Dank Sallah: Der Bundesliga-Traum wird wahr

ETV-B-Jugend schafft in der Relegation den Aufstieg

24. Juni 2017, 16:07 Uhr

Aufstiegshelden: Die B-Junioren des Eimsbütteler TV. Foto: KBS-Picture

Die B-Junioren des Eimsbütteler TV haben es geschafft: Nachdem die Mannschaft von Loïc Favé im Hinspiel der Relegation beim Chemnitzer FC einen 2:1-Erfolg gefeiert hatte, reichte dem ETV-Nachwuchs vor rund 300 Zuschauern im Rückspiel auf dem Kunstrasen am Lokstedter Steindamm ein torloses 0:0-Remis zum Sprung in Deutschlands höchste B-Junioren-Spielklasse. Dabei hatte vor allem einer großen Anteil daran, dass es dem CFC nicht gelang, die Niederlage auf eigenem Platz in der Hansestadt auszumerzen: ETV-Schlussmann Nathanael Sallah hielt seine Farben mit mehreren großartigen Paraden im Spiel und damit den Traum von der Bundesliga fest.

Es war ein kurzer Blick von Koray Gümüs. Und ein kurzer Satz. Genau genommen noch nicht mal das. „Man of the match“, murmelte der Ligemanager des Eimsbütteler TV im Vorbeigehen, als Nathanael Sallah gerade dazu ansetze, der Presse Rede und Antwort zu stehen. So kurz die Aussage von Gümüs auch war, so treffend war sie. „Natha“, wie Sallah von seinen Mannschaftskollegen gerufen wird, war tatsächlich so etwas wie der Spieler der Partie in den 80 Minuten des Relegations-Rückspiels um den Bundesliga-Aufstieg zwischen dem ETV und den Gästen vom Chemnitzer FC. Ein ums andere Mal hatte Sallah einem Torerfolg der Chemnitzer, die das Hinspiel mit 1:2 verloren hatten und nun alles daran setzten, die Angelegenheit doch noch zu ihren Gunsten zu drehen, im Weg gestanden.

Eimsbüttels Schlussmann steht mehrfach im Mittelpunkt und bleibt Sieger

„G“ wie „gewonnen“: ETV-Keeper Nathanael Sallah, der zum „Man of the match“ avancierte. Foto: KBS-Picture

„Das Glück war auf unserer Seite“, stellte der Keeper nach dem Schlusspfiff bescheiden fest. Dass er auch einen gehörigen Teil dazu beitrug – es schien für den „Goalie“ das Normalste der Welt. So klärte Sallah bereits nach einer Viertelstunde gegen Paul-Luis Eckhardt, der von links im Sechzehner aufs Tor schoss. Dann war er bei einem Freistoß von Eckhardt nach 23 Minuten erneut auf dem Posten, fischte ihn schön aus dem Torwarteck. Die größte Gelegenheit des ersten Durchgangs sollte aber nicht der CFC haben, sondern Sallahs Teamkollegen in der Offensive: Der Ball kam auf dem linken Flügel zu Yannick Fischer, der schön kurz zu Dominik Akyol ablegte. Der ETV-Stürmer schoss sofort – Innenpfosten (28.)! Fünf Minuten später wurde es dann vorm Eimsbütteler Tor gefährlich, als Kevin Houndjame den Ball gegen Johannes Kühne verlor, der Marcus Kreckel bediente. Dessen Schuss ging jedoch vorbei. Die nächsten beiden Aktionen waren dann wieder dem ETV vorbehalten: Erst verpasste Akyol eine Hereingabe von Pavle Pavlovic (33.), dann zielte Fischer drüber (38.).

Nach dem Seitenwechsel passierte in beiden Strafräumen lange Zeit nichts mehr. Der Gast aus Chemnitz hatte zwar ein optisches Übergewicht, konnte daraus aber keinen Profi schlagen. Bei den Eimsbüttelern schien es mit zunehmender Spielzeit mehr und mehr der Fall, dass sie das 0:0 bis zum Ende über die Zeit bringen wollten, da ihnen dieses Resultat zum Aufstieg reichen sollte. Richtig brandgefährliche Situationen nach vorne jedenfalls beschwor der ETV nur noch ein Mal herauf: Nach 72 Minuten versuchte sich Emre Töremis aus der Distanz und zwang den Chemnitzer Torhüter Daniel Hemicker zu einer Glanzparade. Nathanael Sallah stand auf der anderen Seite noch zwei Mal im Mittelpunkt des Geschehens. Nach 62 Minuten hatte CFC-Kapitän Erik Tallig zunächst einen Freistoß von rechts nach innen in den Strafraum geschlagen und Tom Ronny Fischer schickte sich an, sich in den Ball zu werfen. Doch Sallah ließ sich nicht irritieren und klärte. Neun Minuten vor dem Ende schoss dann Eckhardt noch einmal auf das ETV-Gehäuse – und wieder hieß der Sieger Sallah.

