3:2 Sasel (80.)! Ausgerechnet Nrecaj, der exakt zehn Zeigerumdrehungen zuvor das zwischenzeitliche 3:1 hätte erzielen müssen, als ihm Edin Tanovic, der sich gegen den strauchelnden Mark Brudler durchsetzte, das runde Leder auf dem Silbertablett servierte – doch der Angreifer wusste das Geschenk nicht anzunehmen.
Ärger zwischen Henke und Zankl - Sousa sieht Rot
Unmittelbar nach dem 3:2 holte sich Nico Zankl letzte Instruktionen von seinem Bruder und Trainer Danny Zankl ab.
Aber zurück zum Tor: Denn nach dem Gäste-Eckstoß, der den Konter einleitete, blieb Schalitz schreiend am Boden liegen und musste behandelt werden. „Das war sicherlich ein Zweikampf, den man auch abpfeifen kann“, befand Henke. „Ich konnte nicht sehen, was genau da war“, gab derweil Zankl zu Protokoll. Das Geschehen jedoch im Anschluss daran zu unterbrechen, wie von einigen „Deichkickern“ gefordert, war in jener Situation kaum möglich. Weder für den Unparteiischen noch für die Hausherren, die freie Bahn hatten, weil die SVCN-Defensive weit aufgerückt war, und den direkten Gegenangriff im Höchsttempo über zwei Stationen binnen zehn Sekunden zum Abschluss brachten. Auch Henke konstatierte: „Wir hatten die Chance, das Spiel zu unterbinden, was uns leider nicht gelungen ist.“ Doch das war noch längst nicht alles, was sich an Emotionen über die 90 Minuten hochschaukelte. Im ersten Durchgang lieferte sich Sasel-Coach Danny Zankl ein kurzes Wortgefecht mit Curslack-Verteidiger Sebastian Spiewak, woraufhin Henke an der Seitenlinie energisch einschritt und Zankl der Beleidigung bezichtigte. Auch nach Schlusspfiff hatten sich die Wogen noch nicht geglättet: „Sasel war die bessere Mannschaft und hat hochverdient gewonnen. Keine Frage. Aber was mich ein bisschen traurig macht, ist das, was da heute auf der Bank abgelaufen ist. Ich habe kein Verständnis dafür, wenn ein gegnerischer Trainer einen meiner Spieler verbal beleidigt. Ich bin schon drei Tage länger dabei und sowas habe ich noch nicht erlebt.“
Und dann wäre da noch zu guter Letzt jener Moment in der 87. Spielminute, als Timo Adomat – in nahezu identischer Position wie Schalitz einige Minuten zuvor – zu Boden sackte und ebenfalls eine längere Behandlungspause benötigte. Was war nun los, fragten sich auch einige der rund 250 Zuschauer. Referee Marco Kulawiak hatte die Situation ebenso wenig gesehen und holte sich die Meinung seines Assistenten ein. Dieser sah offensichtlich ein Vergehen von SVCN-„Tormaschine“ Adrian Sousa, woraufhin Kulawiak auf diesen zueilte, einen Ellbogenschlag andeutete und glatt Rot zog! Ein herber Schlag für die Gäste – schließlich erzielte Sousa an diesem Nachmittag bereits seinen zwölften Saisontreffer (!) im achten Spiel. Nun wird er seinem Team vermutlich erstmal fehlen. Sousa selbst konnte es jedenfalls nicht fassen, sagte beim Verlassen des Spielfeldes, dass „beide mit ausgestreckten Armen“ ins Kopfballduell gingen. Ein turbulentes Ende einer ansonsten rassigen Oberliga-Partie. „Das war ein hoher Abnutzungskampf mit viel Tempo. Beide Mannschaften haben sich nicht verkrümelt“, so Zankl, dessen Elf dem Spiel von der ersten Minute an ihren Stempel aufdrückte.
"Richtig lecker!" - Gerken veredelt Traumangriff und hechtet zur zweiten Führung
Schon in der neunten Minute musste Babuschkin sein ganzes Können aufbieten, als er Gerkens Volleyschuss gerade noch so über die Latte lenkte. Für Jean-Lucas Gerken sollte das erst der Anfang gewesen sein. Denn keine 180 Sekunden später veredelte der „Blondschopf“ einen herausragenden Angriff über Nrecaj, der ein Zuspiel mit dem ersten Kontakt in den Lauf von Tolga Celikten weiterleitete, zur 1:0-Führung (12.)! „Das war richtig lecker gespielt – das machen wir überragend“, geriet Zankl ins Schwärmen. Doch dann: „Wir sind ein bisschen zu leichtsinnig im Passspiel geworden und kassieren ein einfaches Gegentor – zu einfach für die Oberliga –, weil wir keine Kommunikation haben“, bemängelte Zankl das Defensivverhalten in Minute 38, als ein „Befreiungs-Kopfball“ von Sebastian Spiewak bei Sousa landete. Und was dieser dann mit der Hintermannschaft der „Parkwegler“ anstellte, war „Slapstick pur“, wie Zankl unmittelbar danach lautstark reinrief. Erst pflückte der Goalgetter den Ball mit der Brust aus der Luft und hob diesen dann über Tobias Steddin hinweg – aber scheinbar viel zu weit und kaum für Sousa selbst mehr erreichbar. Da Steddin jedoch stehenblieb und Tuffour viel zu halbherzig aus seinem Kasten kam, nutzte der 23-Jährige diese eklatante Abstimmungsschwäche und bestrafte diese mit dem 1:1! Auch Henke war der Meinung: „Wir haben zu einem sehr günstigen Zeitpunkt glücklich den Ausgleich gemacht“, allerdings „konnten wir damit nicht viel anfangen!“ Denn nur wenige Augenblicke darauf fehlte die Zuteilung bei einem Eckball, den Sasel kurz ausführte. Celikten flankte mit dem rechten Außenrist auf Höhe des Elfmeterpunktes, wo sich Gerken quer in die Luft legte und per Flugkopfball herrlich in den linken Knick traf (42.)! Ausgerechnet Gerken, dürften sich einige bei den Gästen insgeheim gedacht haben. Denn der 20-Jährige gehörte sicherlich zu den Spielern mit der geringsten Körpergröße auf dem Platz.