Rahlstedts Riesen-Jubel: Viel „Fun“ dank Louis und Can

Aufsteiger feiert gegen Dersim ersten „Dreier“

12. August 2017, 00:43 Uhr

Der Rahlstedter Jubelkreis nach dem Schlusspfiff. Foto: Merk

Im dritten Anlauf hat es endlich geklappt: Der Rahlstedter SC hat seinen ersten Saisonsieg seit dem Aufstieg in die Landesliga Hansa eingefahren. Die Mannschaft von Trainer Alexander Schäfke besiegte Dersimspor mit 2:1 und vergrößerte damit die Sorgen beim selbsternannten Titelkandidaten, der nach drei Spielen mit zwei Niederlagen und einem Sieg dasteht und vorerst Elfter der Tabelle ist. Rahlstedt zog derweil an Dersim vorbei und rangiert auf dem achten Platz. Maßgeblichen Anteil am Erfolg des RSC hatten ein altbekannter Leistungsträger und ein junger Wilder...

Sie hatten gewartet. Lange gewartet. Rechnet man die Nachspielzeit des Matches gegen Dersimspor mit, dann waren es am Ende etwas mehr als 270 Minuten. Entsprechend groß war die Freude. Und entsprechend laut entlud sie sich nach dem Schlusspfiff: Während die Spieler des Rahlstedter SC nach dem ersten Saisonsieg ihre Jubelgesänge anstimmten, saß keine 50 Meter entfernt Sven Siebert mutterseelenallein und still auf der Trainerbank. Der „Dersim-Dompteur“ hielt einen Stift und einen Zettel in der Hand und schrieb und schrieb. Es schien so, als wolle der Gäste-Coach gar nicht mehr damit aufhören. „Da hätte ich ganz schön viel zu tun“, erwiderte Siebert schließlich nach einiger Zeit auf die Frage, ob er denn nun all das zu Papier gebracht habe, was ihm am Auftritt seiner Mannschaft nicht gefallen habe.

Schäfkes Sonderlob für Düzel: „Da sieht man, was er für Qualität hat“

Bastian Warning musste mit Gelb-Rot vorzeitig vom Platz. Foto: Merk

Denn da gab es Einiges. „Ich habe in der ersten halben Stunde nicht ein Mal einen konstruktiven Spielzug von uns nach vorne gesehen. Bei jedem Angriff, den wir fahren wollten, haben wir den Ball verloren“, ärgerte sich Siebert und gab direkt das beste Beispiel zu Protokoll, dass sich dieses Unheil auch am eigenen Strafraum fortsetzte: „Beim 0:1 gewinnen wir zehn Mal den Ball am Sechzehner, geben ihn jedes Mal wieder ab und laden den Gegner zum Torschießen ein.“ In jener 15. Minute, in der Dersimspor ins Hintertreffen geriet, waren es Marvin Dose und Can Düzel, die davon profitierten: Dose fungierte mit seiner Flanke als (Er)öffner, Düzel verwertete den Ball zum 1:0 für den RSC, der zuvor schon einen kurzen Schreckmoment überstehen musste, als sich Keeper Patrick Krysiak nach nur vier Minuten so gerade noch in einen Schuss von Derims Edison Sa Borges Dju geworfen hatte. Und auch danach blieben die Hausherren mit Glücksgöttin Fortuna im Bunde: Lamin Jawla traf aus der Distanz die Latte, den Abpraller köpfte Zana Demir zu ungenau (16.). Louis Mandel hingegen hatte wiederum eine Minute später Pech, dass Dersims Torhüter Maximilian Hentrich dem 2:0 im Wege stand (17.).

