Vor der Barkassenfahrt untergegangen: Curslack mit Leck gegen BU

Barmbeker siegen am Gramkowweg mit 4:1 – Zwei Platzverweise

26. August 2017, 21:18 Uhr

Beifall für den Auftritt seiner Mannschaft: BU-Coach Frank Pieper-von Valtier. Foto: KB-Picture

Es war, wie es immer ist, wenn das eine Team gewinnt und das andere verliert: Freude auf der einen und Frust auf der anderen Seite. Während Frank Pieper-von Valtier nach dem Spiel von einer „sensationellen Mannschaftsleistung“ sprach, gab es beim SV Curslack-Neuengamme lange Gesichter. Mit 1:4 zog die Equipe vom Gramkowweg am heutigen Nachmittag gegen den HSV Barmbek-Uhlehorst den Kürzeren. Das allein war aus Sicht der Gastgeber schon schlimm genug, aber das es diese Niederlage nun ausgerechnet vor der traditionellen Barkassen-Fahrt der „Ersten“ und der Reserve mit diversen Sponsoren setzte, machte das Ganze nochmal um einige Prozente schlimmer. „Das tut mir richtig weh“, bekannte SCVN-Co-Trainer Matthias Wulff. 

Bei BU blühte indes der Flachs. „Ich komm' gleich und mach' das“, rief Pascal El-Nemr in den noch fast leeren Raum des Vereinsheims, in dem nach dem Kräftemessen zwischen Gastgeber Curslack und den Gästen von der Dieslestraße später die Pressekonferenz stattfinden sollte. Weder von BU-Coach Pieper-von Valtier noch von Wulff, der unter der Woche noch einmal die Trainingsarbeit beim SVCN geleitet hatte und daher auch als „Chef“ auf der Bank Platz nahm, obwohl Trainer Torsten Henke rechtzeitig aus dem Mallorca-Urlaub zurückgekehrt war, war etwas zu sehen. El-Nemr grinste kurz, verschwand in der Umkleidekabine und beließ es bei der augenzwinkernden Ankündigung, auf der Pressekonferenz das Zepter zu übernehmen.

El-Nemrs feines Solo leitet die Schlüsselszene des Spiels ein

Pascal El-Nemr holte für BU den Elfmeter zum 1:0 heraus und bereitete das 3:1 vor. Foto: KBS-Picture

Auf dem Platz hatte BUs „Siebener“ genau das allerdings getan: In der 68. Minute der Begegnung schnappte sich der 24-Jährige im Mittelfeld vorm SVCN-Tor den Ball und setzte zu einem sehenswerten Solo ein. Er ließ einen Widersacher nach dem anderen stehen, umkurvte sie wie Slalomstangen und erfuhr keinerlei Gegenwehr. Also spielte El-Nemr den Ball Richtung Tor – auch das gelang ihm unbedrängt. Das Ergebnis: Im Zentrum vorm Gehäuse der Hausherren wartete Chris Heuermann und vollendete aus Nahdistanz. Der Ball zappelte im Netz, die BU-Belegschaft formierte sich zum kollektiven Feiern – und Curslack-Neuengamme lag ab diesem Moment mit 1:3 im Hintertreffen. Doch es sollte noch eine Portion schlimmer für den Gastgeber kommen. Fünf Minuten nach dem 1:3 forcierte der eingewechselte Benjamin Lipke auf der linken Außenbahn das Tempo, zog kurz an, erlief sich so den nötigen Vorsprung und bediente den abermals wartenden Heuermann, der den Ball unter die Latte hämmerte. 4:1 für BU. Der Traum von Curslack, auf der anschließenden Barkassenfahrt einen Sieg zu feiern, war endgültig dahin.

Das Spiel aber hatte seinen finalen Moment noch nicht erreicht. Und auch, wenn die Partie nun entschieden war, so blieb es für die 183 Zuschauer unterhaltsam. Eine Minute nach dem 1:4 hätte Timo Lenz verkürzen können, doch BU-Schlussmann Dennis Bock reagierte beim Schuss des Curslackers aus kurzer Distanz hervorragend. BU wiederum hätte sechs Minuten später nachlegen können, doch die Barmbeker schlugen aus einem Angriff über links keinen Profit. Lipke, der frei vor Gianluca Babuschkin auftauchte, vermochte den SVCN-„Goalie“ ebenso wie Christian Degener nicht zu überwinden. Nein, den Versuch des Ex-Curslackers Degener aus fünf Metern fischte „Babu“ sogar derart locker weg, als sei es das Normalste der Welt (80.). Noch in der gleichen Minute dezimierte sich BU durch die „Ampelkarte“ von Tolga Odabas, der nach einem Foul aus der 71. Minute diesmal den Ball mit der Hand spielte, und hatte in Unterzahl Glück, dass Bock anschließend gegen Niklas Hoffmann auf dem Posten war (81.). In doppelter Unterzahl – der souveräne Schiedsrichter Fabian Porsch (Barsbütteler SV) hatte Niklas Müller-Leitloff nach einer „Notbremse“ die Rote Karte gezeigt – rettete Matthias Ribeau in der zweiten Minute der „Overtime“ dann sogar auf der Linie.

