„Solche Spiele werden immer enger und gehen nicht mehr deutlich für den Favoriten aus“

Wolfsburgs Daniel Didavi im FussiFreunde-Interview

08. August 2017, 15:48 Uhr

„Als Bundesligist darf man solche Gegner nicht auf die leichte Schulter nehmen“, sagt Daniel Didavi über die Aufgabe des VfL bei Eintracht Norderstedt. Foto: VfL Wolfsburg/regios24

Das große Spiel wirft seine Schatten voraus: Am 13. August empfängt Eintracht Norderstedt in der Ersten Runde des DFB-Pokals den Bundesligisten VfL Wolfsburg. Im Interview mit den FussiFreunden blick VfL-Mittelfeldspieler Daniel Didavi auf die Partie voraus. Der 27-Jährige erklärt, warum er einen gewissen Respekt vor dem Kräftemessen mit dem Regionalligisten hat, weshalb der VfL alles andere als ein „Scheiß-Los“ ist und verrät zudem, dass er schon vor der Auslosung etwas mit dem Namen Eintracht Norderstedt anfangen konnte. 

„Ich wusste direkt, in welcher Liga die Eintracht zuhause ist“

FussiFreunde: Daniel, wie war Deine Reaktion, als nach der Auslosung der Ersten Runde feststand, dass der VfL zu Eintracht Norderstedt reisen muss? Konntest Du mit diesem Verein etwas anfangen oder hattest Du den Namen bis dahin noch nie gehört?
Daniel Didavi:
Nein, ich konnte damit schon was anfangen. Ich wusste direkt, dass Norderstedt in der Nähe von Hamburg liegt und in welcher Liga die Eintracht zuhause ist, weil dort bis zum Ende der letzten Saison mit Jeremy Karikari ein Kumpel von mir gespielt hat, den ich aus unserer gemeinsamen Zeit in Stuttgart kenne.

FussiFreunde: Gab es nach der Auslosung Kontakt zwischen euch? Was hat er Dir von Eintracht Norderstedt erzählt?
Didavi:
Wir hatten nicht besonders viel Kontakt. Jeremy hat nur gesagt, dass er Karten für das Spiel braucht (lacht).

„Ich denke, dass sich die Spieler und die Verantwortlichen über das Los VfL Wolfsburg freuen können“

„Bis zum Ende der letzten Saison hat mit Jeremy Karikari ein Kumpel von mir bei Norderstedt gespielt“, berichtet Didavi. Foto: VfL Wolfsburg/regios24

FussiFreunde: Was hat Trainer Andries Jonker der Mannschaft bisher über den Gegner der Ersten DFB-Pokal-Runde vermittelt?
Didavi:
Richtig intensiv werden wir uns ab Mitte der Woche mit dem Gegner beschäftigen, so wie das bei Bundesliga-Spielen auch der Fall ist. In der Vorbereitung und in den Testspielen gucken wir nur auf uns und versuchen unseren Spielstil durchzudrücken.

FussiFreunde: Was erwartest Du am 13. August für ein Spiel? Es ist das altbekannte Duell „David gegen Goliath“ und alles andere als ein VfL-Sieg wäre eine Sensation...
Didavi:
Man weiß ja, wie solche Spiele sind. Als Bundesligist darf man solche Gegner nicht auf die leichte Schulter nehmen. Ein Regionalligist ist für mich auch ein professioneller Club. Die haben Jungs, die gut kicken können. Solche Spiele werden immer enger und gehen nicht mehr so deutlich für den Favoriten aus. Für den niederklassigen Gegner ist ein solches Match immer das Spiel der Saison. Norderstedt wird hoch motiviert sein. Ich glaube, es wird ein Abnutzungskampf, bei dem uns ein schnelles Tor gut tun würde. Das zu erzielen ist aber leichter gesagt als getan. 

FussiFreunde: Olaf Schaper, der Platzwart von Eintracht Norderstedt, bezeichnete den VfL nach der Auslosung als „Scheiß-Los“, weil Norderstedt gegen so einen Gegner nicht gewinnen könne und Wolfsburg keine Zuschauer mitbringe. Wie nimmst Du diese Äußerung auf und warum ist der VfL kein „Scheiß-Los“?
Didavi:
Ich habe von dieser Aussage nichts mitbekommen. Ich will das auch nicht groß kommentieren. Ich denke, dass sich die Spieler und die Verantwortlichen über das Los VfL Wolfsburg freuen können. Wir sind ein Verein, der in der jüngeren Vergangenheit tolle Erfolge gefeiert hat, also sind wir ein attraktives Los. Und ich weiß, dass unsere Karten für den Gästeblock bereits ausverkauft sind!

„Führungsspieler wird man nicht durch reden, sondern durch Leistung auf dem Platz“

„Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen“, konstatiert Didavi mit Blick auf die vergangene Saison des VfL. Foto: VfL Wolfsburg/regios24

FussiFreunde: Stichwort Vergangenheit: In der zurückliegenden Saison lief es für den VfL alles andere als rund. Woran lag das?
Didavi:
Das wurde zuletzt so oft durchgekaut, dass man dazu nicht mehr viel sagen muss. Man hat gehört und gesehen, woran es gelegen hat. Die Saison ist für uns Vergangenheit. Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen.

FussiFreunde: Was macht Dich zuversichtlich, dass die kommende Saison aus Wolfsburger Sicht besser wird?
Didavi:
Die Verantwortlichen haben im Sommer intensiv am Kader gearbeitet. Zudem hatten wir bisher eine gute Vorbereitung, in der viele Dinge schon sehr ordentlich ausgesehen haben. Das gibt mir ein gutes Gefühl. Wichtig wird es sein, dass wir einen guten Start in die Saison hinlegen. Wir brauchen keine großen Töne zu spucken, was unsere Ziele angeht, sondern sind gut damit beraten, uns erst einmal zu stabilisieren, damit wir eine bessere Saison spielen.  

FussiFreunde: Kommen wir zu Dir selbst. Du hast verletzungsbedingt in der vergangenen Saison einige Partien verpasst. Was hast Du Dir für die neue Spielzeit vorgenommen? Du zählst jetzt mit 27 Jahren schon zu den Älteren im Kader. Bist du damit automatisch in der Pflicht, Führungsspieler zu sein?
Didavi:
Mein oberstes Ziel ist es, nicht nur auf den Fußball bezogen, gesund zu bleiben. Ich fühle mich derzeit topfit und habe viel dafür getan, dass das so ist. Es ist schon krass, dass man mit 27 Jahren auf einmal einer der Älteren ist. Ich war nie der, der viel geredet hat, aber ich versuche natürlich, den jüngeren Spielern Tipps zu geben – gerade auch denen, die auf meiner Position spielen. Das klappt ganz gut. Für mich stand aber schon immer fest: Führungsspieler wird man nicht durch reden, sondern durch Leistung auf dem Platz.

FussiFreunde: Kommen wir nochmal auf das Norderstedt-Spiel. Gibt es etwas, auf das Du Dich besonders freust? Wirst Du die Zeit haben, Dich mit Jeremy Karikari zu treffen?
Didavi:
Wir nehmen das Spiel sehr ernst und werden so wie bei jedem Pflichtspiel am Tag vorher anreisen, abends wird gegessen und dann geht’s ab ins Bett. Wir wollen ja fit und ausgeschlafen für das Spiel sein. Vor dem Spiel ist auch keine Zeit für ein Treffern und nach dem Spiel werden wir direkt zurück reisen. Ich glaube, von Hamburg werde ich leider nicht viel sehen...

Interview: Jan Knötzsch