Danach passierte bis zur 28. Minute nichts, doch dann schlug es erneut ein. Diesmal allerdings im RSC-Gehäuse. Christopher Mahrt brachte einen Freistoß flach in den Strafraum, dann wurde es unübersichtlich und schließlich lag der Ball im Tor. Zuletzt berührt hatte ihn vorm Überqueren der Linie Zana Demir, der Krysiak keine Chance zur Abwehr ließ. Den nächsten Höhepunkt gab es auf der anderen Seite zu bestaunen, als der über 90 Minuten bärenstarke Düzel in der 31. Minute binnen Sekunden gleich zwei Mal per Kopfball nur die Latte traf. Für Dersim scheiterte Jawla an Krysiak (32.), ehe drei Minuten vorm Seitenwechsel Prince Dzigbede im anderen Sechzehner Düzel zu Fall brachte, Referee Falah Abed Saad gab ohne zu zögern Strafstoß (Dersim-Betreuer Fikret Tirpanci: „Das war niemals ein Elfer. Ich stand nach der Behandlung eines unserer Spieler so postiert, dass ich klar gesehen hab, dass das kein Foul war“). Loius Mandel schnappte sich das Leder und traf zum 2:1 (43.), das Düzel und Lukas Baake eine Minute später noch hätten ausbauen können. Beide scheiterten aber jeweils an Hentrich.

Siebert sauer: „Wie wir uns beim 1:2 im Zweikampf verhalten, ist alles andere als clever“

Erzielte einen Treffer und holte den Elfmeter zum 2:1 heraus: Can Düzel. Foto: Merk

Der zweite Durchgang hielt spielerisch dann wenige Highlights bereit, auch weitere große Gelegenheiten blieben Mangelware. Dose (70.), Mandel (79.) und Hendrik Wolfrgamm (81.) vergaben für den RSC, der zu diesem Zeitpunkt schon seit der 63. Minute in Unterzahl spielte. Bastian Warning hatte die Gelb-Rote Karte gesehen. Spätestens seit diesem Moment hatte sich die RSC-Bank-Besetzung auf den wahrlich nicht souveränen Unparteiischen eingeschossen, wobei die Kommentare von Alexander Schäfke zum Teil schon grenzwertig waren. An seiner Kritik hielt der Coach nach dem Abpfiff fest. „Die beste Aktion hatte der Schiri, als er das Spiel angepfiffen hat“, sagte Schäfke, „die Gelb-Rote Karte für Bastian Warning war lächerlich, aber das war leider nicht die einzige fragwürdige Entscheidung.“ Der RSC-Coach hatte jedoch auch Lob parat. Für die Mannschaft allgemein („Eine super Leistung, wir waren kämpferisch stark, haben von Anfang an ordentlich gespielt – das muss man hervorheben, weil wir derzeit viele Urlauber und Verletzte haben und drei Spieler angeschlagen auf dem Platz standen“) und für Can Düzel im Speziellen: „Er hat das umgesetzt, was wir ihm zutrauen und von ihm verlangen. Can hat ein Tor gemacht und den Elfer rausgeholt – da sieht man was er für Qualität hat.“

Qualität, die auch im Dersim-Kader normalerweise vorhanden ist. „Darüber, dass wir gute Fußballer haben, müssen wir nicht diskutieren. Man hat auch gesehen, dass die Spieler wollten. Vielleicht fehlte die Frische wegen des Pokalspiels vom Mittwoch gegen Buxtehude. Aber das soll keine Entschuldigung sein“, so Gäste-Trainer Sven Siebert, der analysierte: „Die Mannschaft kann derzeit Dinge nicht so umsetzen, wie wir sie besprochen haben. Wir müssen momentan personell viel hin- und herschieben, weil die halbe Mannschaft wegen Verletzungen oder Urlaub fehlt. Die, die spielen, sind nicht zu 100 Prozent fit, weil sie die halbe Vorbereitung gefehlt haben. Die, die die Vorbereitung gemacht haben, sind nicht da.“ Das habe sich, so Siebert, „bemerkbar gemacht, Einige sind müde im Kopf und in den Beinen. In so einem Zustand rennt man immer wieder kopflos in den Gegner. Das ist auf Dauer schwierig. Wir hatten zwar Möglichkeiten, aber wenn dann aus der zweiten Reihe.“ Und noch etwas hatte Siebert auf seinem Zettel vermerkt: „Beim 1:2 legen wir Rahlstedt im Grunde den Ball wieder selbst auf. Wie wir uns da im Zweikampf verhalten, ist alles andere als clever.“

Jan Knötzsch 


In der 43. Minute verwandelt Louis Mandel einen Strafstoß zum 2:1 und markiert damit auch den Endstand der Partie.


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