Glashütte II: Mit zwei Generationen zu einem Titel

Selbst die Trainer besaßen bisher keine Herrenerfahrung

26. Juni 2017, 17:14 Uhr

Der neu zusammengewürftelte "Haufen" des Glashütter SV II erreichte nach nur einer Saison mit dieser Konstellation den Titel. Foto: Glashütter SV II

Mit einer zum größten Teil aus der A-Jugend zusammengestellten Truppe ging das Team des Glashütter SV II zu Saisonbeginn 2016/17 - nach dem letztjährigen Abstieg - die Mission Klassenerhalt in der Kreisklasse an. Doch dieses Minimalziel wurde bei weitem übertroffen. Der Meistertitel und der direkte Wiederaufstieg standen am Ende unter dem Strich, wofür Michael Matthews und Norbert Lehmhagen verantwortlich sind, die bis dahin ausschließlich den Nachwuchs trainierten und noch überhaupt keine Erfahrung im Herrenbereich besaßen. Deshalb wurde ihr Triumph natürlich besonders und ausgiebig gefeiert, auch wenn Co-Trainer Lehmhagen dabei nicht anwesend war, da er sich direkt nach dem letzten Spiel ins Ausland aufmachte...

Nach dem Titelgewinn ließen sich die Spieler mit einer "Meisterschale" ablichten. Foto: Glashütter SV II

Wie einigen anderen Vereinen auch, erging es dem Glashütter SV im letzten Sommer, als nach dem Abstieg der Zweiten Herren aus der Kreisliga nur noch ein Bruchteil des Teams vorhanden war. Zudem musste zusätzlich ein neues Trainergespann gesucht werden, das in Michael Matthews sowie Norbert Lehmhagen gefunden wurde - auch wenn beide bis zu diesem Zeitpunkt noch über keine Erfahrung im Herrenberich verfügten, was sich jedoch fortan ändern sollte. Doch dafür musste eine neue Mannschaft auf die Beine gestellt werden, was die erste Amtshandlung des neuen Gespanns war, das bis dato die A-Jugend des GSV in der Landesliga trainierte. „Wir wollten den Verein unterstützen und auch in der Kreisklasse eine Zweitvertretung der Herren an den Start bringen“, so Co-Trainer Lehmhagen. „Dafür mussten wir unseren Platz in der A-Landesliga aufgegeben, weil wir mit 14 jungen Spielern in den Herrenbereich hochgegangen sind.“ Diese Youngster gepaart mit sechs übrig gebliebenen Kickern aus dem Vorjahr und ein paar erfahrenen Neuzugängen, ergaben also das neue Team des Glashütter SV II.

„Das sind zwei völlig verschiedene Generationen“, stellte Lehmhagen fest, dessen Schützlinge tatsächlich aus zwei Grüppchen besteht: Einerseits aus den eben genannten Jungspunden und zum anderen aus einigen Ü30-Akteuren. Diese Mischung schien optimal zu passen, was anfangs allerdings nicht viele für möglich hielten. „Wir haben immer nur gesagt: Bloß nicht absteigen. Das ist alles, was wir erreichen wollten.“ Doch dann kam es völlig anders. Jene Mannschaft setzte sich sogar die Meisterkrone in der Kreisklasse 4 auf und katapultierte sich nach nur einem Jahr zurück in die Kreisliga. Dabei begann die Saison gar nicht so rosig, als die Mannen schon früh das Pokal-Aus hinnehmen mussten und auch das erste Punktspiel direkt verloren ging. Doch dann schworen sich die Mannen vom GSV II ganz offensichtlich nochmal neu ein, was zur Folge hatte, dass sie in der Hinserie keine einzige Niederlage mehr hinnehmen mussten. Ähnlich wie zum Saisonstart, kam man auch nach der Winterpause erstmal nicht so richtig in die Gänge. Auch das neue Jahr wurde mit einer Niederlage eingeläutet. Doch die Erfolgsserie wiederholte sich ebenso. Denn in der Folge gelang es keiner weiteren Equipe, den GSV II zu bezwingen.

Lehmhagen: „Es ist klasse, was das Team über die Saison geleistet hat"

Bei bester Bierlaune präsentierten sich die Spieler zurecht stolz mit der Schale, um somit ihren Erfolg zu feiern. Foto: Glashütter SV II

Der Gedanke, dass zumindest ein Wiederaufstieg gelingen könnte, begann im Frühjahr zu reifen, als der damalige Tabellen-Zweite TuRa Harksheide III am 2. April mit 5:0 nach Hause geschickt wurde. „Ab dem Zeitpunkt fingen wir an, daran zu glauben, dass wir es tatsächlich packen könnten“, so Lehmhagen, der unbedingt noch etwas loswerden wollte: „Michael und ich haben einfach noch keine Erfahrung im Herrenbereich und deshalb ist es klasse, was die Mannschaft die Saison über geleistet hat. Wir Trainer lernen schließlich auch noch dazu. Und das konnten wir wirklich. Wenn das Team im Laufe der Saison irgendwelche Fehler gemacht hat, dann hat es diese größtenteils alleine wieder ausgebügelt. Das war eine echt gute Leistung.“

Eben genau diese Leistungen führten letztlich zum großen Triumph. „Das ist eine echt tolle Story, von der ich hoffe, dass sie natürlich positiv weitergeht“, so Lehmhagen. Doch die Ziele für das kommende Jahr werden erstmal sehr klein gehalten, wie der Co-Trainer klarstellte: „Wir können die Stärke der Mannschaft überhaupt nicht richtig einschätzen und deshalb müssen wir einfach abwarten, was sich entwickeln wird. Ein Platz zwischen acht und zwölf wäre ganz schön, aber ich kann ganz ehrlich nicht sagen, ob das etwas wird. Wir wollen so wie im letzten Jahr einfach nur die Klasse halten. Das ist das oberste Ziel.“ Als jene Erwartungshaltung das letzte Mal ausgesprochen wurde, endete es mit dem Meistertitel, der natürlich am letzten Spieltag bis um drei Uhr in der Früh auf der eigenen Anlage ausgiebig gefeiert wurde, was Lehmhagen jedoch nicht am eigenen Leib zu spüren bekam, da er sich direkt nach dem Abpfiff nach Dänemark aufmachte, wo bereits die Familie auf den Meistertrainer wartete. „Die Mannschaft hat mich mit den Bierduschen nach dem Apfiff unseres letzten Spiels zum Glück nicht erwischt, sodass ich mich sofort aufmachen konnte, um in den Norden zu fahren“, während das Team sich versammelte, um gemeinsam den Titel und den Aufstieg zu begießen.

Autor: Mathias Merk