„Wenn ich Angst hätte, dann hätte ich die Aufgabe nicht angenommen“

Der künftige Teutonia-Trainer Sören Titze im FussiFreunde-Gespräch

01. Juni 2017, 13:25 Uhr

Basteln derzeit am neuen FC Teutonia 05: Der künftige Coach Sören Titze (li.) und Manager Bert Ehm. Foto: Heiden

Eines ist schon jetzt sicher: Der FC Teutonia 05 wird ein neues Bild bekommen. Nicht nur, weil der Club mit Sören Titze einen neuen Trainer bekommt. Nicht nur, weil der Club künftig in der Ober- statt in der Landesliga auf die Jagd nach Toren und Punkten geht. Nein, auch weil das Personal an einigen Stellen erneuert wird: Zehn Zugänge sind es, die „T05“ bisher vermeldet hat – und auch Titze selbst sagt: „Es ist ein Umbruch, den wir vollziehen.“ Dennoch gibt es nicht wenige, die den Club von der Kreuzkirche als keinen „normalen“ Aufsteiger sehen. Eine Sichtweise, mit der sich Sören Titze nicht so ganz anfreunden kann. 

Bei Trainern spricht man am Ende, wenn sie mit ihrer Mannschaft Triumphe eingefahren haben, gerne davon, dass die Übungsleiter die Architekten oder die Väter des Erfolgs sind. Das mag zutreffen. In gewisser Weise aber sind Coaches auch Künstler. Diejenigen, die aus vielen Bestandteilen, Materialien und Ideen das große, das ganze Bild konzipieren. Derjenige, der das neue Bild des FC Teutonia 05 entwirft, ist Sören Titze. In Hamburg ist der 32-Jährige bestens bekannt. Nicht als Trainer, aber als Spieler. Jahrelang stand Titze im Kader des TSV Buchholz. Seite an Seite mit seinem Bruder Henrik Titze. Gecoacht von Vater Thomas Titze. Nach seinem Karriere-Ende bei den Kickern aus der Nordheide zog es ihn zunächst einmal weg aus dem Hamburger Amateurfußball. Hin zum TSV Winsen in die Bezirksliga 2 im Kreis Lüneburg. Nun ist der großgewachsene Blondschopf zurück – und das mit klaren Ansichten, Meinungen und Zielen.

„Man kann uns nicht mit Oberliga-Spitzenteams vergleichen“

„Es ist ein Umbruch, den wir vollziehen", sagt Sören Titze über die Kaderplanung des Clubs von der Kreuzkirche. Foto: Heiden

Da wäre zum Beispiel diese Sache mit der Sichtweise auf „T05“. Nachdem der Verein die Landesliga Hammonia nach Belieben dominierte, sprachen die Ersten schon von einem „Landesligisten im Oberliga-Mantel“ und prophezeien den nächsten großen Angriff der „Kreuzkirchler“. „Klar: Wir holen neue Spieler. Aber das machen andere auch. Nur wird bei uns anders darüber berichtet, wenn wir neun oder zehn Neue haben, als das bei anderen Oberligisten der Fall ist“, sagt Titze, und merkt zurecht an: „Es sind nicht die Oberliga-Topspieler, die wir holen. Das sind andere Fußballer, die nicht das Format haben wie die Spieler, die Top-Clubs wie Dassendorf oder Concordia holen oder geholt haben.“ Ein Danijel Suntic zum Beispiel „hat in der Landesliga bei einem Verein gespielt, der abgestiegen ist“. Das, so Titze, gelte auch im Fall von Mirko Oest. „Frederic Böse hat oft auf der Bank gesessen. Felix Dieterich ist ein noch sehr junger Spieler. Natürlich ist da auch ein Emre Coskun dabei oder ein Isaac Akyere – aber der hat in den letzten beiden Saisons kaum gespielt“ relativiert Titze den Blick auf sein künftiges Team.