Sallah: „Das ist einmalig für den Verein – der ETV ist der geilste Club der Welt“

Neue Fußball-Generation, neues Jubel-Ritual: Die ETV-B-Junioren posieren für ein Sieger-Selfie. Foto: KBS-Picture

„Das ist einmalig für den Verein. Es gab noch nie eine Bundesliga—Mannschaft beim ETV“, jubelte der „Man of the match“ und legte im Überschwang der Freude gleich nach: „Der ETV ist der geilste Club der Welt. Was hier in den letzten Jahren passiert ist, ist unglaublich.“ Er selbst, so Sallah, werde als älterer B-Jugendjahrgang so wie gesamte Mannschaft in der kommenden Saison in die A-Jugend rücken und dort mit seinen Teamkollegen in der A-Regionalliga auflaufen. Den Bundesliga-Platz in der B-Jugend nimmt der jüngere Jahrgang des ETV ein, der in der abgelaufenen Spielzeit Vierter in der Hamburger Oberliga wurde. „Selbst, wenn die Jungs in der neuen Saison abgeschossen werden: Sie sind dabei, der ETV ist Bundesligist“, freute sich Sallah, der – mit Hilfe von ganz oben – Profi werden möchte: „Das ist auf jeden Fall mein Ziel. Das strebe ich an und ich bin mir sicher, dass ich es mit Gottes Kraft schaffen werde.“ Vom Coach jedenfalls gab es nach dem Abpfiff der Partie schon jetzt ein großes Lob: „Bei der individuellen Klasse der Chemitzer gar nichts zuzulassen, ist schwierig. Das, was durchkam, hat Natha hervorragend gehalten“, konstatierte Loïc Favé.

Der Jung-Coach, mit 24 Jahren bereits Inhaber der UEFA-A-Lizenz, musste sich im Anschluss an die Partie erst einmal kurz sammeln. „Ich kann das mit Worten noch nicht beschreiben“, sagte Favé schließlich, „ich freue mich erstmal einfach nur.“ Er sei, so der Trainer, der in seinem Statement zum Spiel gleich zwei Mal eine kalte Wasser-Dusche von seinen Schützlingen verpasst bekam, „extrem zufrieden mit unserer Leistung. Im Hinspiel haben wir uns schwergetan. Da hatten wir Probleme, auch wenn das Ergebnis zu unseren Gunsten ausgefallen ist. Dieses Mal haben wir es viel besser gemacht. Wir haben ganz wenig an Chancen zugelassen und uns selbst mehr erspielt als im Hinspiel.“ Auch, wenn Keeper Sallah am Ende etwas herausragte, „haben wir insgesamt eine noch bessere Teamleistung als vor einer Woche gezeigt. Ich denke, damit ist der Aufstieg in die Bundesliga verdient“, befand Favé.  Dass der ETV überhaupt die Chance hatte, als Fünfter der abgelaufenen Serie in den beiden Relegations-Spielen anzutreten, lag daran, dass Werder Bremen II, der VfL Wolfsburg II und der HSV II jeweils nicht in die B-Bundesliga aufsteigen durften, weil dort ihre „Erste“ spielt.

Favé: „Wir haben relativ schnell gemerkt, dass wir gegen jedes Team mithalten können“

Der Moment des Schlusspfiffs: ETV-Coach Loïc Favé (vo.) und die Ersatzbank setzen zum Jubeln an. Foto: KBS-Picture

In die Saison gestartet waren die Eimsbütteler mit dem Ziel, den Klassenerhalt zu realisieren. „Im vergangenen Jahr hättest du mit 37 Punkten absteigen können. Diese B-Regionalliga ist so ausgeglichen, dass es schwierig ist, da im Vorfeld eine genaue Prognose abzugeben“, erklärte Favé, dessen Elf am Ende 45 Punkte einfuhr und heute unter anderem von diversen jüngeren Nachwuchs-Kickern, die unter den Zuschauern waren, sowie der ETV-Liga-Mannschaft (Bezirksliga Nord) unter dem neuen Coach Thorsten Beyer und seinem Co-Trainer Marcel Plewka angefeuert wurde. „Wir haben relativ schnell gemerkt, dass wir gegen jede Mannschaft in der Liga mithalten können“, so Favé, „dass es für uns letztlich bis in die Relegation ging, ist ein Bonus gewesen. Die Jungs haben das die ganze Saison über super gemacht. Es hat Spaß gemacht, mit ihnen zu arbeiten.“ 


Mit den frisch gebackenen Aufstiegs-Kickern zusammenarbeiten – das wird Favé (O-Ton Koray Gümüs: „Er ist eines der größten Trainertalente, das es in Hamburg je gegeben hat“) auch in der kommenden Serie tun. „Ich bleibe bei meinen Jungs. Das Team betreue ich jetzt seit fünf Jahren“, verriet der 24-Jährige, dass er wie seine Schützlinge in der neuen Saison die Farben des ETV in der A-Jugend-Regionalliga vertreten wird. 

Jan Knötzsch