In Torlaune: St. Pauli entscheidet ersten Test in Buxtehude klar für sich

Gute Laune, ein Heiratsantrag und jede Menge Tore

24. Juni 2017, 20:35 Uhr

Maurice Litka (rechts) traf zum zwischenzeitlichen 8:0, nachdem Keeper Sebastian Menzel zuvor schon umkurvt wurde. Foto: Mathias Merk

Nicht zum ersten Mal gab sich der FC St. Pauli im Jahnstadion die Ehre. Es hat schon so etwas wie Tradition, wenn der Zweitligist in die Saison-Vorbereitung startet, dass der BSV Buxtehude die erste Anlaufstelle ist. Und so freute man sich beim Oberliga-Absteiger über das abermalige Erscheinen der Kiezkicker, die sich kurz vor dem Anpfiff sicher auch ein wenig verwundert zeigten, als Buxtehudes Kapitän Hasan Ramazanoglu eine ganz besondere Überraschung parat hatte. Was das rein Sportliche betrifft, konnten die Mannen von Neucoach Olaf Janßen den Vier-Klassen-Unterschied deutlich ersichtlich machen, was schließlich zu einem hohen Ergebnis führte. Auch wenn Janßen auf der anschließenden Pressekonferenz etwas mit der mangelnden Chancenverwetung seiner Truppe haderte.

BSV-Kapitän Hasan Ramazanoglu machte kurz vor dem Spiel seiner Freundin einen Heiratsantrag. Foto: Mathias Merk

Am Samstagnachmittag fand für den Oberliga-Absteiger Buxtehuder SV ein ganz besonderes erstes Testspiel in der gerade begonnenen Sommervorbereitung statt. Denn der FC St. Pauli reiste mit seinem kompletten Kader an. Lediglich die verletzungsbedingten Ausfälle, sowie Aziz Bouhaddouz, der zurzeit mit seiner Nationalmannschaft unterwegs ist, standen nicht auf dem Platz. Doch bevor die Partie begann, kam es bereits zum ersten Höhepunkt. Denn nachdem beide Teams einliefen und am Mittelkreis aufgereiht parat standen, entfernte sich BSV-Kapitän Hasan Ramazanoglu von seinen Teamkameraden, um zur Seitenlinie zu joggen, wo der Stadionsprecher bereits seit ein paar Minuten Ramazanoglus Freundin zu einem Interview über das Stadionmikrofon „verhaftete“. Ein Gespräch, das letztlich für diesen Moment inszeniert wurde. Als der Spieler bei seiner Angebeteten ankam, ging er auf die Knie und machte ihr vor allen anwesenden Zuschauern einen liebevollen Heiratsantrag, der mit freudiger Miene angenommen wurde. Anschließend war es schwer, den Capitano wieder aus den Armen seiner frisch Verlobten loszueisen. Aber es half alles nichts, denn die Teams warteten, da schließlich noch ein Fußballspiel stattfinden sollte.

Der BSV kämpfte mit Herz, war aber ohne Chance gegen die Profis

Da half das ganze Strecken von BSV-Torwart Dushan Pavlov nichts, denn der Schuss von Waldemar Sobota schlug zum 1:0 für die Gäste im linken Winkel ein. Foto: Mathias Merk

