„Wir feiern, bis am Samstag das letzte Bundesligaspiel abgepfiffen wird!“

Der Hoisbütteler SV kommt aus dem Windschatten und schnappt sich den Titel

20. Mai 2017, 02:13 Uhr

Die Jungs des Hoisbütteler SV feierten sich verdientermaßen in der Kabine, bevor es zur weiteren Party ins Vereinsheim ging. Foto: Mathias Merk

Im Titelfernkampf, der 4,98 Kilometer Luftilinie entfernt voneinander ausgefochten wurde, vertrieb der Hoisbütteler SV mit einem 7:1-Kantersieg über den TSC Wellingsbüttel II den bisherigen Tabellenprimus Ahrensburger TSV und setzte sich somit selbst die Krone auf. Dabei war das nicht einmal das erklärte Ziel, wie Hoisbüttel-Coach Alexander Windt gestand: „Wir wollten eigentlich nur den einen Punkt holen, den wir für den Aufstieg gebraucht haben. Es war nicht unbedingt das Ziel, als Meister aufzusteigen.“ Ziel verfehlt: Denn letztlich schüttelte man den Nachbarn tatsächlich noch ab, was vor allem Top-Torjäger Marco Vogler zu verdanken war, der gleich fünf Buden erzielte und somit eine sehr lange Partynacht einleitete....

Zu Spielbeginn begrüßten Anhänger des Hoisbütteler SV ihr Team mit Rauchtöpfen in den Vereinsfarbein schwarz und weiß. Foto: Mathias Merk

Am Freitagabend ging der Hoisbütteler SV punktgleich mit Tabellenführer Ahrensburger TSV als Zweiter der Kreisliga 6 in die Partie gegen den TSC Wellingsbüttel II, während nur wenige Autominuten von der eigenen Anlage entfernt der ATSV den bereits abgestiegenen TSV DuWo 08 zu Gast hatte. Lediglich ein Treffer Differenz machte den Unterschied beider Teams aus, was zur Folge hatte, dass Hoisbüttel sein Heimspiel am Bullenredder auf jeden Fall höher gewinnen musste, als der Nachbar.

Und tatsächlich ließ Hoisbüttel den Gästen von Welle II ab der ersten Sekunde keine Chance, auch nur ansatzweise etwas Zählbares mit nach Hause zu nehmen. Die Mannen des jungen Trainers Alexander Windt - der 24-Jährige coacht seit acht Jahren die Jugend und übernahm nach der Trennung von Rainer Pomerenke erstmal bis Saisonende als Interimslösung den Trainerposten - gingen bereits nach wenigen Minuten in Führung. Im gesamten weiteren Verlauf der Partie ließen die Hausherren die Gäste nicht zur Entfaltung kommen, indem sie sehr hoch verteidigten und ein frühes Gegenpressing einleiteten. Dabei trat die Windt-Elf sehr souverän, ruhig und abgeklärt auf, weshalb sich der größte Teil der ersten Hälfte im Mittelfeld abspielte, ehe Hoisbüttel anfing, ein wahres Fußball-Feuerwerk abzubrennen und tatsächlich in Richtung Meistertitel zu marschieren.

Vogler: „Fünf Treffer in einer Partie sind mir noch nie gelungen"

Fünffacher Torschütze und Top-Torjäger des Teams, Marco Vogler (links), schoss sein Team zum Titel. Foto: Mathias Merk

Kurz vor der Pause setzte es nämlich einen Doppelschlag innerhalb von 43 Sekunden zur zwischenzeitlichen 3:0-Führung, was nach den ersten 45 Minuten die Tabellenführung bedeutete, da Ahrensburg im Parallelspiel nicht über eine 1:0-Führung hinaus kam. Den zweiten Treffer erzielte übrigens Nico Zerrath mit freundlicher Mithilfe des gegnerischen Abwehrspielers Jonas Pahlke. Das Besondere daran: Es war das 100. Saisontor des HSV! Und genau mit dieser Power machte der Gastgeber nach Wiederanpfiff weiter. Es waren noch keine neun Minuten gespielt, da stand es auch schon 5:0. Der Gegner schien zu diesem Zeitpunkt geschlagen, gab aber dennoch nicht auf. Denn die Gäste versuchten weiter, einen Weg zum gegnerischen Tor zu finden, allerdings sollte ihnen dieser verwehrt bleiben. Sie fanden einfach kein Mittel gegen die äußerst stark auftretenden Hoisbütteler. Nicht gegen deren Abwehr und auch nicht gegen die Offensive des Heimteams, die mit der Defensive der Gäste teilweise sogar Katz und Maus spielte. Allen voran Marco Vogler, der in diesem Spiel, das am Ende 7:1 für die Gastgeber endete, beachtliche fünf Buden erzielte und somit seine Mannschaft zum Titel schoss, da der ATSV es bis zum Schluss nicht schaffte, seine Führung auszubauen. „Ich habe in der Vergangenheit schon hin und wieder mal drei Tore in einem Spiel erzielen können, aber fünf Treffer in einer Partie sind mir bisher noch nie gelungen“, erzählte der Goalgetter im Anschluss stolz. Dass ihm dieses Kunststück auch noch in einer so wichtigen Begegnung gelang, war natürlich ein ganz besonderes Erlebnis für den Knipser.

