Hui (S)bou: „Koura“-giert zum Klassenerhalt

Elazig Spor schickt Hamm mit 5:2-Sieg in die Bezirksliga

21. Mai 2017, 20:17 Uhr

Grenzenlose Freude: Die Elazig-Spieler um Dreifach-Torschütze Kalif Koura (Zweiter v. re.) und den überragenden Youssef Sbou (Zweiter v. li.). Foto: Knötzsch

Seit elf Jahren gibt es den Hamm United FC nun – und bislang kannte der Verein eigentlich immer nur Höhen. Doch das ist seit dem heutigen Sonntag anders. Schon vorm direkten Duell mit dem FC Elazig Spor stand fest: alles andere als ein Sieg würde den „Geächteten“ im „Abstiegs-Endspiel“ auf dem Grandplatz an der Wendenstraße nicht helfen. Dass sich der HUFC richtig reinhängen würde, war letztlich ein Trugschluss: „Elazig hat man viel mehr angemerkt, dass sie die Klasse halten wollten“, erklärte HUFC-Ligamanager „Jassi“ Huremovic nach der 2:5-Niederlage und konstatierte: „Wir sind verdient abgestiegen.“ United-Stürmer Oliver Kunkel sprach von seinem „schlimmsten Tag in sieben Jahren Hamm“, während es bei den Hausherren zwei Helden gab, von denen einer beinahe gar keiner geworden wäre... 

Diese eine, kleine verbale Spitze konnte sich Youness Sbou dann doch nicht verkneifen. Der Spieler des FC Elazig Spor mit der Nummer 19 auf dem Rücken hatte gerade Alessandro Schirosi etwas 20 Meter vor dem Tor unsanft gestoppt. „Spiel doch mal richtig Fußball, Digger“, herrschte ihn Hamm Uniteds „Zehner“ wütend an. Youness Sbou blieb ruhig und konterte cool: „Guck doch einfach mal aufs Ergebnis, Digger!“ Das sah zu diesem Zeitpunkt für Schirosi und seine Teamkollegen bereits alles andere als gut aus. 2:4 stand es zu diesem Zeitpunkt aus Sicht der Gäste. Dass der kurz zuvor eingewechselte Christian Szubert fast mit dem Schlusspfiff noch einen fünften Treffer für Elazig Spor folgen ließ – geschenkt aus Hammer Sicht. Denn da stand längst das fest, was seit Wochen über dem HUFC schwebte, aber keiner für möglich gehalten hatte: Der Verein aus Hamm muss ausgerechnet im verflixten siebten Landesliga-Jahr den bitteren Abstieg in die Bezirksliga hinnehmen.

Kunkel: „Das ist für mich der bitterste Tag in den sieben Jahren, die ich jetzt hier spiele“

Für HUFC-Stürmer und Ex-Profi Mustafa Kucukovic (schwarzes Oberteil, mit Handy in der Hand) war der Nachmittag bereits nach zwölf Minuten gelaufen. Foto: Knötzsch

„Ich bin jetzt die kompletten sieben Landesliga-Jahre hier. Wir hatten immer wieder Ambitionen, aufzusteigen. Wir hatten immer wieder die Chance dazu und haben es verpasst. Jetzt steigen wir ab. Das ist für mich ist der bitterste Tag in den sieben Jahren, die ich jetzt hier spiele“, erklärte HUFC-Stürmer Oliver Kunkel nach dem Abpfiff. „Das Spiel heute ist ein Spiegelbild der Saison: Elazig hat offensiv einen einzigen guten Spieler, der läuft jedes Mal gegen drei oder vier Leute durch. Dadurch schießen sie am Ende fünf Tore. Wenn Du Dir so viele Gegentreffer einfängst, dann kannst Du nicht gewinnen. Der Siebener von Elazig hat das Spiel und den Abstiegskampf entschieden.Wir werden eine Weile brauchen, bis wir das richtig verstanden haben. Das einzige, was man uns zugute halten kann, ist, dass wir trotz des 2:5 nicht aufgegeben haben, sondern immer weiter angerannt sind. Es haben aber einfach viele Dinge nicht gestimmt. Nicht nur auf das Spiel heute, sondern auf die ganze Saison bezogen“