Wie für den BSV ging es auch für die Profis vom Millerntor, die ebenfalls am vergangenen Montag ihren Trainingsauftakt hatten, in das erste Vorbereitungsspiel. Während die Hausherren erst zweit Einheiten absolvierten, haben die Kiezkicker eine harte Woche hinter sich, weshalb der eine oder andere Spieler des BSV sicherlich eine kleine Chance witterte. Doch diese Gedanken wurden schnell verworfen, da die Mannschaft von Neucoach Olaf Janßen, der das Traineramt von Ewald Lienen übernahm, ab der ersten Sekunde anrannte und die Blau-Gelben unter Druck setzte. Die Heim-Elf von Trainer René Klawon kämpfte mit Herz und stemmte sich mit allen Mitteln gegen die technisch hoch überlegenen Profis, was jedoch nichts außer Sympathiepunkte einbrachte. Denn in der 16. Minute eröffnete Waldemar Sobota mit seinem Treffer zum 1:0 das Torfestival für die Gäste, bevor nur ein paar Sekunden später Ryo Miyaichi in der 17. Minute das Zwischenergnis um ein weiteres Tor ausbaute. Der Bann schien gebrochen und die Buxtehuder bereits ab diesem Moment geschlagen. Denn bis zum nächsten Treffer vergingen lediglich zwei weitere Minuten, als Neuzugang Sami Allagui auf 3:0 für den haushohen Favoriten erhöhte (19.). Fortan bäumten sich die Estestädter jedoch nochmal auf und probierten, sich selbst Chancen zu erarbeiten, was jedoch meistens am Sechzehner unterbunden wurde. Auch Fernschüsse aus der zweiten und dritten Reihe brachten nichts ein. Denn diejenigen, die das Toreschießen an diesem Tag für sich pachteten, waren die Mannen von Olaf Janßen. Deshalb fiel im ersten Durchgang noch der vierte Treffer für die Gäste, den in der 31. Minute abermals Sobota markierte. Dieses 0:4 aus Buxtehuder Sicht war gleichbedeutend mit dem Halbzeitergebnis, da der BSV tatsächlich zumindest in der Defensive nochmal etwas besser ins Spiel fand und den Profis keine weitere Bude mehr gönnte, bis Schiedsrichter Fabian Porsch zum Pausentee bat.

Sieben Treffer im zweiten Durchgang

Christopher Buchtmann (Mitte) traf zweifach und wurde dafür von den Fans mit Gesängen belohnt. Foto: Mathias Merk

Zum Wiederanpfiff tauschten beide Teams das Personal kräftig durch, sodass alle Akteure zum Zug kommen konnten. Wobei die Gastgeber in der Schlussphase sogar noch einige A-Jugendspieler auf das Feld schickten. Diese bekamen nochmal die große Gegenheit, sich gegen ein Profiteam auszuzeichnen. Aber egal zu welchem Zeitpunkt und welche Spieler auch in Aktion waren, es blieb weiterhin dabei, dass nur eine Mannschaft fürs Toreschießen zuständig war. So dauerte es nach dem Seitenwechsel nicht lange, bis der FC St. Pauli seine Führung durch Luca Zander auf 5:0 ausbaute (50.), ehe Jan-Marc Schneider zehn Minuten später auf 6:0 erhöhte. Gegen den Zweitligisten war einfach kein Kraut gewachsen, was sicherlich auch Ewald Lienen, der sich inmitten der Zuschauer befand und in der Halbzeitpause auch mal zu einem kleinen Plausch zu Olaf Janßen in die Coachingzone begab, so sah.

Das zu diesem Zeitpunkt bestehende halbe Dutzend an Toren schien für die St. Paulianer jedoch noch lange nicht genug gewesen zu sein, da sie nicht aufhörten, teilweise fast schon im Zehn-Sekunden-Takt, auf den Kasten von Keeper Sebastian Menzel anzurennen, was natürlich dazu führte, dass der Schlussmann weiter Male hinter sich greifen musste. In der 67. Minute war Christopher Buchtmann an der Reihe, das Runde ins Eckige zu bugsieren. Nur vier Zeigerumdrehungen darauf traf Maurice Litka zum 8:0 ins Netz, ehe Cenk Sahin nur Sekunden später auf 9:0 stellte (72.). Es stellte sich die Frage, wie hoch das Ergebnis am Ende ausfallen würde, da die Gäste scheinbar in Torlaune verfielen und noch einiges an Restzeit vorhanden war. Die Antwort gab es selbstverständlich auf dem Platz, als in der Schlussviertelstunde Yiyoung Park (75.) und abermals Buchtmann (87.) den 11:0-Triumph abrundeten. BSV-Trainer Klawon mit einem kleinen Augenzwinkern zum Ausgang: „Mich überrascht es nicht, dass wir verloren haben.“ Letzendes war es im Jahnstadion ein rundum gelungenes Fußballfest, worüber sich alle Anwesenden einig waren. Deshalb gab es auch auf Seiten der Gastgeber ausschließlich gute Laune, obwohl die Niederlage schlussendlich zweistellig ausfiel.




Die Pressekonferenz mit Olaf Janßen (Trainer FC St. Pauli) und René Klawon (Trainer Buxtehuder SV):

Autor: Mathias Merk