Pinnebergs Punkt futsch: Später Teutonen-„Dreier“ dank Dieterich

„T05“-Coach Titze ist nach 1:0 gegen den VfL stolz auf „geilen Teamgeist“

08. September 2017, 22:31 Uhr

Nicht mit anzusehen: VfL-Coach Thorben Reibe und sein Team verloren in der 92. Minute. Foto: KBS-Picture

Der FC Teutonia 05 bleibt in der Oberliga offenbar das Team der späten Tore: Nachdem die Equipe von Trainer Sören Titze am vergangenen Wochenende erst in der Nachspielzeit durch einen Elfmeter zum 1:1-Ausgleich im Auswärtsspiel beim SV Rugenbergen kam, taten sich die Kicker von der Kreuzkirche am heutigen Freitagabend gegen eine weitere Mannschaft aus dem Westen Hamburgs schwer und erzielten abermals erst in der „Overtime“ einen Treffer, der ihnen diesmal sogar drei Punkte einbrachte...

Der entscheidende Moment war noch nicht lange her, und Bert Ehm musste erst einmal richtig tief durchatmen. „Das hat Kraft gekostet“, sagte der Manager des FC Teutonia 05 und fuhr sich mit den Händen durch seine weißen Haare. Nicht mal einen Meter entfernt von Ehm saß in diesem Moment Thorben Reibe. Der Coach des VfL Pinneberg war bereits zur Pressekonferenz nach dem Oberligaspiel seiner Elf an der „Kreuze“ erschienen, musste aber noch warten, weil mit Sören Titze der Trainer der Teutonen noch fehlte. Anders als Ehm war Reibe so gar nicht zum Durchatmen zumute. Der VfL-Übungsleiter machte ein bisschen den Eindruck des gern zitierten begossenen Pudels. Und das nicht unbedingt, weil er die vorangegangenen 90 Minuten an der Seitenlinie im Regen verbracht hatte.

Titze: „Die Mannschaft hat eine geile Antwort auf die Rückschläge gegeben“

Teutone Felix Dieterich (re., hier im Spiel gegen Sasel) erzielte das einzige Tor der Begegnung. Foto: KBS-Picture

Genaugenommen waren es sogar 94 Minuten. Und da lag aus Sicht Reibes und der Pinneberger auch die Crux des Abends. Schiedsrichter Henry Wagner (GW Eimsbüttel) hatte die Nachspielzeit gefühlt gerade eben erst angezeigt, da fuhr Teutonia noch einmal einen Angriff auf das Tor des VfL. Wie so oft im zweiten Durchgang des Spiels, Bis dato hatte zum Glück der Teutonen immer irgendetwas gefehlt: mal war ein Abwehrbein dazwischen, mal geriet der finale Pass zu lang, mal fehlte die Zielgenauigkeit. Nun aber brachte Nick Gutmann, der Neuzugang, der zum Ende der Transferfrist im August vom Nord-Regionalligisten Lüneburger SK Hansa an die „Kreuze“ gewechselt war, den Ball vom rechten Flügel in Richtung Pinneberger Strafraum.

Die Hereingabe wurde lang und länger, in der Mitte schickte sich niemand an, an das Spielgerät zu erreichen. Letztlich aber landete es dann irgendwo im linken Drittel des „Sechzehners“ doch bei Felix Dieterich. Und der „kleinste bei uns“ (O-Ton Ehm) wurde in diesem Moment zum Größten: Dieterich blieb ganz cool, schob das Leder ins lange Eck und drehte dann jubelnd ab. Gefolgt von seinen Teamkollegen. Und auch die Bankbesetzung der Hausherren war nicht mehr zu halten und stand nach kurzem Jubellauf irgendwo fast mitten in der eigenen Hälfte. Dieterichs Treffer – er war der Schlusspunkt des Spiels, das Referee Wagner zwei weitere Zeigerumdrehungen später abpfiff.

Reibe: „Wenn du einen Fehler zu viel machst, wirst du bestraft“

Teutonias Aytac Erman scheiterte vor der Pause vom Elfmeterpunkt. Foto: KBS-Picture

Und der Schlusspunkt einer ganzen Welle von Offensivaktionen der Gastgeber nach dem Seitenwechsel. Vor dem Pausentee, das musste auch Sören Titze erkennen, hatte Pinneberg seine Sache auf dem Kunstrasen in Ottensen gar nicht schlecht gemacht. „Unsere ersten zehn Minuten waren gut, dann war Pinneberg aus meiner Sicht 20 Minuten lang die bessere Mannschaft und dann haben wir nochmal eine Viertelstunde, in der wir besseren Zugriff bekommen haben“, analysierte der „T05“-Trainer nach der Begegnung, zu deren Beginn erst Timo Ehlers für Teutonia vorbei köpfte (5.) und dann Norman Baese im VfL-Kasten Veli Sulejmanis Schuss aus spitzem Winkel zunichte machte (8.). Die Gäste hingegen hatten nach 27 Minuten dann gleich doppelt Pech, als Teutonen-Torsteher Mirko Oest erst Luiz Diaz' Chance vereitelte und dann auch noch den Nachschusss über das Tor lenkte.

