Juventude ist Meister und schreibt Geschichte!

Bundesweit erster portugiesischer Klub in einer Landesliga

14. Mai 2017, 21:13 Uhr

Das Meisterteam der Bezirksliga-Süd 2016/17: Juventude do Minho. Foto: Mathias Merk

Vor dem Spiel reiste der FTSV Altenwerder als Tabellenführer der Bezirksliga Süd nach Wilhelmsburg, um beim ärgsten Verfolger Juventude do Minho den Spitzenplatz zu verteidigen. Allerdings fegte der portugiesische Club über die Gäste hinweg, übernahm durch einen 5:0-Kantersieg den Thron und machte damit auch noch die Meisterschaft fix. Der Aufsteiger feiert somit den zweiten Titel in Folge und steigt deutschladweit als erster portugiesischer Verein in die Landesliga auf! Francisco Araujo, Erster Vorsitzender von Juve: „Ein Traum ist wahr geworden!“ Als Meister- und Aufstiegsprämie wird für die ganze Mannchaft eine Reise nach Malle bezahlt, doch bis dahin wird erstmal im eigenen Vereinsheim ordentlich gefeiert....

Bereits nach einer guten Viertelstunde brachte Murat Bayram sein Team auf Meisterkurs, wofür er herzlichst gedrückt wurde. Foto: Mathias Merk

Vor der Spitzenpartie hätte sicherlich kein Experte gedacht, dass es am Ende eine so klare Angelegenheit werden sollte. Juve-Trainer Rogelio Riveros: „Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen. Ich war so aufgeregt und bin eigentlich davon ausgegangen, dass das ein knappes Spiel wird.“ Doch am Schluss gewannen seine Jungs fulminant gegen den bisherigen Tabellenführer mit 5:0, womit sie über den FTSV Altenwerder hinweg zur Meisterschaft fegten. Gäste-Coach Daniel Rossa: „Am Ende ging das Ergebnis aus meiner Sicht vielleicht um ein, zwei Tore zu hoch aus. Aber Juve ist absolut verdient Meister geworden“, zollte der Zepterschwinger weit nach Abpfiff, während die Meisterfeier bereits im vollen Gange war, den Portugiesen Respekt, auch wenn er und sein Team „tieftraurig“ ob der vergebenen Titelchance seien. „Für den Ablauf und Ausgang des Spiels übernehme ich die vollste Verantwortung, denn heute haben wir uns auch vercoacht“, so Rossa.

Rossa: „Zum Schluss war es nur noch ein Schaulaufen"

Völlig frei lief Bayram auf den Keeper zu und suchte sich für den Treffer zum 3:0 die Ecke aus. Foto: Mathias Merk

Dabei sah am Anfang der Partie noch alles nach einem offenen Schlagabtausch aus, da sich die Akteure beider Seiten nichts schenkten und zumindest Torannäherungen hüben wie drüben gab. Doch nach einer guten Viertelstunde netzten die Wilhelmsburger das erste Mal ein. Murat Bayram drückte die Kugel aus zwei Metern zum 1:0 über die Linie, nachdem er das Leder von Marcel Kopmann per Kopf aufgelegt bekam (16.)! Juventude war also auf Meisterkurs, was die Mannen des Trainer-Trios David und Jens Perez sowie Riveros dann mit dem zweiten Treffer durch Hamilton Alvarez Sanchez bestätigten, als dieser in der 29. Minute einen direkten Freistoß zum 2:0 verwandelte. Ab diesem Zeitpunkt wurde Juventude immer stärker und bissiger, was den FTSV merklich bremste. „All das, was wir uns vorgenommen haben, hat Juventude umgesetzt. Und als der zweite Treffer fiel, hat das die Jungs dann sehr gehemmt“, gestand Rossa ein, dessen Team in der zweiten Halbzeit zwar nochmal alles probierte, doch spätestens nach dem dritten Gegentreffer in der 76. Minute dann wohl auch gedanklich die Krone an die „Perlstiegler“ abgab. Die Rossa-Schützlinge fanden einfach kein Mittel gegen die überaus stark auftretenden Hausherren und vor allem auch keines gegen Juves Toptorjäger Bayram, der nach einem unbedrängten Sololauf über das komplette Halbfeld nicht nur zum 3:0 traf, sondern auch noch seinen 24. Saisontreffer markierte. „Zum Schluss war es einfach nur noch ein Schaulaufen“, erkannte Rosa an. Denn die Wilhelmsburger legten nochmal ordentlich was obendrauf: In der 82. Minute gelang Mario Miguel da Rocha Costa mit einem schönen Lupfer über Keeper Timo Friedrichsen das 4:0, bevor Ali Bulut vier Zeigerumdrehungen vor dem Ende sogar noch die fünfte Bude nachlegte.

Araujo: „Die Mannschaft hat mir einen Traum erfüllt!"