Windt: „In mir ist ein ganz spezielles Gefühl"

Immer wieder erschien Hoisbüttel im Angriff mit einer personellen Überzahl. Foto: Mathias Merk

Schon vor Anpfiff nahm Jungcoach Windt seinen Schützlingen jeglichen Druck aus den Segeln. „Ich habe den Jungs gesagt: Wenn man als zweiter Bergsteiger den Gipfel erreicht, ist der Blick ins Tal genauso schön.“ Dass es nun sogar der oberste Gipfel wurde, muss wohl erst noch gänzlich realisiert werden. Denn nach dem Abpfiff skandierte das Team zumeist „Spitzenreiter, Spitztenreiter, hey, hey!“, statt sich als Meister hochleben zu lassen. Sicherlich ist der frisch gebackene Titelträger auch an erster Stelle der Tabelle, allerdings würde die Betonung des Gesamterfolges noch mehr ins Gewicht fallen. „Ich fühle mich irgendwie noch gar nicht als Meister. Denn in mir ist erstmal ein ganz anderes, spezielles Gefühl“, erklärte Windt hinterher. „Den Großteil der Mannschaft kenne ich seit zwölf Jahren und sieben der Spieler kenne ich, seitdem sie neun Jahre alt sind und ich sie trainiere. Das löst gerade so ein spezielles Gefühl in mir aus, dass ich hier jetzt so stehen kann und dass sich die ganze investierte Arbeit so auszahlt. Das ist einfach der Wahnsinn.“


Sicherlich wurde im weiteren Verlauf des Abends auch beim emotional aufgewühlten Trainer die Stimmung etwas lockerer - und vielleicht half das eine oder andere Mischgetränk ebenfalls, das Erreichte zu realisieren. Denn im Anschluss an das Spiel gab das Team zunächst alles, „um die Kabine auseinanderzureißen“, wie Torjäger Vogler beschrieb, bevor es dann mit allen gemeinsam ins Vereinsheim ging. „Dort werden wir viel trinken und die ganze Nacht feiern. Und wahrscheinlich noch darüber hinaus, bis dann am Samstag das letzte Bundesligaspiel abgepfiffen wurde“, kündigte Windt an. Dabei traf es einen Spieler besonders hart: Mannschaftskapitän Dominik Schmoock leistete sich während der Partie nämlich ein unnötig rüdes Foul, sodass er mit einer glatt Roten Karten von Schiedsrichter Marcel Hass - absolut zurecht - vom Platz gestellt wurde. Diese Aktion hatte für ihn zur Folge, dass er sich damit qualifizierte, seiner Mannschaft als Wiedergutmachung den ersten „Tower“ gefüllt mit einem alkoholischen Mischgetränk auszugeben.

Vogler: „In Wismar werden die Flaschen vom obersten Regal genommen"

In dieser Situation hielt Welle II - Keeper Jorg-Philip Ansen einen Schuss mit einer schönen Parade. Insgesamt griff der Torsteher jedoch sieben Mal hinter sich. Foto: Mathias Merk

Zum Unparteiischen sei noch gesagt, dass er die gesamte Begegnung souverän leitete und selbst bei drei Platzverweisen und einem Elfmeter jedes Mal die absolut richtigen Entscheidungen traf. Schiri Hass hatte das Geschehen zu jeder Zeit im Griff. Genauso wie die Hausherren das Geschehen auf dem Platz mit vielen bravourös vorgetragenen Spielzügen. Davon profitierte vor allem Marco Philipp Vogler (5., 42., 50., 54., 84.) - aber auch Nico Zerrath (41.) und Janusz Buchner (86.). Während Daniel Reckstadt in der 51. Minute per Strafstoß zwischenzeitlich auf 1:5 aus Sicht der Gäste verkürzte.

Auf die Frage, ob Vogler nun der Mannschaft für seinen Fünferpack einen ausgeben muss, oder ob er auf Kosten des Teams trinken darf, antwortete der Stürmer mit einem Schmunzeln: „Da wir einige Studenten und auch Schüler unter uns haben, werde ich wohl nächste Woche in Wismar die eine oder andere Runde schmeißen.“ Denn diese Reise ist mittlerweile schon zur Tradition geworden. Windt: „Wir haben einen ehemaligen Mitspieler, der aus Wismar kommt. Deshalb sind wir da irgendwann mal alle zusammen hingefahren und behalten es seitdem jedes Jahr nach der Vorbereitung so bei. Nur in diesem Jahr haben wir beschlossen, bereits eine Woche nach dem letzten Spiel die Reise anzutreten. Gerade unsere jungen Kicker werden dort noch einiges an Geschichte lernen und etwas für sich mitnehmen können“, blickt er bereits sachlich in die Zukunft, während sein Meisterschütze Vogler noch etwas mehr aus dem Nähkästchen plauderte: „In Wismar wird dann auch mal die eine oder andere Flasche vom ganz obersten Regal genommen und getrunken. Das wird schon eine echt lustige Fahrt.“ Lustig Lustig könnte es für den HSV auch in der Bezirksliga werden, in der laut Windt zunächst nur der „Klassiker“ vom Nichtabstieg ins Auge gefasst wird. Zum Aufstieg dorthin und zum Titel in der Kreisliga 6 gratuliert abschließend auch die gesamte FussiFreunde-Redaktion dem Hoisbütteler SV!


Die Mannschaft des Hoisbütteler SV feiert die errungene Meisterschaft in der Kabine


Autor: Mathias Merk