„Es ist ein Umbruch, den wir vollziehen“, konstatiert der 32-Jährige und ergänzt: „Wir haben eine Mannschaft, die gut ist und mit der man nicht mit dem Anspruch, bloß nicht abzusteigen in die Saison gehen kann.“ Doch es gibt das große „Aber“: „Ob wir richtig gute Oberliga-Spieler haben, müssen die Jungs eine komplette Serie über zeigen. Man kann uns – auch von den Neuen her – nicht mit Oberliga-Spitzenteams vergleichen“, befindet Titze, „und es gibt ja auch noch andere Mannschaften, die nach oben drängen. Aus meiner Sicht gibt es fünf Spitzenmannschaften, zu denen Dassendorf, Cordi und Buchholz gehören.“ Was dann das Ziel des Bildes „Teutonia 05“ ist, das Titze zeichnet? Nun, ganz einfach: „Wir wollen eine gute Rolle spielen und in der Lage sein, jeden schlagen zu können. Wir müssen uns jedoch finden, wir haben noch keine Eingespieltheit. Das ist ein Prozess, der Zeit benötigt. Auch ein Markus Weinzierl bei Schalke 04 hat gute Spieler. Aber das ist etwas, was nicht von heute auf morgen klappt...“

„Ich bin selbstbewusst genug und habe die Rückendeckung vom Verein“

„Ich möchte in erster Linie ein Trainer sein, der Spaß am Fußball vermittelt ", sagt Sören Titze (hi., hier als Spieler gegen Condors Rafael Kamalow). Foto: KBS-Picture

Mit seiner Mannschaft, deren Stärken und den Schwachstellen jedenfalls ist Titze („Ich weiß gar nicht, wer mich letztlich als Teutonia-Trainer vorgeschlagen oder das forciert hat. Bert Ehm hat mich angerufen und wir haben einen Termin vereinbart“) schon bestens vertraut. „Ich habe sieben Spieler der Mannschaft gesehen“, erklärt er und geht kurz ins Detail: „Wir haben zu viele Tore bekommen: In der Vorbereitung gab es ein 5:5 gegen Rugenbergen, ein 6:5 gegen Billstedt und ein 2:3 gegen Meiendorf. Und das sind alles keine Oberliga-Spitzenmannschaften. In der Liga hat sich die Mannschaft gegen Pinneberg II und Niendorf II auch schwergetan“, verdeutlicht der künftige Coach, wo es unter anderem gilt, den Hebel anzusetzen, und verrät auch gleich, auf was für einen Trainertyp sich das Team, der Teutonen-Anhang und der Hamburger Amateurfußball einstellen müssen.

„Ich möchte in erster Linie ein Trainer sein, der Spaß am Fußball vermittelt und erreicht, dass die Spieler mit Selbstvertrauen ins Training und ins Spiel gehen. Wir wollen ballbesitzorientierten Fußball spielen. Die Zuschauer sollen eine Einheit auf dem Platz sehen, die sie begeistert“, umreißt Titze seine Vorstellungen und bleibt auch die Antwort auf die Frage nicht schuldig, ob es denn nicht doch eine besondere Aufgabe sei, eine Mannschaft zu coachen, in der nahezu jeder Spieler den Anspruch auf einen Stammplatz anmelden kann: „Ich weiß, dass ich nicht jeden zufriedenstellen kann. Viele sagen, dass das eine Mammutaufgabe ist. Wenn ich Angst hätte, dann hätte ich diese Aufgabe nicht angenommen. Ich hatte auch als Spieler keine Angst, bin selbstbewusst genug und habe die Rückendeckung vom Verein.“

„Sollte sich jemand über die Mannschaft stellen, hat er es mit mir nicht einfach“

Der Teamgedanke, so Titze, liege ihm dabei besonders am Herzen: „Sollte jemand sich als Einzelner über die Mannschaft stellen wollen, dann hat er es mit mir nicht einfach. Hier ist ein toller Verein, der etwas auf die Beine stellen will. Die Spieler müssen sich unterordnen und Respekt gegenüber ihren Mitspielern an den Tag legen. Ich werde nach meinem Empfinden entscheiden und die aus meiner Sicht beste Mannschaft auf den Platz schicken“, sagt der Neu-Coach, der von seinen Co-Trainern Matthias Reincke und Liborio Mazzagatti unterstützt wird. Auch hier ist „läuft's im Teamwork, Aber ich bin der, der die Entscheidung trifft. Das weiß auch die Mannschaft“, sagt Titze, dem besonders wichtig war, dass Reincke mit ihm an der Kreuzkriche angeheuert hat: „Ihn wollte ich unbedingt dabei haben. Wir arbeiten täglich zusammen. Er tickt so wie ich, wir sind auf einer Wellenlänge.“ Auch mit Bert Ehm „spreche und plane ich täglich. Ich muss mich bedanken, wie alle im Verein seit zwei Monaten mit mir zusammenarbeiten und mitziehen. Es läuft hervorragend und ich würde mich freuen, wenn das so weitergeht. Dann können wir unsere Ziele erreichen“, so Titze abschließend.

Jan Knötzsch