„Ich habe manchmal Schmerzen, wenn ich beim Autofahren die Kupplung trete“

Was macht eigentlich: Rafael Monteiro (ehemals Oststeinbeker SV)?

Dennis Kormanjos
15. Juni 2017, 08:00 Uhr

„Natürlich würde ich mich sehr darüber freuen, wenn ich eines Morgens aufwachen würde und die Schmerzen wären weg. Aber der Glaube daran fehlt“, sagt Rafael Monteiro. Foto: KBS-Picture

Er war einer der aufgehenden Sterne am Hamburger Fußball-Himmel – sowohl als Futsaler im Trikot der Hamburg Panthers als auch auf dem grünen Rasen. Die Rede ist von Rafael Monteiro, der einst den Oststeinbeker SV mit 44 Toren nahezu im Alleingang in die Oberliga schoss. Danach wurden diverse höherklassige Clubs hellhörig. Einige Regionalligisten jagten den „Knipser“, doch der blieb dem OSV treu – zumindest, bis sich der Club selbst „zerstörte“. Danach sollte es beim SC Alstertal-Langenhorn für Monteiro endlich wieder aufwärts gehen, doch stattdessen begann für den mittlerweile 27-Jährigen eine lange Leidenszeit, in der Torturen statt Tore für ihn im Vordergrund standen. 

„Natürlich würde ich mich sehr darüber freuen, wenn ich eines Morgens aufwachen würde und die Schmerzen wären weg. Aber der Glaube daran fehlt“, sagt Rafael Monteiro, der mit dem Fußball nahezu komplett „abgeschlossen“ hat. Denn: „Es ist keine Besserung in Sicht“, so der Linksfuß, dem eine große Karriere hätte bevorstehen können. Wenn da nicht diese vielen Verletzungen gewesen wären. Bereits zu seiner Zeit in Oststeinbek spielte er häufig mit Schmerztabletten. Zu abhängig war die Mannschaft von dem Portugiesen. „Ich habe mir Cortison gespritzt, sämtliche Tabletten eingeschmissen und mich damit durchgequält. Das ist ja eigentlich nicht der Sinn und Zweck des Ganzen“, erkennt auch Monteiro, der in den vergangenen zwei Jahren ebenso viele Operationen über sich ergehen lassen musste. „Ich war in all der Zeit bestimmt bei sieben oder acht Ärzten. Überall habe ich andere Diagnosen erhalten.“

„Ich habe seitdem kein Amateurspiel mehr live angeguckt“

„Ich sehe das eigentlich nicht so. Es stimmt, dass ich durchaus in die Regionalliga hätte wechseln können. Aber ich habe es schon vorher selbst verbockt“, erklärt Monteiro. Foto: KBS-Pictiure

Nach seiner Zeit in Oststeinbek wagte der Linksfuß einen neuen Anlauf beim SC Alstertal-Langenhorn. An eine Rückkehr auf den Fußballplatz war aber auch hier nicht zu denken. „Es gab so viele Fehldiagnosen: Von einer Zyste im Fuß über sämtliche Frakturen am Sprunggelenk. Ich bin von einem Arzt zum nächsten, bis einer zu mir sagte, dass ich ein Loch im Knochen des Sprunggelenks hätte und mit einer OP alles wieder weg wäre.“ Nach jener Operation traten jedoch neuerliche Probleme auf. „Die Wunde ist vernarbt und nicht richtig verheilt.“ Spätestens zu diesem Zeitpunkt war auch Monteiro klar, dass er mehr oder weniger Sportinvalide ist. Dabei stand ihm eine so rosige Zukunft bevor – wenngleich der 27-Jährige selbst sagt: „Ich sehe das eigentlich nicht so. Es stimmt, dass ich durchaus in die Regionalliga hätte wechseln können. Aber ich habe es schon vorher selbst verbockt“, blickt er selbstkritisch zurück.

Führt man sich die ganze Verletztengeschichte mal vor Augen und vor allem, wie alles begann, dann klingt das Szenario wie ein schlimmer Alptraum. „Es war im Jahr 2014, als wir mit den Hamburg Panthers in Stuttgart gespielt haben. Ich war mit Yalle (Yalcin Ceylani; Anm. d. Red.) auf einem Zimmer, als ich nachts wachgeworden bin und laut aufgeschrien habe. Es ist nicht bei einem Spiel, in einem Zweikampf oder sonst irgendwo passiert, sondern aus heiterem Himmel“, verrät Monteiro. Seitdem habe er sich „kein Amateur-Fußballspiel mehr live angeguckt und die letzten drei Jahre auch überhaupt keinen Sport mehr machen können“, wie er sagt. Schlimmer noch. „Ich habe manchmal schon Schmerzen, wenn ich beim Autofahren die Kupplung trete.“ Mittlerweile macht Rafael Monteiro seinen Fachlogistik-Meister bei der Jungheinrich Norderstedt AG & Co. KG. Zu einigen seiner ehemaligen Mitspieler pflegt er aber noch heute einen guten Kontakt – vor allem zu den Jungs von den Hamburg Panthers.