Pietsch spielberichtigt oder nicht? HUFC droht Punktabzug!

HFV entscheidet in erster Instanz gegen Hamm

31. August 2017, 14:34 Uhr

Um seine Spielberechtigung geht es: Hamms Pascal Pietsch. Foto: Merk

Es lief bisher richtig gut für Hamm United in der neuen Saison. Fünf Spiele hat der einstige Hansa-Landesligist nach seinem Abstieg bisher in der Bezirksliga Süd absolviert. Fünf Mal verließ der HUFC dabei als Sieger den Platz, kassierte insgesamt nur ein Gegentor. Macht unterm Strich Platz eins – und jede Menge Sonnenschein bei den „Geächteten“. Doch nun ziehen dunkle Wolken auf. Dem Club droht der Verlust von drei auf dem Feld gewonnenen Punkten am „grünen Tisch“. Stein des Anstoßes ist dabei einer, der in den zurückliegenden Wochen der Erfolgsgarant von United war.

Im Detail geht es um das Spiel der „Geächteten“ am 13. August bei der „Zweiten“ des FC Teutonia 05. Auf dem Kunstrasen an der Kreuzkirche fuhr der HUFC einen 8:0-Kantersieg ein. Pascal Pietsch erzielte in diesem Match drei Tore, bereitete drei vor, war auch an der Entstehung der beiden weiteren Treffer beteiligt (wir berichteten) – und soll nach Ansicht der „Zweiten“ von „T05“ nicht spielberechtigt gewesen sein. Erst am Freitag, also zwei Tage vor dem Spiel, das sonntags stattfand, hatte sich United mit Pietsch über einen Wechsel geeinigt. Die Unterlagen wurden am Freitagnachmittag beim Hamburger Fußballl-Verband (HFV) eingeworfen. Nach Meinung der Teutonia-Reserve aber sollen sie nicht vollständig gewesen sein. Entsprechend legte man Protest ein und bekam am Mittwochabend vor dem Sportgericht recht.

United legt Einspruch ein und will vors Verbandsgericht gehen

Pascal Pietsch (vo.) wechselte von Teutonia 05 zum HUFC – ausgerechnet von dem Verein also, dessen Reserve Zweifel an der Spielberechtigung hat. Foto: Merk

„Das Urteil lautet, dass das Spiel mit 0:3 als verloren gegen uns gewertet und uns die drei Punkte abgezogen werden“, erklärt HUFC-Ligamanager „Jassi“ Huremovic, der – anders als Uniteds Präsident Jörn Heinemann – nicht selbst bei der Verhandlung anwesend war, aber den Transfer mit Pietsch abwickelte und ihn seinerzeit gegenüber den FussiFreunden auch als perfekt vermeldete (wir berichteten): „Ich habe Bert Ehm (Teutonias Manager, Anm. d. Red.) an besagtem Freitag darüber informiert, dass wir uns mit Pascal einig sind und das wir ihn mit einem Amateurvertrag sofort spielberechtigt machen.“ So weit, so gut. „Direkt nach dem Spiel wusste Teutonia II aber, dass in den Unterlagen, die wir beim HFV eingeworfen haben, angeblich die Kopie des Ausweises von Pascal gefehlt haben soll“, so Huremovic. Die Frage, die sich Hamm, Huremovic und auch Jörn Heinemann stellt: Woher wusste „T05“ – im Übrigen exakt der Verein, von dem Pietsch zum HUFC wechselte – so frühzeitig davon?

„Die haben direkt am Montag nach dem Spiel ganz früh Einspruch gegen die Spielwertung eingelegt. Mit dem Hinweis, dass eine Pass-Kopie fehlen würde. Ich frage mich, ob jemand ihnen einen Tipp gegeben hat...“, so Heinemann im Gespräch mit den FussiFreunden. Und Frage zwei: Fehlte dieses Dokument wirklich? Fakt ist, das sagt Heinemann, „dass wir den Umschlag mit den Unterlagen beim HFV eingeworfen haben.“ Und weiter gibt Heinemann zu Protokoll: „Es gibt auf unserer Seite Zeugen, die gesehen haben, was alles in dem Umschlag war. Wir haben einzeln abgehakt, welche Dokumente drin sind. Es ist aus unserer Sicht ein klar nachgewiesener Sachverhalt, dass komplett alle Unterlagen in dem Umschlag waren – inklusive Passantrag und Ausweiskopie. Wir haben zudem das komplette Paket an Dokumenten vorher auch per Mail an den Spieler geschickt, damit er im Bilde ist.“

