Rose, der Große – „Die Jungs haben schon gelacht“
Trotz „Schlafwagen-Fußball“: EN verteidigt Titel – Alle Stimmen und Videos
Brach nach seinem Traumtor in letzter Sekunde in unbändigen Jubel aus: Jan-Philipp Rose. Foto: KBS-Picture.de
Hinzu kam eine große Prise Glück, dass in der Schlussminute der regulären Spielzeit ein nicht geahndetes Foulspiel von Jan Lüneburg an HR-Keeper Mirko Oest ungeahndet blieb, woraufhin ein verdutzt drein blickender Linus Meyer die Kugel über die Linie stupste – und zumindest eine kleine Prise Glück, dass der „unhaltbare Traumschuss von ‚Rosi‘“, so Keeper Johannes Höcker, in der 120. Minute in den rechten Giebel rauschte und für pure Ekstase beim haushohen Favoriten sorgte. Da war sie mal da, diese unbändige Freude. Aber im Nachgang übte man sich vielmehr darin, Erklärungsversuche für die spielentscheidende Situation zu liefern. Und darin, Komplimente an den Gegner zu verteilen. So auch Kapitän Koch. „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Großes Kompliment an HR. Die hätten es auch wirklich verdient gehabt, zu gewinnen. Natürlich freue ich mich, aber es war definitiv nicht unser bestes Spiel. Wir haben HR in die Karten gespielt und es einfach nicht gut gemacht. Am Ende ist es zwar scheißegal, weil wir gewonnen haben. Aber naja…“
"Das war ja teilweise Schlafwagen-Fußball“
Dieses „Naja“ war dann wohl auf die Entstehung des 1:1 bezogen. Das Tor, das den Garstedtern wieder Leben einhauchte. Denn davon war bis zu dem Moment nicht viel zu sehen. „Das war überhaupt nicht gut von uns, überhaupt nicht souverän und auch ohne Tempo. Das war ja teilweise Schlafwagen-Fußball“, konstatierte Jan Lüneburg, einer der gefragtesten Gesprächspartner nach Schlusspfiff. „Ob‘s verdient ist oder nicht, das interessiert mich im Moment nicht. Es war auf jeden Fall sehr unglücklich für HR. Sie hätten den Sieg auf jeden Fall auch verdient gehabt. Ich denke, dass sie frühzeitig die Chance auf das 2:0 hatten. Das machen sie nicht – und sowas kann sich dann im Fußball eben rächen.“ Und es hat sich gerächt, wenngleich auf äußerst fragwürdige Art und Weise. „Ich muss gestehen: Ich habe mich schon umgedreht, weil ich nicht gedacht hätte, dass das ein Tor ist“, fand Koch ehrliche Worte, fügte allerdings auch gleichzeitig an: „Ich kann nichts dafür, was der Schiri entscheidet. Wenn er so entscheidet, dann ist das für uns zum Glück so, für HR leider so gewesen.“
"Muss es mir nochmal anschauen, um objektiv sagen zu können, ob‘s ein Foul war"
Und wie sah Lüneburg selbst die Situation, an der er maßgeblich beteiligt war? „Die tun mir echt leid. Ich kenne ja ein paar Jungs, habe mit drei von ihnen zusammengespielt. Sie hätten es genauso verdient wie wir. Sie haben es gut gemacht, gut gekämpft und dann vielleicht durch so eine Fehlentscheidung in der letzten Minute...“ Fehlentscheidung in der letzten Minute? Ein „Geständnis“, dass dem Tor ein Foulspiel seinerseits vorausging? „Wenn‘s eine Fehlentscheidung war, dann ja. Wir rasseln auf jeden Fall zusammen. Ich muss es mir nochmal anschauen, um objektiv sagen zu können, ob‘s ein Foulspiel war oder nicht.“ Bereits im letzten Jahr kam EN erst kurz vor Ultimo gegen Altona zum Ausgleich, um dann in der Verlängerung mit dem AFC kurzen Prozess zu machen. Davon war die Heyne-Elf an diesem Nachmittag jedoch meilenweit entfernt. Der mehr als nur umstrittene Ausgleichstreffer in der Nachspielzeit, die Kraftvorteile – sowohl physisch als auch psychisch – sowie das Momentum, das nun vollkommen in Richtung des Favoriten ausschlug: All das sprach für eine einseitige Verlängerung. Stattdessen blieb die Eintracht träge, torungefährlich und wirkte phasenweise auch planlos.
Rose: "Die Jungs haben schon gelacht"
Johannes Höcker (li.) verhindert mit einem sensationellen Reflex das 0:2 gegen Christian Okafor. Foto: KBS-Picture.de
Bis zur allerletzten Situation. Bis zu jenem Augenblick, als Jan-Philipp Rose aus 25 Metern halblinker Position einfach mal Maß nahm und – fast in Lüneburg-Manier gegen Altona im Vorjahr – die Kugel in den rechten Giebel jagte! Ausgerechnet Rose, dachten sich zumindest seine Mitspieler. „Die Jungs haben schon gelacht, dass ich eigentlich der schlechteste Schütze in der Mannschaft bin. Aber ich bin einfach nur froh, dass der reingegangen ist.“ Und weiter: „Es ist ein schönes Gefühl, dass wir das Spiel noch gewonnen haben. Viele haben vielleicht nicht mehr dran geglaubt. Man muss sagen: HR hat ein super Spiel gemacht, die Räume zugestellt und uns das Leben schwer gemacht. Dass wir dann so zurückkommen, ist natürlich super für uns. Ich bin einfach nur noch glücklich. Aber ich muss HR hohen Respekt zollen. Sie waren verdient im Finale.“
Gegner im DFB-Pokal? "Hauptsache nicht Fürth!"
Währenddessen gestand Keeper Johannes Höcker, der sein Team vor allem in Minute 81, als Christian Okafor mutterseelenallein auf ihn zusteuerte, im Spiel hielt, nicht nur, dass er sich „seelisch schon auf ein Elfmeterschießen eingestellt hatte“, sondern auch: „Dass es so schwer wird, hätte ich wirklich nicht gedacht. HR hat sich tapfer geschlagen, in der eigenen Hälfte fast alles verteidigt. Zum Schluss war es schon ein bisschen glücklich für uns, dass muss man sagen, wenn man in der 90. Minute das Tor zum Ausgleich und in der 120. das Siegtor macht. Aber danach sind alle Dämme gebrochen. Wir freuen uns, dass wir es noch drehen konnten und den Fans, die wieder eine super Choreo gemacht und uns voll unterstützt haben, den zweiten Pokalsieg nacheinander schenken konnten.“ Und wen wünscht man sich nun im DFB-Pokal als Gegner? „Darüber habe ich mir noch überhaupt keine Gedanken gemacht. Hauptsache nicht Fürth! Vielleicht mal was aus der Bundesliga.“ Da hätten wir nichts dagegen und gratulieren dem FC Eintracht Norderstedt zur Titelverteidigung im ODDSET-Pokal!
Die verärgerten und wütenden Reaktion des unterlegenen Underdogs - HIER
AUF SEITE 2 gibt's die PK mit Heiko Barthel, HFV-Pressesprecher Carsten Byernetzki, HFV-Präsident Dirk Fischer und Dirk Heyne - sowie am Ende dann doch feiernden Favoriten im Video!
Autor: Dennis Kormanjos
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