Der doppelte Düzgüner: Süderelbe schockt Spitzenreiter

Walek-Schützlinge bezwingen Teutonia 05 mit 2:0

18. August 2017, 23:58 Uhr

Ausgelassen feierten die Spieler des FC Süderelbe nach dem Schlusspfiff ihren Sieg. Foto: Knötzsch

Der Kleinste war nach der Begegnung der Größte: Vedat Düzgüner stand mitten im Kreis. Um ihn herum seine Teamkollegen. Lautstark stimmte der Mittelfeldspieler des FC Süderelbe die Siegesgesänge der Kiesbarg-Kicker an. „Vedo“ – so nennen ihn seine Mitspieler – war in seine Element. So sehr, dass er sich am Ende sogar selbst hochleben ließ: „Vedo, Vedo, Doppelpack“, skandierte der 20-Jährige und die Schar der um ihn stehenden FCS-Akteure tat es ihm Sekunden später gleich. Die Feierlichkeiten nach dem 2:0-Erfolg gegen den FC Teutonia 05 waren damit eröffnet. 

Ein paar Augenblicke zuvor hatte es selbst Yalcin Ceylani nicht mehr auf seinem Posten gehalten. Der Keeper des FC Süderelbe setzte zu einem langen Lauf in den gegenüberliegenden Strafraum an. Dort angekommen, fiel „Yalle“ seinen Mitspielern in die Arme. Die hatten alle nur ein Ziel gehabt: Vedat Düzgüner. Der „flinke Flitzer“ im blauen FCS-Dress hatte soeben den Schluss-Strich unter einen aus Sicht der Gastgeber denkwürdigen Fußball-Abend gezogen. Es lief die fünfte Minute der Nachspielzeit, die laut Referee Alexander Nehls' Zeichen eigentlich nur vier Minuten hätte dauern sollen und Süderelbes Coach Markus Walek mehrfach dazu animierte, dem Unparteiischen verbal lautstark den sofortigen Abpfiff nahezulegen.

Titze: „Der Gegner hat tief gestanden und wir haben dagegen wenig Mittel gefunden“

Coach Sören Titze und sein Team mussten die erste Saisonniederlage hinnehmen. Foto: Heiden

Doch Nehls pfiff (noch) nicht. So landete in jener 95. Minute ein Querpass von rechts bei Düzgüner. Der blieb cool und versenkte den Ball im Netz. 2:0 für den FCS. Süderelbes sensationeller Sieg gegen Tabellenführer war in diesem Moment endgültig perfekt. Angedeutet hatte er sich seit der 58. Minute. Da behauptete sich Ian-Prescott Claus im Mittelfeld, spielte dann rechts raus auf Jan Luka Segedi. Der scheiterte zwar an Teutonen-Torwart Mirko Oest, doch der Abpraller landete genau vor den Füßen von Düzgüner. Und der ließ sich gar nicht erst zwei Mal bitten, sondern schob den Ball eiskalt zum Führungstreffer für seine Farben über die Linie. Damit war die Partie irgendwie auf den Kopf gestellt. Denn: Bis dato hatte Süderelbe hinten zwar souverän und sicher gestanden, was man gegen die nominell starke Offensive der Gäste nicht genug loben kann, doch mehr Spielanteile und ein Plus an Ballbesitz hatte bis dahin „T05“ besessen. Nur: Die Schützlinge von Coach Sören Titze vermochten daraus keinerlei Profit zu schlagen.

Nach dem Treffer war klar, was kommen würde: Teutonia würde auf den Ausgleich drücken, dem FCS würden sich dadurch Räume für schnelle Konter bieten. Und genau so war es. Doch es lohnt sich zuvor noch kurz der Blick zurück auf das Geschehen vorm 1:0. Nachdem „T05“ nach 41 Minuten einen Pfostentreffer für sich verbucht hatte, war es nach 55 Minuten Claus, der mit einem wahren Hammer für Süderelbe das Aluminium traf. Zwei Minuten darauf verfehlte Stefan Winkel für die Teutonen, die bei Vincent Boocks Chance aus der 71. Minute das Pech hatten, dass sich Ceylani dem Schützen erfolgreich in den Weg warf. Süderelbe hätte derweil durch Segedi (73., 74.) oder Claus (75.) zumindest einen seiner Konter nutzen müssen, um den berühmten Sack vorzeitig zuzumachen. So aber musste noch einmal gezittert werden: Michael Meyer, der nach einem Foul kurz zuvor nur noch über den Platz humpelte und anschließend verletzt runter musste, nötigte Ceylani mit einem Schuss aus 20 Metern eine Glanzparade ab (82.). Mehr aber war für „T05“ nicht mehr drin – auch, weil Meyer nicht ersetzt werden konnte. Teutonia hatte bereits drei Mal gewechselt.

Walek: „Wir müssen noch mehr daran arbeiten, unsere Nadelstiche erfolgreich zu setzen“

Doppeltorschütze: Vedat Düzgüner. Foto: KBS-Picture

„Wir haben das gut gemacht und sowohl in der ersten als auch der zweiten Halbzeit sehr gut gestanden“, befand Doppeltorschütze Düzgüner nach dem Match und verriet: „Die beiden Treffer haben wir uns auf unser Trainingstor erspielt. Wir wussten, dass es nach der Pause noch schwieriger werden würde, weil Teutonia kommen musste, um etwas zu holen.“ Gästetrainer Sören Titze bemängelte, dass seiner Mannschaft vor allem vor dem Seitenwechsel „die Zielstrebigkeit fehlte. Wir haben genug Ballbesitz gehabt, aber zu wenig klare Chancen. Einige waren dabei, aber das war zu wenig. Süderelbe hat ein klasse Spiel gemacht und sich entsprechend den Sieg erkämpft. Ich kann nicht sagen, dass er unverdient war. Klar hätte es mit ein bisschen Glück für uns auch 2:2 ausgehen können, aber der FCS hat das gut gemacht. Der Gegner hat tief gestanden und wir haben dagegen wenig Mittel gefunden, um uns einen Weg da durch zu bahnen.“

Das wiederum war genau nach dem Geschmack von Markus Walek. „Ich habe Teutonia gegen BU gesehen und die ersten drei Tore des Spiels genau analysiert. Das waren alles Umschalt-Tore. Also habe ich den Jungs die Aufgabe gegeben, kompakt zu stehen und die Abstände zwischen Innen- und Außenverteidiger sowie den Sechsern zu beachten, damit alles funktioniert“, erklärte der Süderelbe-Trainer, „wir standen stabil, haben wenig zugelassen. Das war das Ziel. Was wir nach vorne für Qualitäten haben, wissen wir. Wir haben in jedem Spiel Chancen herausgespielt, aber wir müssen noch mehr daran arbeiten, unsere Nadelstiche erfolgreich zu setzen. Wir hätten schon früher das zweite Tor erzielen müssen. Daran hat es auch in den Spielen gegen Pinneberg oder Billstedt gehapert. Ich bin glücklich, dass wir dieses Mal am Ende noch das zweite Tor machen. Ich will aber nicht nur die Offensive loben, sondern auch unsere Abwehr. Wir haben immerhin gegen den Tabellenführer zu Null gespielt. Meiner Meinung nach ist der Sieg in dieser Form auch verdient.“

Jan Knötzsch