Heinemann: „Ich weiß doch, was ich in den Umschlag gesteckt habe“

Uniteds Ligamanager Jassi Huremovic wickelte den Transfer ab. Archivfoto: noveski.com

Soweit die Sichtweise aus Hamm. In Jenfeld beim Verband aber, das ist das Ergebnis der gestrigen Verhandlung, sieht man das anders. Dort wird zwar bejaht, dass der Umschlag von Hamm United eingegangen sei, aber: „Es gibt zwei Verbandsmitarbeiter, auf deren Tisch die Post gelandet ist. Dort fehlte das Dokument dann. Daher hat der Verband Restzweifel, dass es auch wirklich im Umschlag war“, erläutert Heinemann und ergänzt: „Es kann ja sein, das einer die Post geöffnet hat und sie beim anderen auf einem Stapel gelandet ist. Da kann schon mal was aus so einem Umschlag rutschen oder fallen. Das ist menschlich. Aber: Wir sind nicht für das Versagen des Verbandes verantwortlich. Wir haben den Umschlag mit allen Dokumenten eingeworden – dafür gibt’s Zeugen.“

Die aber hat auch der HFV. Zeugen hüben wie drüben also. Und: Es stand am Mittwoch in der Verhandlung vor dem Sportgericht nun Aussage gegen Aussage. Die Entscheidung, Hamm die Punkte abzuziehen, fiel laut Jörn Heinemann, „weil man uns in der Beweispflicht sah, nachzuweisen, dass alle Unterlagen komplett waren und dies nicht als gegeben ansah.“ Und das missfällt dem HUFC-„Boss“. „Wenn ich zum Beispiel eine Frist nicht einhalte, dann kann ich verstehen, wenn man gegen uns urteilt. Aber ich weiß doch, was ich in den Umschlag gesteckt habe und es gibt Leute, die das gesehen haben“, sagt Heinemann, der vermutet: „Wir kriegen kein Recht, weil das sonst ausufert und jeder sagen würde: Es wurde was eingeworfen, also ist alles richtig. Ich denke, dass das eine Rolle gespielt haben kann.“

Huremovic: „Wir müssen uns scheinbar auch abseits des Platze gegenDinge wehren“

Präsident Jörn Heinemann (li.) kündigt an, dass der HUFC EInspruch einlegt und vors Verbandsgericht ziehen will. Archivfoto: Bode

Für ihn sei, das tut Heinemann unmissverständlich kund, „das Ganze in keinster Weise akzeptabel. Wir werden gegen das Urteil Einspruch einlegen und gehen vors Verbandsgericht.“ Bis dahin sei das Urteil, so Heinemann, „erst einmal ausgesetzt.“ Sollte der HUFC auch vor dem Verbandsgericht kein Recht bekommen, „werden wir entscheiden, ob und wie wir weiter vorgehen.“ Zivilrechtlich jedenfalls, so die Einschätzung Heinemanns, würde die Begründung des HFV-Sportgerichts nicht haltbar sein. United jedenfalls, das verrät „Jassi“ Huremovic, lässt sich in dieser Angelegenheit bereits anwaltlich beraten.

Und der Verein sucht noch bei einer weiteren Frage nach einer Antwort. „Ich verstehe nicht, warum Teutonia 05 Protest einlegt. Sie wussten, dass der Wechsel abgeschlossen ist. Der Verein bekommt das, was wir vereinbart haben“, konstatiert Heinemann, während Huremovic sagt: „Wir müssen leider scheinbar nicht nur auf dem Platz gegen unsere Gegner durchsetzen, sondern uns auch gegen andere Dinge wehren.“

Jan Knötzsch