Der Mann, dem Kunkel die spielentscheidende Rolle zusprach, hört auf den Namen Youssef Sbou – und machte ein bärenstarkes Spiel! Nach 14 Minuten – Hamms Ex-Profi Mustafa Kucukovic hatte da angschlagen im Sturmzentrum längst für Kunkel Platz gemacht – packte jener Youssef Sbou den „Hammer“ aus: Aus gut und gerne 25 Metern zog er ab, der Ball klatschte an den rechten Innenpfosten und ging von da ins Netz – 1:0 und entsprechend großer Jubel auf Seiten der Gastgeber, die zehn Minuten später nachlegten: Diesmal ließ Youssef Sbou gleich mehrere Gegner wie Fahnenstangen stehen, umkurvte auch den aus seinem Tor geilten Samuel Graudenz und schoss Richtung Kasten. Kurz vorm Gehäuse kam Kalif Koura an den Ball und versenkte – 2:0. Die komplette HUFC-Abwehr und die Besetzung der Bank der „Geächteten“ monierten lautstark – und wohl auch zurecht – eine Abseitsstellung Kouras. Schiedsrichter Gerrit Breetholt (GW Eimsbüttel), der unter Beobachtung stand und sich abgesehen von dieser Szene durch seine Spielleitung und sein souveränes Auftreten für höhere Aufgaben empfahl, gab den Treffer dennoch.

Youssef Sbou: „Ich wollte unbedingt mit den Jungs zeigen, dass wir in die Landesliga gehören“

Engagiert: Elazig-Coach Hüseyin Aydin (vo.) instruiert seine Mannschaft an der Seitenlinie. Foto: Knötzsch

Immerhin: Kurz vor der Pasue kam der HUFC zum Anschlusstreffer. Danijel Suntic hatte von rechts einen Freistoß in den Strafraum gebracht, den Hauke Harrsen am zweiten Pfosten wieder nach innen köpfte. Gökhan Ermis rutschte der Ball über den Scheitel und landete im eigenen Tor (39.). Doch allzu viel konnte United nach dem Seitenwechsel mit diesem Geschenk nicht anfangen. Ganz im Gegenteil: In der zweiten Hälfte waren gerade einmal drei Minuten gespielt, als Volkan Al Youssef Sbou bediente und der erneut den Zug zum Tor suchte. Er scheiterte zwar an Graudenz, doch Koura versenkte den Abpraller zum 3:1 (48.). Und weil dieses Zusammenspiel so gut klappte, durften die beiden gleich noch einmal ran: Youness Sbou steuerte mit dem Ball Fuß Richtung Tor und wurde gefoult, brachte den Ball aber trotzdem noch zu Koura, so dass Referee Breetholt Vorteil kaufen ließ. Und Koura? Der schoss zum 4:1 ein (64.). Hamm machte es anschließend durch Schirosis 2:4 (71.) nochmal spannend und hätte sogar noch mehr Hektik verursachen können, doch nach 82 Minuten scheiterte Schirosi per Freistoß an der Latte. Es folgte Szuberts finaler Treffer zum 5:2 nach Vorarbeit von Al und Elazig konnte danach lautstark den Ligaerhalt feiern.

„Man verliert nicht nur den eigenen Ruf, wenn man absteigt. Das hätte auch für die Mannschaft gegolten. Ich und das Team hatten den Abstieg nicht verdient“, konstatierte Youness Sbou nach dem Spiel und begründete: „Man muss bedenken, wie wir in die Saison gestartet sind: Ohne Plan und ohne einen richtigen Trainer. Wir sind sind erst seit der Winterpause richtig zusammengewachsen. Seit wir regelmäßig trainieren und Hüseyin Aydin wieder unser Coach ist, lief es besser. In der Hinrunde hatten wir hier Spieler, von denen wir selbst nicht wussten, wer das ist.“ Unter Aydin habe „die Chemie in der Mannschaft wieder gestimmt. Wir waren in Spielen wie gegen Billstedt, Paloma, Barsbüttel oder Meiendorf nicht schlecht und haben gezeigt, dass wir auf diesem Niveau spielen können und kein Absteiger-Team sind“, erklärte Sbou, bei dem lange auf der Kippe stand, ob er überhaupt auflaufen würde: „Ich war ganze Woche über mit einer Grippe richtig krank. Am Donnerstag hat der Trainer gefragt, ob es klappt. Ich wollte spielen, bin am Donnerstag und Samstag gejoggt und habe sonst nur regeneriert statt zu trainieren. Ich wollte unbedingt mit den Jungs zeigen, dass wir in die Landesliga gehören.“

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