Und es sollte noch mehr Pech folgen: Nach 37 Minuten ging Aytac Erman im Gäste-Strafraum zu Boden – Elfmeter! Der Gefoulte trat selbst an – und verschoss. Erman scheiterte an Baese. Und jetzt schien das Glück erst einmal auf Seiten des VfL, der durchatmen konnte, als Sulejmani nach 43 Minuten per Freistoß nur die Latte traf.
So wurden mit einem 0:0 die Seiten gewechselt und „T05“ kam mit einer personellen Veränderung wieder aus der Kabine zurück. Anstelle von Isaac Akyere durfte jetzt Gerrit Pressel ran – und das machte sich bemerkbar. Erst hatte zwar Pinneberg noch einmal den Hauch einer Gelegenheit, doch Luiz Diaz bekam eine Hereingabe von links, die Jan-Hendrik Kaetow vor das Teutonia-Tor geschlagen hatte, nicht richtig unter Kontrolle, so dass die Chance dahin war. Auf der anderen Seite zielte zunächst Pressel per Freistoß drüber (59.) und Ehlers am rechten Pfosten vorbei (61.), dann köpfte Gutmann daneben (72.)

Teutonias Futsal-Trio darf nicht eingesetzt werden

„T05“-Trainer Sören Titze musste auf seine drei Futsal-Spieler verzichten – obwohl das Spiel extra wegen deren Nationalmannschafts-Berufung verlegt worden war. Foto: KBS-Picture

In diesem Takt sollte es mit den ausgelassenen Gelegenheiten weitergehen. Sehr zum Leidwesen von Sören Titze, der an der Seitenlinie gar nicht fassen konnte, dass sein Team Chance um Chance liegenließ: Sulejmani nach 77 Minuten – vorbei. Dieterich in der 78. Minute – an den Pfosten. Pressels Schuss in Minute 82 – zunichte gemacht durch eine starke Parade von Pinnebergs Schlussmann Baese. Doch zehn Minuten später kam sie dann, diese aus Sicht der Gäste so verhängnisvolle zweite Minute der Nachspielzeit. „Wir müssen nicht darüber diskutieren, dass der Sieg für Teutonia verdient ist. Wir haben versucht, es dem Gegner schwer zu machen. Um hier etwas zu holen, braucht man Glück. Das hatten wir in der 92. Minute nicht mehr“, konstatierte VfL-Übungsleiter Thorben Reibe, kritisierte aber auch: „Wir haben es nicht hinbekommen, in dieser Situation, gut zu verteidigen, sondern sind zu offen gewesen. Das ist der Unterschied. Wenn du hier einen Fehler zu viel machst, wirst du dafür bitter bestraft. Unsere erste Halbzeit war gut, am Ende war der Druck vielleicht etwas zu groß.“

Sein Gegenüber Sören Titze erklärte derweil, dass ihm Reibe und der VfL schon irgendwie Leid täten. „So zu verlieren, ist ärgerlich. Pinneberg hat 92 Minuten lang einen tollen Kampf geboten und es uns nicht leicht gemacht“, befand der Coach, der seine Schützlinge lobte. „Ich bin mächtig stolz auf mein Team. Wir haben aus dem letzten Loch gepfiffen. Das war ein geiler Teamgeist. Die Mannschaft hat eine geile Antwort auf die Rückschläge in dieser Woche gegeben“, so Titze, der auf Sehymus Atug (Muskelbündelriss) verzichten musste und auch die drei Futsaler Danijel Suntic, Michael Meyer und Stefan Winkel, wegen dem die Partie von Sonntag auf Freitag vorgezogen worden war, nicht einsetzen konnte. 


„In der Woche hieß es auf einmal, die Futsal-Nationalmannschaft kommt zu den spielen des Vier-Nationen-Turniers am Sonntag und Montag jetzt doch schon am Freitag zusammen und nicht erst später“, so Titze. Futsal-Bundestrainer Marcel Loosveld soll nach FussiFreunde-Informationen zu Wochenbeginn sein Veto gegen einen Einsatz des Trios eingelegt haben. Teutonia hätte offenbar sogar eine 0:3-Wertung gedroht, falls der Verein seine Nationalspieler nicht freigegeben, sondern eingesetzt hätte. Eine Verlegung des Spiels auf einen ganz anderen Termin scheiterte daran, dass Teutonia erst montags vom DFB informiert wurde und so die Fünf-Tage-Regel zur Terminänderung beim Hamburger Fußball-Verband nicht mehr einhalten konnte.

Jan Knötzsch

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