Pieper: „Natürlich war ich überrascht“

BU-Coach spricht über das Ultimatum von Präsident Meyer

09. August 2017, 02:01 Uhr

Zwei überaus erfolgreiche Jahre scheinen nach einer verkorksten Rückrunde vergessen zu sein. Frank Pieper steht bei BU in der Diskussion und wurde vom Präsidenten öffentlich angezählt. Foto: KBS-Picture.de

Eine gefühlte Ewigkeit – oder genauer gesagt: Mit einjähriger Unterbrechung seit 2009 – ist Frank Pieper inzwischen Cheftrainer beim HSV Barmbek-Uhlenhorst. Nach dem Oberliga-Abstieg 2011 folgte als Meister der sofortige Wiederaufstieg in Hamburgs Beletage. Dort brauchte BU zwei Jahre, um sich in der neuen/alten Spielklasse wieder zurechtzufinden und zu akklimatisieren, ehe zwei Spielzeiten folgten, die kaum erfolgreicher hätten sein können. Die Saison 2014/15 beendete der Traditionsklub auf dem dritten Tabellenplatz. Aber das war längst noch nicht alles. Durch einen 2:0-Sieg im Finale gegen den SC Condor feierte BU den Triumph im Oddset-Pokal. Es folgte das Highlight in der ersten DFB-Pokalrunde gegen den SC Freiburg, der Umzug von der alt-ehrwürdigen „Anfield“ an die Dieselstraße und die Vize-Meisterschaft 2015/16.

Doch all das scheint mittlerweile Schnee von gestern zu sein. Denn die vergangene Serie beendete das Pieper-Ensemble – vor allem aufgrund einer schwachen Rückrunde – nur auf Rang 13. Und schon nach dem zweiten Spieltag der neuen Saison scheinen all die Jahre zuvor vergessen zu sein. Nach dem 1:5 gegen den äußerst ambitionierten Aufsteiger Teutonia 05 stellte Präsident Frank Meyer dem Trainerteam Pieper/Paczkowski ein Ultimatum – zumindest in der Presse. Dem „Abendblatt“ sagte er: „Trainer müssen sich am Erfolg messen lassen. Wir hatten schon in der letzten Rückrunde keinen Erfolg mehr. Da waren wir lange Zeit nicht ganz aus der Abstiegsgefahr raus, das darf nicht wieder passieren. Unsere Trainer stehen unter Beobachtung. Trainer und Mannschaft sind in der Pflicht. Wir gucken uns das jetzt mal noch fünf Spieltage an, und dann setzen wir uns zusammen.“

Am Dienstagabend, unmittelbar nach dem 1:0-Erfolg im Pokal beim SC Sperber und circa 50 Stunden nach den getätigten Aussagen, sprachen wir mit Frank Pieper darüber. Dabei betonte er, „keine öffentliche Schlammschlacht“ lostreten zu wollen.

FussiFreunde: Wann und wie hast du von diesem „Ultimatum“ erfahren?


Pieper: „Der Kollege vom Abendblatt hatte mich noch am selben Tag angerufen und gefragt, ob ich etwas dazu sagen möchte. Das habe ich verneint. Da ich das da zum allerersten Mal gehört habe, konnte ich dazu auch nichts sagen. Mit mir hat persönlich auch keiner gesprochen – außer der schreibende Kollege. Der ist aber nicht bei BU…“

FussiFreunde: Was war deine erste Reaktion, als du von dieser Aussage gehört hast?

Pieper: „Ich kann nix dazu sagen – das war wirklich meine erste Reaktion. Mit mir hat niemand gesprochen. Also kann ich dazu auch nichts sagen.“

FussiFreunde: Aber wie hast du es persönlich aufgenommen – warst du überrascht oder auch enttäuscht?

Pieper: „Darüber habe ich in dem Moment gar nicht nachgedacht. Solche emotionalen Ausflüchte gab’s da gar nicht. Natürlich ist man überrascht, wenn man das hört. Wenn ich das nicht gewesen wäre, wäre es auch komisch. Aber ansonsten habe ich dazu nichts zu sagen und will dazu auch nichts sagen.“

FussiFreunde: Gab es denn inzwischen schon mal einen Austausch mit dem Präsidenten - oder hat er dir seine Aussagen mal unter vier Augen erklärt/begründet?

Pieper: „Nein, es gab keinen Austausch. Weder während meines Urlaubs noch nach meiner Rückkehr. Und ich war am Sonntag noch lange bis circa 20:30 Uhr auf der Anlage und saß unter anderem mit Christian Woike und einigen Spielern von Dassendorf gemütlich auf der Tribünen. Von daher war ich lange da – vom Verein hat aber niemand mit mir gesprochen, außer ‚Pacze‘ (Co-Trainer Peter Paczkowski; Anm. d. Red.) und ‚Jenne‘ (Jens Schadewaldt).“

FussiFreunde: Wie interpretierst du denn die getätigten Aussagen?

Pieper: „Solch einen Fehler werde ich nicht machen. Wenn ich da irgendwas hinein interpretiere, dann kann ich nur falsch liegen. Das ist genauso, wenn ich eine WhatsApp-Nachricht lese und versuchen will, zwischen den Zeilen zu lesen. Als Beispiel: Vielleicht möchte mir die Person einfach nur sagen, es ist jetzt viertel nach Drei. Vielleicht möchte sie mir damit aber auch sagen, es ist echt spät, du musst dich beeilen. Damit halte ich mich gar nicht erst auf. Wenn man mit mir sprechen will, dann wird man mir das schon sagen. Ansonsten kümmere ich mich um das, was für mich wichtig ist. Und das ist die Mannschaft. Das ist die Planung und Durchführung des Trainings und die kontinuierliche Steigerung der Spieler – vor allem der jungen Spieler. Denn wenn wir uns schon für solch einen Umbruch entscheiden und auch dafür, mit so vielen jungen Leuten zu arbeiten, dann muss man eben auch Geduld mitbringen. Und wenn man das nicht hat, dann muss man einfach sagen: Wir haben nicht die Mittel wie Teutonia oder Dassendorf. Wenn wir die haben, dann können wir auch gerne andere Ansprüche haben. Aber mit den Mitteln, die wir haben, können wir das eben nicht!“

Autor: Dennis Kormanjos