Trainer Jens Perez wurde von seinem Team in die Lüfte geworfen. Foto: Mathias Merk

Dabei gerieten die letzten beiden Tore sogar zur Nebensache, da die Trainer und die gesamte Ersatzbank nach dem dritten Torerfolg bereits das Feiern begannen. Während noch zehn Minuten zu absolvieren waren und das Geschehen auf dem Feld weiter seinen Lauf nahm, skandierten die Teamangehörigen von außerhalb bereits: „Landesliga, Landesliga, hey, hey!“ Die ersten Sektduschen wurden verteilt und die Stimmung weiter angeheizt. Als dann der Abpfiff ertönte, gab es kein Halten mehr. Jeder, der es mit Juventude hielt, rannte auf den Platz. Spieler, Trainer und Verantwortliche lagen sich in den Armen und die Zuschauer feierten ihre Helden, die sich dann im Meisterkreis mit Gesängen hochleben ließen, ehe sie ihren Trainer Jens Perez in die Lüfte warfen.

Die Freude beim neuen Meister der Bezirksliga-Süd war riesengroß. So groß, dass wirklich keiner vor irgendwelchen Duschen sicher war. Am härtesten traf es tatsächlich Perez, der stets wachsam sein musste. Doch sobald er sich einem Interview der Presse gegenüber widmete, kamen seine Jungs schon wieder von hinten angelaufen, um ihm - unter anderem - einen ganzen Eimer mit eiskaltem Wasser überzuschütten, was Perez aber wohl aufgrund der meisterlichen Emotionen und den warmen Außentemperaturen weniger ausgemacht haben dürfte. An eine normale Spielanalyse war zu jenem Zeitpunkt nicht zu denken. So brachte es Riveros auf den Punkt: „Ein 5:0-Sieg sagt doch schon alles.“ Da befassten sich alle Beteiligten lieber damit, was in den letzten Monaten alles erreicht wurde. Denn nicht nur, dass Juventude soeben der zweite Meistertitel hintereinander und der Durchmarsch von der Kreis- in die Landesliga gelang, zudem wurde noch wirklich Historisches geschafft. Allen voran Präsident Francisco Araujo hatte mit feuchten Augen zu kämpfen: „Was jetzt in mir los ist, kann ich nicht beschreiben. Ich finde dafür keine Worte. Ich bin so sehr stolz auf die Mannschaft. Sie haben mir einen Traum erfüllt!“ Immerhin ist Juventude do Minho nun deutschlandweit der erste portugiesische Verein, der den Aufstieg in die Landesliga vollbracht hat. „Damit haben wir Geschichte geschrieben“, betonte Araujo, der den Spielern bereits letzten Sommer während der Teamreise auf Mallorca, die als Belohnung für den Aufstieg spendiert wurde, folgendes versprach:„Ich sagte ihnen: Wenn sie es schaffen, mir irgendwann meinen Traum von der Landesliga zu erfüllen, dann werden wir wieder nach Malle fliegen und die Kosten übernehmen. Aber: Dieses Mal wird es noch viel besser!“

D. Perez: „Die Gegner in der Landesliga können sich hier in unserer roten Hölle warm anziehen!"

Das Trainer-Trio in der Mitte: Jens Perez (2. v. li.), Rogelio Riveros (Mitte) und David Perez (2. v. re.). Foto: Mathias Merk

Das Trainer-Trio freute sich auch schon auf die Mannschaftsreise. Unisono riefen sie: „Jetzt wird erstmal ordentlich gefeiert. Malle lässt grüßen!“ Allerdings muss darauf noch etwas gewartet werden, da der Trip aufgrund des Ramadan erst Ende Juni stattfinden wird, weil man auch auf die muslimischen Spieler Rücksicht nehmen will. Bis dahin würde genug Raum für Überlegungen bezüglich der Landesliga bleiben, aber daran soll jetzt noch kein Gedanken verloren werden, wie Riveros klarstellte. „Erstmal müssen wir das, was wir jetzt geschafft haben, verarbeiten.“ Jedoch hatte David Perez dann doch noch eine kleine Kampfansage an die kommenden Gegner parat: „Das hier ist die rote Hölle“, nahm der Trainer Bezug auf den heimischen Grandplatz und sagte abschließend: „Wir sind hier seit zirka vier Jahren in Ligaspielen ungeschlagen. Die Gegner können sich hier in unserer roten Hölle auf was gefasst machen. Sie können sich schon mal warm anziehen, denn so einfach wird das nicht für sie!“ Ob es wirklich so kommt und wie lange es dauert, bis die erste Heimniederlage eintritt, bleibt abzuwarten. Doch jetzt gratuliert natürlich auch erstmal die gesamte FussiFreunde-Redaktion zum Erfolg. Juve Vamos!

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Autor: Mathias Merk