Wulff: „Wir haben eine grottenschlechte erste Halbzeit gespielt“

Torsten Henke hatte an Curslacks Auftritt vor der Pause wenig Freude. Foto: KBS-Picture

Und damit zurück auf den Anfang: Der sah für Curslack gar nicht gut aus. Der aufgrund von Personalmangel (Kutay Keklikci fehlte, dafür musste Mark Brudler auf die linke Position der Viererkette) als Rechtsverteidiger aufgelaufene Patrik Papke brachte im Strafraum El-Nemr zu Fall. Referee Porsch entschied zurecht auf Elfmeter. Marcel Rodrigues blieb vom Punkt im Duell mit Babuschkin Sieger, obwohl Curslacks Keeper die richtige Ecke geahnt hatte (5.). Nur sechs Zeigerumdrehungen später musste „Babu“ den Bal erneut aus den Maschen holen. Diesmal hatte Müller-Leitloff links in der BU-Kette einen Angriff der Hausherren abgefangen, dann flog der Ball ins Mittelfeld, wo ihn Mohamed Labiadh – diesmal auf der „Sechs“ aufgeboten – verlängerte. Das Leder landete bei Heuermann. Der steckte zu Degener durch. Und weil SVCN-Innenverteidiger Marvin Schalitz das Abseits aufhob, konnte Degener aufs Tor zusteuern. Babuschkin ins Leere abtauchen lassen und zum 2:0 für die Schützlinge von Coach Frank Pieper-von Valtier abschließen.

Curslack aber gab sich in der Folgezeit keineswegs auf. Sebestian Spiewak (15, per Kopf vergeben) und Vitali Wihelm (23., Schuss vorbei) machten deutlich, dass die Hausherren doch gewillt waren, am Spiel teilzunehmen. Noch nachhaltiger bewies dies Adrian Sousa. Nachdem er rechts im Strafraum angespielt worden war, zog der Torjäger aus der Drehung direkt ab und traf mit seinem Knaller an den Pfosten (26.). Und noch einmal hätte Sousa verkürzen können. Doch nach einem Zuspiel von Sturmpartner Collins Folarin hatte er nicht das nötige Glück im Abschluss (36.). Dass er es besser kann, demonstrierte „Adi“ dann knapp eine Viertelstunde nach dem Beginn der zweiten Halbzeit: Jan Landau behauptete die Kugel im Mittelfeld, spielte sie auf Papke weiter, der den Ball mit Tempo nach rechts auf Sousa passte. Der wiederum zögerte nicht, sondern zog ab – 1:2 aus Sicht des Gastgebers (59.), während bei BU noch vor der Pause Heuermann (35.) und Degener (45.) jeweils vergeben hatten. Der Rest ist bekannt.

Pieper-von Valtier: „Das war schon überdurchschnittlich gut“

Der Barmbeker Tolga Odabas musste mit Gelb-Rot vorzeitig vom Platz. Foto: KBS-Picture

„Wir hatten uns richtig was vorgenommen. Nach dem sehr guten Saisonstart hatten wir eine breite Brust und wollten weiter punkten. Aber das hat nur fünf Minuten gedauert, da wurden wir schon kalt erwischt“, ärgerte sich SVCN-„Vertretungs-Coach“ Matthias Wulff und kritisierte die Darbietungen seiner Elf in den ersten 45 Minuten deutlich: „Wir haben eine grottenschlechte erste Halbzeit gespielt, auf allen Positionen den Kürzeren gezogen und als Kollektiv komplett versagt. Wir waren meilenweit von unseren Gegenspielern entfernt und es hätte auch noch schlimmer kommen können. Das war gruselig schlecht.“ Immerhin: „Nach der Pause und den Umstellungen haben wir uns deutlich besser präsentiert“, befand Wulff und konstatierte: „Nach dem Anschlusstreffer hatten wir kurz Hoffnung, sind dann aber wieder in die alten Verhaltensmuster zurückgefallen. Beim dritten Gegentor waren wir wieder viel zu weit weg und El-Nemr darf da fast 50 Meter frei durch unsere Hälfte laufen. Das war die Schlüsselszene. BU hat das Spiel absolut verdient gewonnen und uns vor allem in der ersten Halbzeit deutlich die Grenzen aufgezeigt.“

Sein Widerpart hatte dagegen logischer Weise bessere Laune. „Das war schon überdurchschnittlich gut. Ich bin sehr zufrieden mit meiner Mannschaft. Wir hätten auch mehr als vier Tore schießen können. Aber wir bleiben auf dem Teppich: Wir sind mit sieben Punkten komplett in unserem Soll, so landen wir am Ende bei den 50 Punkten, sie sich die Mannschaft als Saisonziel gesetzt hat“, erklärte Frank Pieper-von Valtier. Während diese Serie gerne ihre Fortsetzung erfahren darf, wäre dem BU-Übungsleiter in einer anderen Sache die Abkehr vom bisherigen Geschehen ganz recht: „Ich bin ja ein großer Befürworter der Gelb-, Gelb-Rot- und Rot-Sperren. Aber jetzt haben wir nach vier Spielen drei Rote und eine Gelb-Rote Karte. Das ist für mich bitter. Bei Odabas ist es ein Reflex und Müller-Leitloff muss beim Stand von 4:1 da nicht so hingehen. Das erleichtert mir zwar für die nächste Woche die Arbeit, weil ich über weniger Spieler nachdenken muss, aber das will ich so nicht.“ Einer, der heute runter musste, soll hingegen am kommenden Wochenende wieder ran dürfen. Heute aber war für Dominik Siewert mit einer Wunde an der Oberlippe nach 67 Minuten Feierabend.

Jan Knötzsch  

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